Kliniken warnen

Bürokratie führt bei Krankenhäusern zu Milliardenverlusten

Die deutschen Krankenhäuser bewerten ihre wirtschaftliche Lage als ausgesprochen schlecht bis desaströs. Der Hauptverantwortliche für die Misere sei Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach.

Ein Schild mit der Aufschrift „Universitätsklinikum“ steht an einer Einfahrt zum Klinikum Mannheim: Das Defizit der deutschen  Kliniken hat die Marke von 14 Milliarden Euro überschritten.

© dpa/Uwe Anspach

Ein Schild mit der Aufschrift „Universitätsklinikum“ steht an einer Einfahrt zum Klinikum Mannheim: Das Defizit der deutschen Kliniken hat die Marke von 14 Milliarden Euro überschritten.

Von Markus Brauer/AFP

Zunehmende Verluste und eine erhebliche Zunahme der Bürokratieauflagen lassen die deutschen Kliniken nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) immer tiefer in die Krise stürzen. „Die Lage der deutschen Krankenhäuser ist so dramatisch wie noch nie“, sagt DKG-Chef Gerald Gaß.

„Abteilungen werden geschlossen, Personal wird eingespart, Standorte werden aufgegeben, bevor sie in die Insolvenz geraten. Die Konsequenzen bekommen leider auch die Patienten zu spüren“, so Gaß. „Gerade die kleineren Häuser in ländlichen Regionen unter 300 Betten bewerten ihre Lage besonders pessimistisch.“

Defizit von 14 Milliarden Euro

Das gesamte Defizit der Kliniken hat laut Berechnungen der DKG die Marke von 14 Milliarden Euro überschritten. „Inzwischen stecken laut dem Deutschen Krankenhausinstitut rund 80 Prozent der Krankenhäuser in den roten Zahlen“, fährt der Organisationschef fort.

Gaß macht vor allem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) für die sich verschärfende Krise verantwortlich. Die Kliniken würden mit der Kostenexplosion der Inflation allein gelassen und müssten nun um ihr reines finanzielles Überleben kämpfen.

Zugleich verschärfe die Politik die Krise der Kliniken mit immer neuen bürokratischen Auflagen, kritisierte der Verbandschef. „Die Bürokratie allein im ärztlichen Bereich kostet Deutschland so viel wie 60.000 volle Klinikarztstellen.“

„Wir brauchen dringendst Entbürokratisierung“

Sowohl das ärztliche als auch das pflegerische Personal verbringe inzwischen im Schnitt jeden Tag drei Stunden seiner Arbeitszeit mit bürokratischen Vorgaben. „Mit nur einer Stunde weniger Dokumentationsaufgaben, hätten wir bundesweit über 20.000 Ärzte und fast 50.000 Pflegekräfte mehr, die sich um Patienten kümmern könnten“, rechnet Gaß vor. „Das wäre ein großer Beitrag zur Lösung unseres Fachkräftemangels.“

Die Kliniken hoffen laut Gaß nach der Wahl auf eine Korrektur der Krankenhausreform und einen Wechsel in der Gesundheitspolitik. „Es klingt vielleicht abgedroschen, aber wir brauchen wirklich dringendst Entbürokratisierung.“

Künftig weniger Krankenhäuser

Die Krankenhausreform war vergangenes Jahr beschlossen worden. Sie sieht unter anderem eine stärkere Spezialisierung der Krankenhäuser und eine teilweise Abkehr von der Finanzierung über Fallpauschalen vor.

Lauterbach will damit die Behandlungsqualität in den Kliniken verbessern und ein unkontrolliertes Krankenhaussterben wegen finanzieller Probleme verhindern. Die Reform nimmt allerdings bewusst in Kauf, dass es künftig weniger Krankenhäuser gibt und Patienten teilweise längere Wege zur Klinik zurücklegen müssen.

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Erstellt:
28. Januar 2025, 08:54 Uhr

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