CDU feiert, Linke triumphiert, SPD trauert

Eine ganze Skala von Emotionen ist bei den Wahlpartys der Parteien in Stuttgart zu erleben – die AfD hat keine Pressevertreter zugelassen.

Von unserer Redaktion

Stuttgart - Die lokale CDU-Party zur Bundestagswahl am angestammten Ort im Ratskeller hat fast Symbolcharakter: Denn obwohl es zum Feiern runter in den Ratskeller geht, zeigen die Ergebnisse der Umfragen im Vergleich zu 2021 doch klar nach oben. Eine Extra-Menge an Sekt wurde dennoch nicht kühl gestellt; kurz vor der ersten Prognose ist die Stimmung gedämpft.

„Alles über 32 Prozent wäre sehr cool“, antwortet Shajeevan Thavakkumar, der Sprecher des CDU-Kreisverbands, auf die Frage, ab wann er in Feierlaune kommt. Der ganz große Jubel bleibt folglich aus, als die ersten Balkendiagramme auf der Leinwand aufleuchten. 29 Prozent stehen schließlich auch für die Aussicht auf schwierige Koalitionsverhandlungen. Viel Applaus gibt es aber, als die beiden Stuttgarter CDU-Direktkandidaten Max Mörseburg und Elisabeth Schick-Ebert zur Wahlparty stoßen. „Wir haben uns ein, zwei Prozent mehr erhofft“, sagt der Kreisvorsitzende Mörseburg. „Es wird einen Regierungswechsel geben, und der war auch dringend notwendig“, sagt Schick-Ebert. „Wir haben Grund zum Feiern. Wir haben das Beste herausgeholt, ich habe noch nie eine solche Mobilisierung der Partei erlebt. Und jetzt Party!“

Im White Noise im Schwabenzentrum, wo die SPD sich versammelt hatte, war man eher versucht, sich inmitten der Genossen möglichst lautlos und auf leisen Sohlen zu bewegen. Auf einer Trauerfeier will man schließlich nicht stören. Alle ahnten schon, dass der Abend nicht sonderlich freudvoll verlaufen würde. Deshalb feierte man sich noch kurz selbst, bevor um 18 Uhr die ersten Zahlen verkündet wurden. Die beiden Kandidaten Lucia Schanbacher und Dietmar Bulat dankten ihren Teams und Helfern. Als dann die Zahlen für Stuttgart eintrudeln, zeigt sich, dass die Zahlen für die SPD auch in Stuttgart um die 16 Prozent pendeln. Gut fünf Prozent Verlust im Vergleich zu 2021, damals lag man noch vor der CDU. Und der Gewinn der Wahlkreise liegt in weiter Ferne. Schanbacher legt zwar zu im Vergleich zu 2021, aber dennoch war es für sie wohl nur ein kurzer Ausflug nach Berlin, für zwei Monate war sie in den Bundestag nachgerückt.

Riesengroßer Jubel dagegen bei den Linken, als die erste Fernseh-Hochrechnung neun Prozent prognostiziert. In den dann folgenden 15 Minuten besteht keine Chance, den Erläuterungen in der Wahlsendung auch nur ansatzweise zu folgen. Linken-Kandidat Luigi Pantisano ist überwältigt: Vom Ergebnis der ersten Hochrechnung, aber auch von der Ausgelassenheit im proppenvollen Sunny High Club in Bad Cannstatt am Bahnhof. Blumen, Wunderkerzen, Küsschen, Umarmungen – man hat das Gefühl, nicht nur Pantisano kann noch gar nicht so wirklich glauben, was da um 18 Uhr verkündet wird, auch den vielen Wahlhelfern und Parteifreunden scheint das so zu gehen. Insofern reagiert man der Sache angemessen – mit grenzenlosem Jubel und Freude.

„Wehe, jemand berührt die Fernbedienung“, hallt es um kurz vor 18 Uhr durch die Alte Kanzlei in Stuttgart – es ist die Wahlparty der FDP zur Bundestagswahl. Um Punkt 18 Uhr dann zunächst Aufatmen: Besser als erwartet. Die ersten Hochrechnungen: 4,9 Prozent in der ARD, 5 Prozent sagt das ZDF. Klarheit herrscht noch keine – aber Hoffnung. Und diese ist zunächst spürbar. Der Applaus ist laut, als Judith Skudelny, Spitzenkandidatin der FDP Baden-Württemberg, und Mark Wieczorrek, Direktkandidat im Wahlkreises Stuttgart II, nach den ersten Hochrechnungen die Bühne betreten. Doch die Sicht auf den Bundestag wird trüb: die FDP rutscht im Lauf des Abends unter die fünf Prozent-Hürde.

Unmittelbar vor 18 Uhr wird es im Schlesinger ruhiger. Und es wird unter den Stuttgarter Grünen nicht wieder lauter, als kurz darauf auf der Leinwand der Balken der Partei auftaucht. 13,5 Prozent – so die erste ARD-Prognose. Im Verlauf des Abends sinkt dieser Wert ein wenig. Die Grünen-Fahne an der Wand löst sich zum wiederholten Male – und muss wieder befestigt werden. Feierlaune kommt nicht auf. Die Ex-Bundesvorsitzende Ricarda Lang sagt, man könne zum einen sagen, „dass wir es hinbekommen haben, aus einer extrem unbeliebten Regierung kommend deutlich weniger Schaden als die anderen Koalitionspartner“ erlitten zu haben. Andererseits seien die Grünen klar hinter den Ansprüchen zurückgeblieben.

Die AfD in Stuttgart wollte am Wahlabend unter sich bleiben.

Zum Artikel

Erstellt:
23. Februar 2025, 23:18 Uhr
Aktualisiert:
24. Februar 2025, 21:57 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen