Stiff-Person-Syndrom
Céline Dion feiert in Paris ergreifendes Comeback
Ein grandioses Comeback: Zum Abschluss der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris hat Céline Dion auf dem Eiffelturm gesungen – nach vier Jahren Zwangspause wegen ihrer unheilbaren Krankheit. Doch was ist das Stiff-Person-Syndrom eigentlich?
Von Bettina Hartmann
Mit Physiotherapie, Gesangstraining und Medikamenten kämpft Céline Dion (56) seit Jahren gegen das Stiff-Person-Syndrom. „Ich werde auf die Bühne zurückkehren, selbst wenn ich kriechen muss, selbst wenn ich mit meinen Händen sprechen muss“, sagte sie kürzlich in einem Interview anlässlich der Premiere zu ihrer Dokumentation „I Am: Céline Dion“. Sie vermisse ihr Publikum sehr. Einen Zeitpunkt für ihre mögliche Rückkehr auf die Bühne nannte sie allerdings nicht.
Umso spektakulärer geriet ihr Comeback bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris: Im silbernen Glitzerkleid stand die 56-jährige Kanadierin am späten Freitagabend auf dem Eiffelturm und sang mit Tränen in den Augen „L’Hymne à l’amour“. Mit dem Lied, ursprünglich von der französischen Chansons-Ikone Édith Piaf ((1915–1963) getextet und gesungen, begeisterte die sichtlich angeschlagene Dion das Publikum.
Dion zog sich zurück
Zuvor waren Konzerte wegen ihrer schweren Krankheit lange Zeit unmöglich geworden. Ihr letzter Gesangsauftritt war 2020. Die Franko-Kanadierin musste mehrere geplante Touren absagen; sie zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Doch um was handelt es sich beim Stiff-Person-Syndrom eigentlich?
Die seltene neurologische Krankheit zählt zu den Autoimmunerkrankungen, sprich: der Körper greift sich vereinfacht gesagt selbst an. Nervenimpulse werden fehlgeleitet, was laut der Deutschen Hirnstiftung mit Sitz in Berlin zu Muskelkrämpfen führt, die alle Körperteile betreffen können. Es fühle sich an, „als wenn dich jemand erwürgt“, beschrieb Dion im Fernsehinterview die schweren Krämpfe, die bei ihr unter anderem immer wieder die Kehle befallen.
Geräusche verstärken Krämpfe
Bestimmte Reize können Krämpfe auslösen und auch verstärken – etwa:
- Stress
- Berührungen
- Geräusche
- Schreckmomente
Zudem versteift sich insgesamt die Muskulatur, und die Betroffenen haben starke Schmerzen. So berichtet Céline Dion, dass ihre Hände und Füße immer wieder erstarren. Das bereite ihr auch beim Gehen Schwierigkeiten. Bei schweren Anfällen habe sie sich schon Rippen gebrochen, sagte die dreifache Mutter.
Erste Probleme habe sie 2008 gehabt, so Dion. Ihre Stimme sei plötzlich beim Training „hochgegangen“, sie habe sie zunächst nicht mehr richtig kontrollieren können.
Wie die Krankheit entsteht, ist noch unklar. Es ist inzwischen zwar nachgewiesen, dass Frauen etwa doppelt so häufig betroffen sind wie Männer, was generell typisch für Autoimmunerkrankungen ist. Bisher gibt es aber weder Mittel zur Vorbeugung noch zur Heilung.
Die Behandlung konzentriert sich auf eine Linderung der Symptome. Laut Deutscher Hirnstiftung kommen Physiotherapie und muskelentspannende Maßnahmen zum Einsatz, zudem erhalten die Patienten muskelentspannende Medikamente, teils auch eine Immuntherapie.