Buntes Mosaik aus Tango und Weltmusik

Trio „Tango Transit“ sorgt beim zweiten Konzert in Murrhardt mit virtuosen Interpretationen für großes Hörvergnügen

Als wahre Klang- und Rhythmus-Artisten erweisen sich die vor Fantasie, Virtuosität und Kreativität sprühenden Vollblutmusiker Martin Wagner (Akkordeon), Hanns Höhn (Kontrabass) und Andreas Neubauer (Schlagzeug). Als Trio „Tango Transit – Jazz World Tango“ begeistern sie bei ihrem zweiten Auftritt in der Walterichstadt zahlreiche Musikfreunde.

Bescherten den Zuhörern ein großes Hörvergnügen: Martin Wagner, Andreas Neubauer und Hanns Höhn (von links). Foto: E. Klaper

© Elisabeth Klaper

Bescherten den Zuhörern ein großes Hörvergnügen: Martin Wagner, Andreas Neubauer und Hanns Höhn (von links). Foto: E. Klaper

Von Elisabeth Klaper

MURRHARDT. Raffiniert mixen die Instrumentalisten aus dem Raum Frankfurt mal ganz zart und filigran, mal voller Energie und Temperament verschiedenste Musikstile in ungewöhnlicher Besetzung zu einem einzigartigen Hörerlebnis. Voller Spielfreude, Experimentierlust und Leidenschaft inspirieren sie einander gegenseitig zu immer neuen Improvisationen über eigene Kompositionen, aber auch bekannte Werke und Melodien. Diese gestalten sie sowohl solistisch als auch in kongenialem Ensemblespiel.

„Tango Transit“ vereinigen die Emotionalität und Expressivität, Melancholie, Ekstase und Dynamik des klassischen und neuen Tangos auf spannungsreiche, attraktive Art mit Klassik, französischer Musette und Wiener Walzer, aber auch typischen Elementen moderner Musikstile wie Jazz, Blues und Latin, Pop, Funk und Rock. Reizvolle und innovative harmonische und rhythmische Akzente setzen House, Bass, Drum und Verzerrer. Hinzu kommen charakteristische Klänge und Rhythmen der Weltmusik, wie aus Südosteuropa oder dem Orient.

Ein Höhepunkt ist die überaus fantasievoll mit einer Fülle von Improvisationen gestaltete Interpretation des „Libertango“, wohl bekanntestes Werk des berühmten argentinischen Komponisten Astor Piazzolla. Akkordeonist Martin Wagner, der wie Kontrabassist Hanns Höhn auch komponiert, beginnt mit einem fulminanten Solo. Er entlockt seinem Instrument auch mithilfe elektronischer Verfremdung eine Vielzahl von neuartigen, teils exotischen Klangfarben. Dann schält sich allmählich die bekannte Melodie heraus, der Kontrabass sowie das Schlagzeug setzen ein, und alle drei entwickeln immer wieder neue melodische, harmonische und rhythmische Ideen. Im Stück „Akrobat“ aus der Feder des Kontrabassisten Hanns Höhn illustriert die Musik in schnellem Tempo eine atemberaubende Akrobatikshow mit diversen spannenden und gefährlichen Kunststücken. Dabei demonstrieren Hanns Höhn und Andreas Neubauer in ausgedehnten, brillanten Solo-Improvisationen ihre Meisterschaft und Vielseitigkeit auf ihren Instrumenten und präsentieren zum Teil auch überraschend neue Spielmöglichkeiten und Klangfarben.

Die Musik

geht ins Blut

Für Begeisterung sorgt die Verwandlung des aus der Schweiz stammenden Weihnachtslieds „Es ist für uns eine Zeit angekommen“. Unter dem Titel „Zwischen Ochs und Eselein“ nach einer alten Verszeile kreiert das Trio daraus eine ausgelassen fröhliche, schwungvolle Weihnachtspartytanzmusik mit breitem Rhythmusspektrum. Das geht ins Blut, sodass einige Besucher vergnügt mit den Füßen wippen. Wie ein Märchen aus tausendundeiner Nacht, aber auch ein bisschen unheimlich wirkt Martin Wagners laut- und geräuschmalerisches atmosphärisches Stück „Nacht in Ägypten“ mit heulendem Wüstenwind, der den Sand zum Rauschen bringt, sowie vielen melodischen und rhythmischen Elementen orientalischer Musik, wobei der Kontrabass zur Laute wird. Viel Spaß macht das augenzwinkernde Stück „Schlaf“ von Hanns Höhn, in dem alle drei Musiker während des Spiels immer langsamer werden und immer tiefer gen Boden sinken, als ob sie einschlafen. Je schneller, temperamentvoller und fetziger das Trio spielt, desto mehr Spaß haben die Zuhörer. So bei Wagners rockigem, temporeichem „T. House“ mit rasanten Akkordeonläufen: Da zupft und reißt Hanns Höhn die Saiten des Kontrabasses in der spanischen Rasgualdo-Technik an, als ob er auf einer Gitarre spielt. Ins Stück hineingewebt sind auch Details aus Felix Mendelssohns „Elfenmarsch“.

Kein bezaubernd romantisches Erlebnis voller Frühlingsgefühle ist Wagners Walzer-Impression „Wiener April“, stattdessen ein Gemälde in düster-dissonant-dramatischen Klangfarben, das triste Gefühle ausdrückt. Großes Hörvergnügen macht der von rumänischer Folklore inspirierte feurige und rasante „Transsilvanische Tango“ mit wirbelnden, teils orientalisch anmutenden Klängen und Rhythmen.

Mit spontanem Zwischenapplaus quittieren die Zuhörer die fantastischen Soli und danken dem Trio mit jubelndem Beifall für das mitreißende Hörvergnügen. So dürfen sie noch zwei Zugaben genießen: Aus einem Sammelsurium alpenländischer Akkordeonklänge entwickeln die Künstler den Rockhit „Hey Joe“ von Jimi Hendrix. Den krönenden Abschluss bildet der wunderschöne, elegante französische Tango „L’Air d’en Temps“ aus Martin Wagners Feder.

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Erstellt:
9. April 2019, 06:00 Uhr

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