Bauarbeiten zu zweit und Haustürkonzerte
Stadtkapelle unterrichtet und musiziert per Internet, Bürgerschaft Kirchenkirnberg schafft am Mehrzweckgebäude beim Bädle weiter
Wegen der Kontaktbeschränkungen, Abstands- und Hygieneregeln infolge der Coronapandemie können die Vereine der Walterichstadt ihren Aktivitäten nicht wie sonst nachgehen. Während manche fast komplett pausieren (müssen), führen andere trotzdem wichtige Elemente ihrer Arbeit weiter, zum Teil mit kreativen Ideen im Internet.

© E. Klaper
Wenn es um die Besetzung bei einem Balkon- oder Haustürkonzert von Mitgliedern der Stadtkapelle geht, ist die Familie Eitel klar im Vorteil (von links): Marian (Baritonsaxofon), Stefan (Trompete), Julian (Kornett), Tiziana (Querflöte) und Andrea Eitel (Klarinette) haben vor Kurzem ihr siebtes Ständchen für die Nachbarn gegeben. Foto: E. Klaper
Von Elisabeth Klaper
MURRHARDT. Dies verdeutlichen die Stellungnahmen verantwortlicher Vorstandsmitglieder, die an dieser Stelle einfach als beispielhafte Vertreter und im Sinne einer nicht repräsentativen Stichprobe dienen sollen. Ein Vorreiter beim Einsatz moderner Medien ist der Musikverein Stadtkapelle. „Seit dem Benefizkirchenkonzert zugunsten des Fördervereins Kirche vor Ort am 8. März ruht der Ausbildungsbetrieb mit Präsenzunterricht der vereinseigenen Musikschule, ebenso der Probenbetrieb der drei Kapellen Hit Kids, Jugendstadtkapelle und Blasorchester“, berichtet Stefan Eitel, Vorsitzender des Bereichs Musik.
Stattdessen finde seither der Instrumentalunterricht komplett über das Internet statt – in verschiedenen Variationen. „Manche Lehrer machen Liveunterricht über unterschiedlichste Internetplattformen, andere spielen Übungen den Schülern vor, die wiederum Aufnahmen zurückschicken. Egal auf welche Art und Weise unterrichtet wird – es ist anders, aber der Unterricht funktioniert reibungslos, was für unseren Verein extrem wichtig ist“. Denn so könne die Stadtkapelle weiterhin Unterrichtsgebühren erheben und die Instrumentallehrer bezahlen, betont Eitel.
Besonders gut angekommen sei eine kreative Aktion des Jugendleiters Kevin Perri: Die Stadtkapellenjugend erfreute mit dem Mutmacherhit „Don’t stop believin‘“ (Verliere nicht den Glauben) alle Mitglieder und Freunde mit einer musikalischen Collage. Dabei haben die Nachwuchsmusiker kurze Aufnahmen an Perri geschickt, die er dann zu einem Video zusammengeschnitten hat. So war es möglich, dass die Jugendlichen zwar leider nicht bei einem persönlichen Treffen, aber mithilfe dieser Videocollage gemeinsam musizieren konnten.
Schwieriger sei die Situation hingegen bei den Dirigenten der Orchester. Weil wichtige Veranstaltungen ausfielen, habe die Stadtkapelle zurzeit keine Einnahmen mehr, darum bezahle man die Dirigenten aktuell aus den Rücklagen. Indes werde sich die finanzielle Situation noch erheblich verschärfen, da das Waldfest am Alleensee an Christi Himmelfahrt am 21. Mai und das Stadtfest am zweiten Juliwochenende in diesem Jahr nicht stattfinden können. Somit werden die beiden Haupteinnahmequellen des Musikvereins nicht sprudeln, beklagt der Vorsitzende des Bereichs Musik.
Nichtsdestotrotz habe das Blasorchester bereits die Noten für das Hauptwerk des Herbstkonzerts „Der Magnetberg – ein Märchen aus 1001 Nacht“ angeschafft und an die Musiker zum Üben verteilt. „Außerdem beteiligt sich ein Großteil der Orchestermitglieder jeden Sonntag um 18 Uhr an sogenannten Balkonkonzerten. Dabei ist Ludwig van Beethovens ,Freude, schöner Götterfunken‘ in den unterschiedlichsten Besetzungen in Murrhardt und Umgebung zu hören. Zwischenzeitlich wurde das Repertoire erweitert um einige Ohrwürmer wie den ,Böhmischen Traum‘ von Norbert Gälle, und die Nachbarn freuen sich über die willkommene Abwechslung und kommen zum Zuhören auf die Straße“, erzählt Eitel. Dabei sei es jedoch nicht möglich, dass unterschiedliche Musiker sich zu einem Konzert treffen, das Musizieren geht nur innerhalb der häuslichen Wohngemeinschaft. Dabei stellt die Familie Eitel wohl das aktuell größte Ensemble in Murrhardt: Sie spielen zu fünft auf dem Balkon oder vor der Tür ihres Hauses. „Diese Aktivitäten lassen unser Vereinsleben irgendwie weiterlaufen, aber wir vermissen die gemeinsamen Proben und natürlich die persönlichen Treffen getreu unserem Motto ‚Wir machen die Musik‘ sehr“, bedauert Stefan Eitel.
Auch für den Verein Bürgerschaft Kirchenkirnberg sei es schwierig, seine Vorhaben umzusetzen und die Saison rund um das vereinseigene Bädle zu planen, wobei noch völlig unklar ist, ob es heuer überhaupt eine Badesaison gibt, verdeutlicht Vorsitzender Martin Fritz. „Wir wollten eigentlich bis zum 15. Mai unsere Baumaßnahmen am Mehrzweckgebäude so weit fertig haben, damit das WC zur für diesen Tag geplanten Eröffnung des Bädles benutzbar ist. Auch wollten wir unser Bädle neu gestrichen haben. Leider wird hieraus nichts, denn wir können die Bauarbeiten nur im kleinen Stil weiterführen, da nur einzeln oder zu zweit gearbeitet werden kann.“ Trotzdem gehe es voran, wenn auch nur langsam.
Auch versuche man, die Investitionen so gering wie möglich zu halten. Die Mitglieder der Bürgerschaft engagieren sich seit jeher stark für die Dorfgemeinschaft in Kirchenkirnberg. „Wir haben schon Hilfe angeboten“, wie einkaufen zu gehen oder anderweitig zu unterstützen. Da es aber keine Rückmeldungen gab, geht Martin Fritz davon aus, dass kein Bedarf besteht und alles untereinander organisiert werden kann.
„Mich haben schon viele Bewohner gefragt, wann es endlich wieder losgeht mit unseren Bürgertreffs im Bädle, denn diese Möglichkeit zum gemütlichen abendlichen Beisammensein fehlt uns schon“, berichtet der Vorsitzende. Und zum großen Bedauern der Mitglieder kann auch das Salzkuchenfest, das auch viele Besucher aus dem ganzen Umkreis anzieht, immer am letzten Juliwochenende stattfindet und Haupteinnahmequelle des Kirchenkirnberger Vereins ist, nicht stattfinden, da es unter die Kategorie „Dorffeste“ fällt.