Berliner Band „Make a Move“ beim Sommerpalast
Der Sound der Band Make a Move zeichnet sich durch Einflüsse aus Funk, Elektro und Hip-Hop aus. DJ Frietmachine mischt ebenfalls mit.

© Jörg Fiedler
Make a Move heizen den Besuchern im heißen Zelt nochmals ein. Fotos: Jörg Fiedler
Von Petra Neumann
Murrhardt. Beim Jubiläumsfest des Sommerpalasts heizten die Jungs der Band „Make a Move“ den Zuhörern ordentlich ein. Mit ihrer Mischung aus Rap, Brass und Funk (nach Selbsteinschätzung der Marke de luxe) und kritischen Texten treffen sie den Nerv der Zeit.
Make a Move sind: Alex Will am Bass, Jürgen Meyer an den Drums und Stimmbändern, Christoph Margraf an der E-Gitarre, Matthieu Pérot an der Posaune, allerdings musste Robin Langner wegen einer Verletzung für ihn einspringen. Steffen Heidemann spielt Altsaxofon und Niko Zeidler Tenorsaxofon. Die Texte, auf Deutsch gesungen, behandeln den Zeitgeist, wie er auf manchen Plattformen dargestellt wird. Gemeint ist ein Postglitzerstaat, in dem eh alles paletti ist und es „null Problemo“ gibt, und genau davon handelt der Song „Kein Problem“, nämlich wie man Tik-Tok-gerecht mit Herausforderungen umgeht. Kann ja nur gut gehen. Genau seziert die Formation das illusionäre Gebilde des schizoiden Lebens im 21. Jahrhundert, in dessen computergenerierter Welt man schon mal die Wirklichkeit mit einer Animation verwechseln kann und sich konsumgesteuert durch das Leben kämpft, um angeblich oben mitzuschwimmen, während man nur eine Marionette im System ist und megaaustauschbar.
Das Liebeslied „Le Soleil“ gerät zu einer deprimierenden Selbstanalyse
Stress, Lebenskampf und marktgerechtes Lebensstyling sind wiederholte Themen der groovig rhythmisierten Vertonungen. Das Liebeslied „Le Soleil“, das eigentlich davon handelt, wie trist man sich fühlt, wenn die geliebte Person nicht anwesend ist, gerät zu einer deprimierenden Selbstanalyse. In „Welcome to my Office“ wird beschrieben, dass der heutige Antiheld zum einstigen Antihelden gleichsam öffentlich lebt, sein Büro, das heißt sein Wirkraum, ist die Straße, die ihm die antithetische Inspiration zu der Hightechglitzerwelt der Topunternehmen gibt.
Dabei überzeugen die Musiker live mit ihren ausgefeilten Soli, egal, ob sich Christoph rebellisch wie in den 70ern gibt oder Steffen betont sensibel und sphärisch. Dadurch gewinnen die Stücke an Leben und Unmittelbarkeit.

© Jörg Fiedler
DJ Frietmachine sorgt beim Sommerpalastjubiläum für eine Kunst-Kulinarik-Performance.
Deswegen war das Publikum im Festzelt hingerissen. Johlend begleitete es musikalisch die Band und fühlte sich einfach supergroovy und gut, schließlich sind Make a Move ja auch ihrem Motto verpflichtet, wenngleich sicherlich auch gemeint ist, tatsächlich aus der Gewohnheit auszubrechen und mal einen Schritt in eine nicht vorgeschriebene Richtung zu gehen. Die Kids wurden schnell auf die Bühne geladen und nunmehr zum Superstar gekürt, durften sie gleich mal einen Stage Dive ausprobieren. Einen gekonnt inszenierten Heiratsantrag gab’s auch, Dominik hat seine Caro damit richtiggehend überrascht.
Selina Houwing und Martijn Jansen haben eine Maschine konstruiert, die in vier Stationen die Kartoffel zu Pommes macht
Überraschend verschroben war DJ Frietmachine, die ein inniges Verhältnis zum Erdapfel hat und nach dem Slogan „Born to be fried“ agiert. Selina Houwing und Martijn Jansen aus Amsterdam haben eine superwitzige Maschine im Stil der 50er-Jahre konstruiert, die in vier Stationen die Kartoffel zu French Fries macht (auf Deutsch Pommes genannt). Schritt eins. Aus einem Kartoffelregal sucht sich der Anwärter seine zukünftige Kartoffel aus. Dann muss er nach dem Gesicht seiner Auserwählten suchen und Madame einen Namen geben. In diesem Falle war das Hildegard. Sie wurde dann gewogen und auf die energetische Verbindung zu ihrem Menschen elektromagnetisch untersucht, schließlich muss das Paar ja zusammenpassen. Anschließend ging es zum Schälapparat. Wer die längste Schale schälen konnte, war der stolze Rekordhalter. Bevor es ins Frittierfett ging, musste Hildegard noch gestiftelt und abgetrocknet werden. Das nötige Styling zum festlichen Anlass verpasste ihr der Föhn. Derweil wanderte eine Tüte mit ihrem Namen zu DJ Martijn, der anhand des Namens ihren Charakter erriet und psychologisch geschult ihr zu Ehren den passenden Song aussuchte. Die Kinder waren voll dabei, ihre Pommes selbst herzustellen, und vermutlich wird diese Tüte mit der Kartoffel jene sein, an die sie sich noch eine Weile erinnern werden. „Wir sind so froh, dass wir beim Sommerpalast dabei sein können,“ verriet Selina Houwing. Die Kinder waren es auch.