Blackout: Fragen zu Prävention und Praxis

Bei der Kooperationsveranstaltung mit der Volkshochschule erläutern Mitglieder der Initiative „Unser Bürger-Energiekonzept für die Stadt Murrhardt“ ihre Anliegen. Robin Weigt informiert über die Organisationsstruktur von Katastrophen- und Zivilschutz.

Blick in die Runde der Gesprächspartner am Abend (von links): Christian Schweizer, Robin Weigt, Andreas Winkle und Dieter Schäfer. Nach den Beiträgen und Impulsen schloss sich eine rege Diskussion an. Foto: Elisabeth Klaper

Blick in die Runde der Gesprächspartner am Abend (von links): Christian Schweizer, Robin Weigt, Andreas Winkle und Dieter Schäfer. Nach den Beiträgen und Impulsen schloss sich eine rege Diskussion an. Foto: Elisabeth Klaper

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. „Wir wollen die Bevölkerung dazu motivieren, mitzumachen, präventiv zu denken und zu handeln sowie selbst Vorkehrungen für Katastrophen und Stromausfälle zu treffen“: Dieses Ziel der Initiative „Unser Bürger-Energiekonzept für die Stadt Murrhardt“ (UBE) verdeutlichte Mitorganisator und Moderator Christian Schweizer vielen Interessierten bei der Informationsveranstaltung über Katastrophen- und Zivilschutz in Kooperation mit der Murrhardter Volkshochschule.

Dazu gehören logistische Planung und Priorisierung, Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Infrastruktur, Unterstützung der Rettungsorganisationen und Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern, erläuterte Schweizer im Zimmertheater des Grabenschulhauses. Visionen der UBE seien „die maximale Nutzung erneuerbarer Energien und der maximale Bevölkerungsschutz“: Darum soll Murrhardt „Pilotstandort für integrierte Notstromfähigkeit und Blackoutfestigkeit“ werden, betonte Initiator Dieter Schäfer. „Um unsere Energiezukunft zu sichern, sollten alle Bürgerinnen und Bürger, Stadtverwaltung und Stadtwerke mit anpacken.“ Dazu sei das auf der Gemarkung vorhandene Potenzial erneuerbarer Energie aus Sonne, Wind, Wasser, Bio- und Holzgas produktiv und wirtschaftlich zu nutzen. „Wir als Gesellschaft müssen Maßnahmen treffen für die Folgen eines Stromausfalls“: Die Bürgerschaft sollte als „Erneuerbare Energie-Gemeinschaft“ ein lokales, temporär autarkes Energiesystem betreiben. Dazu gelte es, einen lokalen Strommarkt aus vielen kleinen aktiven Teilsystemen wie privaten Fotovoltaikanlagen oder genossenschaftlichen Windkraftanlagen zu bilden. Zudem sollte ein Containerspeicher im Bereich der Stadtwerke und des Feuerwehrhauses bereitgestellt werden, forderte Dieter Schäfer.

Auf Einladung seines Reservistenkameraden Christian Schweizer informierte Robin Weigt, Oberstleutnant der Reserve und Leiter eines Kreisverbindungskommandos (KVK), als Privatperson über den aktuellen Stand und die Organisationsstruktur des Katastrophen- und Zivilschutzes, ebenso über die Zusammenarbeit zwischen Zivilverwaltungen, Rettungsorganisationen und den KVKs als Schnittstellen zur Bundeswehr. Kommen zivile Rettungsorganisationen in einer Notsituation an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeiten oder reichen diese nicht aus, muss der Landrat des betroffenen Kreises den Katastrophenfall ausrufen und Hilfeleistungen durch die Bundeswehr beantragen.

Entscheidend für die Zusammenarbeit und Unterstützung ist die ständige Kommunikation zwischen zivilen und militärischen Stellen über Satellitentelefone, Handys und Funkgeräte, die ohne Strom funktionieren. Damit Rettungsorganisationen und Bundeswehr handlungsfähig bleiben, gilt es, Tankstellen und Versorgungseinrichtungen mit Notstromaggregaten auszurüsten. Mit solchen Aggregaten sind Landratsämter und Krankenhäuser ausgestattet, aber nur für wenige Tage. Die Bundeswehr kann Rettungsstationen und Lazarette zur Sanitätsversorgung bereitstellen, ebenso verschiedene Geräte, Maschinen wie Schwerlastkräne und Fahrzeuge. Zudem verfügt sie über Feuerwehreinheiten und Heimatschutzunterstützungskompanien mit Pionieren, die beispielsweise Brücken bauen, sowie Feldjägern, die in Kooperation mit der Polizei wichtige Infrastruktureinrichtungen wie Flughäfen, Regierungs-, Verwaltungs- und Versorgungseinrichtungen bewachen sowie den Verkehr regeln können. Es gilt aber, bürokratische Hindernisse wie diverse Verwaltungsvorschriften zu überwinden, damit zivile und militärische Stellen im Notfall schnell und effektiv zusammenarbeiten können, unterstrich Weigt.

Anschließend gab es eine lebhafte Diskussion über verschiedene Aspekte. Eigeninitiative sei wichtig, um in Notsituationen die Freiheit zu behalten, selbst zu handeln, fand Schweizer. Die Stadt hat für die Freiwillige Feuerwehr mobile Notstromaggregate angeschafft: Sie sollen bei einem Stromausfall einen Notfalltreffpunkt und Verwaltungsstab in der Festhalle versorgen. Das neue Regenüberlaufbecken in der Wiesenstraße dient bei Hochwasser als Pumpspeicherkraftwerk zur Stromversorgung für die Pumpen, berichtete der stellvertretende Bürgermeister Andreas Winkle.

„Solange Hochbehälter gefüllt sind, haben wir Trinkwasser“, versicherte der bei der Landeswasserversorgung tätige CDU-Stadtverbandsvorsitzende Gerald Wurster. Die Landeswasserversorgung beziehe bei einem Blackout den Strom für die Pumpen von einem Wasserkraftwerk an der Donau, auch habe sie ein unabhängiges Telefonnetz. Auf kommunaler Ebene seien alle Möglichkeiten zu nutzen, um öffentliche Einrichtungen zu versorgen. Alle kommunalpolitischen Kräfte gelte es zu motivieren, sachlich zusammenzuarbeiten, nachzudenken und zu improvisieren, um Krisen und Notsituationen gut zu überstehen, resümierte der Moderator abschließend.

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Erstellt:
31. Juli 2023, 06:00 Uhr

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