Olympia 2024
Bronze-Medaille aberkannt – jetzt äußert sich US-Turnerin Jordan Chiles
Jordan Chiles, die für die USA bei den Olympischen Spielen antrat, wurde nachträglich ihre Bronzemedaille im Bodenturnen aberkannt. Jetzt spricht die Turnerin auf Instagram erstmals über den Vorfall.
Von Annika Mayer/SID/dpa
Noch vor etwas mehr als einer Woche stand Jordan Chiles umjubelt auf dem Treppchen bei den Olympischen Spielen in Paris. Stolz hielt die US-Turnerin ihre Bronzemedaille in die Kamera und feierte zusammen mit Kollegin und Sport-Star Simone Biles. Doch ihre Freude war nicht von langer Dauer. Am letzten Tag der Spiele wurde Jordan Chiles nach einem Urteil des Internationalen Sportgerichtshof (Cas) die Medaille aberkannt.
Was ist passiert? Bei der Boden-Entscheidung am 5. August hatte das US-Team Einspruch gegen die Wertung von Chiles eingelegt. Nach Prüfung der Videoaufnahmen entschied die Jury, ein Element anzuerkennen und den Schwierigkeitswert nach oben zu korrigieren. Chiles kletterte damit von Rang fünf auf Rang drei. Die Entscheidung fiel erst nach der Verkündung der Platzierungen. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Rumänin Ana Barbosu schon mit der Landesfahne über der Schulter in der Halle ihren dritten Platz gefeiert.
Internationale Sportgerichtshof veröffentlicht Begründung
Der rumänische Verband legte daraufhin Einspruch beim Cas ein mit der Begründung, dass das US-Team die Korrektur nach einer Minute und vier Sekunden statt innerhalb von einer Minute nach Bekanntgabe der Wertung beantragt hatte. Dem schloss sich das Cas an und erklärte die Korrektur nach oben für wirkungslos.
Nach Kritik aus den USA veröffentlichte der Internationale Sportgerichtshof am Mittwoch die Begründung für diese Entscheidung. Der Cas bekräftigte, dass der Protest des US-Turnverbands zu spät kam und Bronze deswegen der Rumänin Ana Barbosu zusteht. „Das Panel möchte darauf hinweisen, dass es seine Aufgabe ist, auf Grundlage der Gesetze und Beweise zu urteilen und beide sind in diesem Fall glasklar“, hieß es.
So reagiert Jordan Chiles
Für die Jordan Chiles war die Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshof bei den Olympischen Spielen ein harter Schlag. Die Turnerin zog sich aus den Sozialen Netzwerken zurück. Am Donnerstag meldete sie sich erstmals auf Instagram wieder zu Wort.
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In ihrem emotionalen Statement dankt Chiles ihren Unterstützern und beschreibt die Erfahrung, ihre Medaille wieder verloren zu haben: „Während ich meine olympischen Erfolge feierte, hörte ich die niederschmetternde Nachricht, dass mir die Bronzemedaille aberkannt wurde“. Die Entscheidung fühle sich ungerecht an und sei ein harter Schlag nicht nur für sie, sondern alle, die sich für sie eingesetzt haben. Zusätzlich sei sie in den Sozialen Medien rassistisch attackiert worden. Das sei „falsch und extrem schmerzhaft“, so Chiles.
US-Turnverband will sich weiter für Chiles einsetzen
In weniger als 24 Stunden wurde der Post mehr als 600.000 Mal gelikt. Der US-Turnverband kommentierte: „Die Medaille ist aus Bronze, aber dein Herz ist aus Gold und das kann dir niemand wegnehmen. Wir unterstützen dich bis zum Ende.“
Zuletzt hatte der Turnverband neues Videomaterial eingereicht, demzufolge der erste Protest aber nach 47 Sekunden, ein zweiter nach 55 Sekunden kommuniziert worden sei. Der Cas darf sich nach Angaben des Verbandes aber gar nicht mehr mit nachträglich eingereichten Beweisen beschäftigen. Der Verband hatte sich offengehalten, den Fall vor das Schweizer Bundesgericht zu bringen.
Sie stehe vor einem der schwierigsten Momente ihrer Karriere, sagt Chiles in ihrem Statement. „Ich werde diese Herausforderung angehen, wie ich es schon bei anderen Herausforderungen getan habe – und werde jede Anstrengung unternehmen, um Gerechtigkeit herzustellen.“ Ganz scheint sie die Hoffnung auf die Medaille noch nicht aufgegeben zu haben: „Ich glaube daran, dass die Leute, die die Kontrolle haben, am Ende dieser Reise das Richtige tun werden.“