Comedian aus dem Schwarzwald

Cossu will Dialekte wieder cooler machen

Der 34-jährige Lukas Staier alias Cossu hat es geschafft, Dialekte in den sozialen Medien wieder mehr in den Fokus zu rücken. Wie genau ihm das gelungen ist, erzählt der Comedian im Gespräch mit unserer Redaktion.

Lukas Staier alias Cossu wurde mit dem Dialektpreis ausgezeichnet. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt der Schwarzwälder, warum ihm diese Auszeichnung so viel bedeutet.

© hb management/Markus Schwer

Lukas Staier alias Cossu wurde mit dem Dialektpreis ausgezeichnet. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt der Schwarzwälder, warum ihm diese Auszeichnung so viel bedeutet.

Von Jessica Müller

„So hat mich meine Mutter schon immer genannt“, erzählt Lukas Staier alias Cossu, – einen „Dipflischisser“. Wohlwollend übersetzt bedeutet das so viel wie Perfektionist, böse Zungen könnten die badische Vokabel aber auch mit Erbsenzähler oder Korinthenkacker übersetzen. Im Kinzigtal im Schwarzwald aufgewachsen, wohnt der 34-Jährige nun in Stuttgart und arbeitet hier unter anderem als Lehrer. Im Internet ist er vor allem für seine kurzen Videoclips bekannt, in denen er Dialekte, vor allem den badischen, humorvoll präsentiert. Dort erreicht er auch die jüngeren Generationen.

Gerade die sprechen heute nur noch selten im Heimatdialekt. Staier hat dazu eine klare Meinung: „Das ist schade, für mich war meine Art zu sprechen schon immer eine Möglichkeit eine Brücke zu schlagen. Ich sehe zwar nicht unbedingt so aus als ob ich aus dem Schwarzwald komme, aber sobald die Leute mich badisch reden hören fallen die Scheuklappen“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Für ihn ist sein Dialekt ein Stück Heimat durch das er sich als augenscheinlicher Außenseiter zugehörig fühlt.

Cool oder uncool?

Jüngere wollen sich von ihrer Heimat meist eher lösen und ihren Dialekt so gut es geht ablegen. „Damit verbindet man heutzutage oft was dümmliches, bäuerliches“, meint er. „Dialekte sind eher verpönt.“ Doch das will Staier ändern. „Ich hoffe, dass meine Videos dazu beitragen, dass Menschen wieder stolz darauf sind mit einem Dialekt zu sprechen.“ Das scheint auch ganz gut zu funktionieren. Allein auf TikTok haben seine Videos über zehn Millionen Likes.

Dialektpreis erhalten

Für seinen Erfolg in den sozialen Medien wurde Staier jüngst mit dem Dialektpreis ausgezeichnet. Für ihn ist das eine große Ehre. „Eine Auszeichnung ist immer eine Honorierung des eigenen Tuns uns Schaffens und es fühlt sich gut an, wenn das anerkannt wird“, sagt Staier. Ministerpräsident Winfried Kretschmann übergab ihm am Abend der Verleihung persönlich die Urkunde. „Die Auszeichnung ist eine riesige Ehre, die mich wirklich unglaublich stolz macht.“

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Aber nicht nur um Dialekt geht es in Staiers Videos. Unterhaltsam verpackt spricht er immer wieder auch ernstere Themen, wie zum Beispiel Rassismus an. „Als Schwarzer in Deutschland war mein Leben schon immer politisch.“ Als er 13 Jahre alt war hat ihm ein 26-jähriger Neo-Nazi den Kiefer gebrochen. „Comedy soll Comedy bleiben, aber es ist wichtig auch über solche Erfahrungen zu sprechen“, findet Staier. „Wenn man davon nicht selbst betroffen ist, hat man das nicht so auf dem Schirm.“

Nicht jeder ist begeistert

Bei seinen Zuschauern kommt das meist ganz gut an, meint er. „Wenn meine Inhalte aber auch der breiten Masse ausgespielt werden, bekomme ich auch Hass-Kommentare“, erzählt er. „Da wollen mir dann manche erklären, dass es in Deutschland keine Probleme mit Rassismus gibt, obwohl sie damit gar keine Berührungspunkte haben.“

Eine Agenda verfolgt er mit seinen Videos nicht, dennoch investiert er viel Zeit und Arbeit in deren Produktion. Der badische Dialekt ist für ihn ganz natürlich, doch er imitiert in seinen Videos auch immer wieder andere Akzente. Mal streitet sich sein badischer Charakter mit dem schwäbischen, mal übersetzt er bestimmte Wörter wie beispielsweise Brezel ins Schwäbische („Bretzel“), Bayrische („Brezn“), Badische („Bretschl“) und fragt sich, wie das Gebäck wohl im Sächsischen genannt wird – etwa eine „Laugen Acht“ ?

Mit Bülent Celan auf Tour

Dass darin mehr Arbeit steckt als man im ersten Augenblick meinen mag, bestätigt auch Staier. „Ich kenne mich natürlich nicht mit jedem Dialekt aus, deswegen verbringe ich viel Zeit damit, das alles zu recherchieren.“ Was Betonung und Sprachfluss angeht, ist das wohl auch mit einem gewissen Talent verbunden, denn das hat er vor allem bei Interaktionen mit „Muttersprachlern“ gelernt. „Als ich mit Bülent Celan auf Tour war, habe ich für ihn T-Shirts verkauft. Dabei bin ich mit Leuten aus ganz Deutschland ins Gespräch gekommen und habe mir so auch die verschiedenen Dialekte angeeignet.“

Cossu schlüpft in verschiedene Rollen

„In meinen Videos nehme ich dann für die unterschiedlichen Dialekte verschiedene Rollen ein, aber das ist ja auch so, dass man ein bisschen eine andere Persönlichkeit hat, je nachdem wie und mit wem man spricht“, sagt Staier. „Sobald ich in der Heimat bin, kann ich ganz ich selbst sein.“

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Erstellt:
15. November 2024, 14:44 Uhr

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