Barmeister küssen Apotheke wach

Eine zweite Apotheke in Stuttgart wird nun gastronomisch genutzt. An der Hohenheimer Straße wird ein Kleinod aus dem Jahr 1901 zur Bar-Location.

Die ehemalige Stitzenburg-Apotheke an der Hohenheimer Straße ist mittlerweile eine Bar-Location.

© /STZN

Die ehemalige Stitzenburg-Apotheke an der Hohenheimer Straße ist mittlerweile eine Bar-Location.

Von Uwe Bogen

Stuttgart - Wer die Stitzenburg-Apotheke betritt, landet wie in einer Zeitmaschine im Jahr 1901. Das Interieur mit antiken Schränken im Jugendstil ist in gut hundert Jahren kaum verändert worden, was der Denkmalschutz auch verhindern würde. Ein Kleinod verbirgt sich hinter der historischen Fassade der Hohenheimer Straße 38. Etwa 40 000 Autos fahren hier Tag für Tag entlang. Wo einst Hustensaft über den Tresen ging, werden Drinks gereicht.

Am Eugensplatz ist bereits aus einer Apotheke ein Szenetreff geworden. Für die gastronomische Nutzung eines ehemaligen Pharmageschäfts gibt’s in Stuttgart nun ein zweites Beispiel. Zuletzt befand sich die Spirituosengalerie in diesem einzigartigen Ambiente. Nach deren Auszug hat Frank Mangold, der Chef des im Jahr 2000 gegründeten Eventdienstleisters Barmeister, die Räume übernommen. Viele Jahre lebte er in Berlin und schwärmt nun: „In Stuttgart habe ich mein persönliches Traumobjekt gefunden.“

Die Stitzenburg-Apotheke stammt aus einer Zeit, als es keine Tankstellen gab und Autofahrer ihren Treibstoff in Apotheken kauften. Namensgeber ist Uhrmacher Christian Friedrich Stitz, der Anfang des 19. Jahrhunderts ein Gartenlokal eröffnete, das er Stitzenburg nannte. Man kann sich kaum sattsehen in diesem Kleinod, das an ein Museum erinnert: Braune Fläschchen stehen in den Regalen, Schubladen sind mit Medizinnamen beschriftet. Teile der früheren Arzneidosen sind Sektgläsern und Flaschen gewichen, weil in dieser einzigartigen Location neues Leben eingezogen ist. Draußen wird die Schrift „Stitzenburg-Apotheke“ bleiben, aber um ein Schild ergänzt, auf dem Barmeister steht.

„Nach monatelangen Renovierungsarbeiten und Umbauten gibt es nun einen neuen Platz, sich zu treffen, auszustellen, Lesungen zu halten und vieles mehr“, sagt Frank Mangold, der einst in Stuttgart die Hafenbar betrieben hat sowie ein Pop-up-Store in der Fluxus Temporary Shopping Mall. Zu seinen Kunden zählen Mercedes, der Deutsche Sparkassenverlag sowie die Deutsche Hypo. Bis zu 60 Personen finden Platz in der ehemaligen Apotheke. Bislang gibt es keine festen Öffnungszeiten. Da die Barmeister ihr Büro direkt darüber haben, ist die Tür oft auf, damit Passanten staunen können. Die Vergangenheit ehren und mit der Gegenwart verbinden – Genießer haben an der Hohenheimer Straße eine neue Adresse, auf dass Nostalgie eine Zukunft hat.

Zum Artikel

Erstellt:
22. April 2025, 22:10 Uhr
Aktualisiert:
22. April 2025, 23:56 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen