Außenministerin bei Caren Miosga
Baerbock über Eklat im Oval Office: „Konnte es nicht ertragen“
Annalena Baerbock gehörte am Sonntagabend zu den Talk-Gästen bei Caren Miosga, die über die Demütigung Selenskyjs durch US-Präsident Trump und seinen Vize Vance sprachen. Dabei verriet die Außenministerin, was sie beim Anblick des Schauspiels fühlte.

© dpa/Michael Ukas
Außenministerin Annalena Baerbock kritisierte Trump und Vance mehrfach scharf.
Von Sascha Maier
Es wird wohl noch die ganze Woche ein beherrschendes Thema in deutschen Polit-Talkrunden sein: US-Präsident Donald Trump und sein Vize JD Vance haben den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vor der Weltöffentlichkeit gedemütigt, sich breitbeinig über seinen fehlenden Anzug lustig gemacht und die Verlässlichkeit der Vereinigten Staaten als Partner des Westens grundsätzlich in Frage gestellt.
So geschehen am Freitagabend deutscher Ortszeit. Da samstags keine politischen Talkshows im Fernsehen ausgestrahlt werden, war Caren Miosga am Sonntag in der ARD die Erste, die sich dem Thema mit womöglich weitreichenden Folgen für die Weltordnung widmete.
In der Runde saß auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), die sich bereits zuvor zu den Ereignissen mit den Worten „Eine neue Zeit der Ruchlosigkeit hat begonnen“ zu den Szenen im Weißen Haus geäußert hatte, ihre Kritik am neuen US-Führungsstils aber nicht nur erneuerte, sondern auch über ihr persönliches Empfinden sprach, als sie sah, wie die einstige Führungsmacht der westlichen Welt sich da präsentierte.
Baerbock: Musste zwischendurch ausschalten
„Ich musste zweimal zwischendurch ausschalten“, sagte Baerbock, „weil ich es nicht ertragen konnte, wie da mit dem ukrainischen Präsidenten umgegangen wird.“ Selten herrschte in einer Talkrunde Einigkeit wie in dieser. Auch CDU-Politiker Armin Laschet zeigte sich entsetzt über das Verhalten. Selbst bei Staaten, die verfeindet sind, habe es so etwas noch nicht gegeben. Wie Baerbock plädierte er dafür, die europäische Verteidigungspolitik notfalls auch ohne die Amerikaner zu organisieren.
Damit stimmten beide Politiker in einen Chor ein, der seit dem Eklat im Weißen Haus von deutschen Spitzenpolitikern angestimmt wurde: Sowohl Wahlsieger Friedrich Merz (CDU) als auch Olaf Scholz (SPD) stellten sich nach den desaströs verlaufenen Verhandlungen im Oval Office demonstrativ schützend vor die Ukraine. Die AfD hingegen bewertet die Situation anders. Tino Chrupalla, gemeinsam mit Alice Weidel Fraktionsvorsitzender im Bundestag, nannte Selenskyj nach den Ereignissen auf X einen „Bettelpräsidenten“, Weidel bezeichnete den Vorfall als „historisch“, AfD-Rechtsaußen Björn Höcke zeigte sich verständnislos, dass Selenskyj eine seit „Jahrhunderte[n] fein austarierte Etikette für internationale Begegnungen“ ignoriert habe.