Nach mutmaßlichen Massakern
Baerbock sagt 300 Millionen Euro zusätzliche Hilfen für Syrien zu
Nach den mutmaßlichen Massakern an Zivilisten im Westen Syriens hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock die Übergangsregierung zum Schutz der Minderheiten im Land aufgerufen. Sie sagte zudem 300 Millionen zusätzliche Hilfen für Syrien zu.

© AFP/NICOLAS TUCAT
Bundesaußenministerin Baerbock sagt Syrien weitere Hilfen zu. (Archivbild)
Von AFP
Nach den mutmaßlichen Massakern an Zivilisten im Westen Syriens hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) die Übergangsregierung in Damaskus zum Schutz der Minderheiten im Land aufgerufen. „Es kann nur eine friedliche Zukunft für Syrien geben, wenn es einen inklusiven politischen Prozess gibt“, sagte Baerbock am Montag am Rande eines Treffens der EU-Außenminister in Brüssel. Sie sagte zudem 300 Millionen zusätzliche Hilfen für Syrien zu.
Der friedliche Wiederaufbau des Landes sei „eine Mammutaufgabe“, sagte Baerbock in Brüssel. Deutschland werde dafür „der UN und ausgewählten Organisationen weitere 300 Millionen Euro für diesen friedlichen Prozess und für die Menschen in Syrien und für die Menschen in der Region zur Verfügung stellen“.
Nach Angaben des Außenministeriums kommen 168 Millionen Euro der Summe aus dem Auswärtigen Amt und 133 Millionen Euro aus dem Bundesentwicklungsministerium. Mehr als die Hälfte der bereitgestellten Mittel soll demnach den Menschen in Syrien zugute kommen, mit weiteren Mitteln sollen syrische Flüchtlinge und Aufnahmegemeinden in Jordanien, Libanon, Irak und der Türkei unterstützt werden.
Baerbock fordert Aufklärung mutmaßlicher Massaker
Weiter forderte Baerbock die syrische Führung auf, mutmaßliche Massaker in dem Land aufzuklären. „Die Übergangregierung muss sicherstellen, dass sie die Kontrolle über die unterschiedlichen Akteure in ihrem Sicherheitsapparat hat“, betonte sie.
Auch Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) forderte eine Aufklärung der mutmaßlichen Massaker, warnte allerdings davor, die Unterstützung für Syrien einzustellen. Dies wäre bei allen Risiken „falsch“ erklärte sie am Montag. Syrien habe jetzt „die historische Chance auf eine friedliche und stabile Entwicklung“, es müsse alles dafür getan werden, diese Entwicklung auch zu unterstützen, betonte Schulze.
In der Sendung „Frühstart“ von RTL und ntv sagte Schulze zudem, Deutschland könne „über 6000 Ärztinnen und Ärzte“ entsenden, um zu helfen, in Syrien wieder Kliniken aufzubauen. Die Entwicklungsministerin sprach sich zudem für weitere Lockerungen der Sanktionen aus. Nur so könne Syrien wirtschaftlich wieder auf die Beine kommen.
In der vergangenen Woche war es im Westen Syriens zu den bisher heftigsten Kämpfen seit dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad durch die islamistische HTS-Miliz am 8. Dezember gekommen. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden mindestens 1383 Zivilistinnen und Zivilisten getötet, die meisten davon Angehörige der religiösen Minderheit der Alawiten, der auch Assad angehört.
Die neue syrische Führung hat wiederholt versichert, die Minderheiten im Land schützen zu wollen. Die Alawiten fürchten jedoch Vergeltungsmaßnahmen gegen ihre Gemeinschaft - sowohl als religiöse Minderheit als auch wegen ihrer Treue zur Assad-Familie.
Im Anschluss an das Treffen der EU-Außenminister findet in Brüssel am Montag eine Unterstützerkonferenz für Syrien statt. Dabei soll es um humanitäre Hilfe für das Land und Nachbarstaaten wie die Türkei und den Libanon gehen, die zahlreiche Geflüchtete aufgenommen haben. Mit dem syrischen Außenminister Asaad al-Schaibani soll erstmals ein Vertreter der Übergangsregierung an dem Treffen teilnehmen.