EZB-Leitzins

Bauzinsen stabil, Tagesgeld weniger rentabel

Von 3,25 auf 3 Prozent: Rund um den EZB-Zinsentscheid vom 12. Dezember blicken auch Häuslebauer und Sparer auf die Konditionen. Welche Bewegungen sind zu erwarten. Wie reagieren die Aktienbörse und andere Anlageklassen?

EZB-Chefin Christine Lagarde.

© picture alliance/dpa/Arne Dedert

EZB-Chefin Christine Lagarde.

Von Von Hannes Breustedt und Michael Maier

„Das Jahr endet, wie es begonnen hat – mit einem Bauzins von um die drei Prozent“, schreibt der auf Immobilien spezialisierte Finanzdienstleister Dr. Klein in einer Pressemitteilung vor der EZB-Zinsentscheidung am 12. Dezember (14.15 Uhr MEZ).

Bauzinsen: Wird es günstiger?

Dass sich die Seitwärtsbewegung auch in den kommenden Wochen fortsetzen wird, ist zumindest für Dr. Klein ausgemachte Sache: „Der Markt geht von einer erneuten Zinssenkung der Europäischen Zentralbank in diesem Monat aus. Dieses Szenario ist bereits in den aktuellen Bauzins eingepreist, Zinsschwankungen sind daher bis zum Jahresende und auch darüber hinaus nicht zu erwarten.“

Das aktuelle Durchschnittsniveau der Bauzinsen wurde von Dr. Klein Anfang Dezember auf 2,9 Prozent für eine zehnjährige Finanzierung veranschlagt. Erst eine spürbare Änderung der Zinserwartungen am Markt könnte die Bauzinsen günstiger machen, meinen Beobachter. Die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser ist daher über 25 Prozent niedriger als im Vorjahr. Gerade das Neubaugeschäft laufe schleppend, heißt es.

„Insbesondere ältere Häuser mit schlechteren Energieeffizienzwerten haben in den vergangenen Monaten teils deutliche Preisnachlässe verzeichnet und können eine gute Alternative für Käufer sein“, rät Dr Klein. Wichtig sei hierbei jedoch, dass die dann anstehenden energetischen Modernisierungsmaßnahmen mit in die finanzielle Kalkulation einflössen.

Tagesgeld durch EZB-Zinsentscheid unter Druck

Auf erstaunlich hohem Niveau bewegten sich vor der EZB-Zinsentscheidung in Frankfurt unterdessen teilweise noch die Zinsen für Tagesgeld. Zwei deutsche Banken boten sogar mehr als den bisherigen EZB-Leitzins von 3,25 Prozent. Unter bestimmten Bedingungen wie viermonatige Laufzeit oder kurze Zinsgarantie von drei Monaten wurden bis zu 3,5 Prozent offeriert – auch über den 12. Dezember hinaus.

Mit durchschnittlich 1,62 Prozent hatten die Zinsen bundesweit verfügbarer Tagesgeldangebote Anfang Dezember jedoch den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr erreicht. Ein Viertel aller Geldinstitute zahlt weitaus weniger, nämlich 0,25 Prozent, berichtet n-tv. Bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken liege der Tagesgeldzins im Schnitt bei bescheidenen 0,57-0,58 Prozent. Auch nach der EZB-Zinsentscheidung mit der Senkung von 3,25 auf 3,0 Prozent dürfte sich daran nicht viel ändern. Lockangebote mit höherer Verzinsung könnten im Gegenteil noch rarer werden.

Tagesgeld vs. Baugeld

  • Tagesgeld-Bandbreite: etwa 0,25-3,5 Prozent
  • Mittleres Nivau der Bauzinsen: 2,9 Prozent (ca.)
  • Stand: Anfang Dezember 2024
  • Quellen: Dr. Klein, n-tv

EZB-Zinssenkung auf 3 Prozent und die Börse

An den Aktienmärkten kommen niedrigere Zinsen in der Regel gut an, da billigeres Zentralbankgeld tendenziell zu erhöhter Liquidität im Finanzsektor führt und mehr Mittel an die Börsen fließen lässt. Die Erwartung, dass die EZB ihre Geldpolitik wieder lockert, gilt als wichtiger Faktor hinter der Dax-Rekordjahr in diesem Jahr. Der Zinsschritt vom Donnerstag ist am Markt allerdings bereits fest eingepreist, ob er die Kurse im Sinn einer „Jahresendrallye“ weiter hochtreiben kann, bleibt deshalb abzuwarten.

EZB-Zinsentscheid, Gold und anderen Anlageklassen

Edelmetalle wie Gold werfen keine Zinsen ab, deshalb lässt die Aussicht auf sinkende Leitzinsen großer Notenbanken wie der EZB, besonders aber der Fed in den USA, die Nachfrage danach normalerweise steigen. Der Goldpreis hat in diesem Jahr ein Allzeithoch nach dem anderen geknackt und handelt trotz leichter Kursrücksetzer weiterhin auf historisch sehr hohem Niveau. Festverzinsliche Anlagen wie Anleihen werden bei sinkenden Zinsen hingegen zu weniger lukrativen Konditionen ausgegeben, was dazu führen kann, dass Anlegergeld aus diesem Bereich abgezogen wird.

EZB-Zinsentscheid bringt günstigere Firmenfinanzierung

Zinssenkungen reduzieren in der Regel die Kapitalkosten von Unternehmen und Investitionsvorhaben. Das ist überall dort sehr hilfreich, wo viel Fremdkapital benötigt wird. Besonders jüngere Firmen mit riskanteren Geschäftsmodellen können auf höhere Bewertungen hoffen, wenn sich der Zugang zu Krediten verbessert und diese günstiger werden, was die Attraktivität für Investoren erhöht. Seit der Zinswende von EZB und Fed sind die Finanzierungen deutscher Start-ups bereits deutlich angestiegen. Laut Daten der Förderbank KfW legte das Volumen im dritten Quartal um 50 Prozent zum Vorquartal zu und erreichte das höchste Niveau seit dem zweiten Vierteljahr 2022.

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Erstellt:
12. Dezember 2024, 13:08 Uhr
Aktualisiert:
13. Dezember 2024, 08:29 Uhr

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