Das Fußballerherz gehört weiter der SG Sonnenhof

Großaspachs Vorstandsmitglied Philipp Mergenthaler ist mittlerweile hauptberuflich für den DFB tätig. Dort hängt er sich dafür rein, dass die Dritte Liga an den Fans nah dranbleibt und kein Schickimicki-Ding wird.

Vordenker in Sachen Fußball: Philipp Mergenthaler (rechts). Das Vorstandsmitglied der SG Sonnenhof kümmert sich beim DFB um die Weiterentwicklung der Dritten Liga. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Vordenker in Sachen Fußball: Philipp Mergenthaler (rechts). Das Vorstandsmitglied der SG Sonnenhof kümmert sich beim DFB um die Weiterentwicklung der Dritten Liga. Foto: Alexander Becher

Von Uwe Flegel

„Wenn es mit dem Wiederaufstieg geklappt hätte, wäre ich ausgestiegen“, sagt Philipp Mergenthaler und spricht von seinem Vorstandsamt beim Oberligisten SG Sonnenhof Großaspach. Grund für sein Fast-Aus ist, dass der 41-Jährige aus Allmersbach im Tal seit zweieinhalb Jahren beim Deutschen Fußball-Bund arbeitet. Genauer gesagt bei der DFB GmbH&Co. KG. Denn „alle Geschäftsfelder, mit denen Geld verdient wird, wurden ausgegliedert“, erzählt Mergenthaler. Er fügt an: „Mit der Dritten Liga werden zumindest Umsätze generiert und mit dem neuen Medienvertrag, der vier Jahre gilt, wird auch Geld verdient.“ Gutes Geld sogar. 120 Millionen Euro verteilt auf eben diese vier Jahre gehen an die Drittligisten.

Der Mann, der vom SV Allmersbach stammt, kennt die Zahlen genau. Seine Hauptaufgabe beim größten nationalen Sportfachverband der Welt ist die Anleitung des Teams Dritte Liga. 10 bis 15 Personen sind dort dafür zuständig, dass alles läuft in der höchsten Spielklasse, für die der DFB im Männerfußball zuständig ist. In der Ersten und Zweiten Bundesliga gibt der Zusammenschluss der Erst- und Zweitligisten, die Deutsche Fußball-Liga (DFL), den Ton an.

Entsprechend hohe Bedeutung hat die Dritte Liga für den DFB. Mergenthaler berichtet direkt an die Geschäftsführung. Das gilt für die Vermarktung wie für den Spielbetrieb, „der unser Kerngeschäft ist, was man nicht vergessen darf“, so der Familienvater aus dem Täle. Ebenfalls wichtig sei die Weiterentwicklung der Spielklasse, erklärt Mergenthaler und sagt: „Wir wollen für die Dritte Liga Fußball pur, kein Schickimicki. Der Zuschauer ist uns wichtig.“ Ein Satz, der als Spitze gegen die DFL und die erste und zweite Liga verstanden werden kann. Als Beispiel dafür, wie der DFB in seiner Premiumklasse vorgeht, nennt der Schwabe den Fakt, „dass wir die Montagsspiele nach Gesprächen mit den Fangruppierungen gekippt haben“. Viele hätten gewarnt, dass die Fernsehsender und Streamingdienste nicht mitgehen. Realität ist, dass der neue Medienvertrag viel mehr als der alte einbringt.

Der Allmersbacher ist in Sachen Fußball europaweit unterwegs

Um solche Dinge richtig auf den Weg zu bringen, pendelt er trotz Homeoffice ständig zwischen dem Täle und der DFB-Zentrale in Frankfurt am Main. Er sei schon sehr viel unterwegs, erzählt der Allmersbacher. Er hat eben keinen reinen Schreibtischjob. In der Zeit der Relegationsspiele war er zum Beispiel als DFB-Verantwortlicher erst beim Aufstiegsspiel zur zweiten Liga zwischen Wiesbaden und Bielefeld in der hessischen Landeshauptstadt. Dann ging es zur Relegationspartie zur Dritten Liga in Unterhaching, wo der Meister der Regionalliga Bayern auf Nordostmeister Energie Cottbus traf. Beide Male randalierten die Gästefans, als ihre Elf auf die Verliererstraße geriet. Beide Spiele mussten lange unterbrochen werden und standen kurz vor dem Abbruch. Minuten, in denen Mergenthaler keine Emotionen zeigen darf. Statt zu sagen: „Schluss, wir hören auf“, gilt es noch Schlimmeres zu verhindern. Meist ist es die Polizei, die darauf drängt, die Partie irgendwie fortzusetzen, um dem Pöbel auf den Tribünen nicht zusätzliche Munition zu liefern. In solch brenzligen Situationen brauchen Entscheider einen kühlen Kopf.

Der Schwabe scheint ihn zu haben. Deshalb ist er mittlerweile auch für die Uefa als sogenannter Match-Delegierter unterwegs. Für diesen Posten wird man vom Nationalverband empfohlen und muss eine Prüfung ablegen. So wie Mergenthaler, für den als Fußballfan ein Einsatz bei internationalen Wettbewerbsspielen, die von der Youth League bis zur Champions League gehen können, nicht nur Arbeit ist.

Das Engagement in Aspach ist für die Tätigkeit beim DFB ein Gewinn

Ähnliches gilt für sein Ehrenamt bei der SG Sonnenhof. „Das ist eine Herzenssache“, sagt er dazu und nennt seine Arbeit beim DFB „meinen Beruf, dem ich mit Leidenschaft nachgehe“. Dafür helfen ihm Großaspachs sechs Drittliga-Jahre ungemein: „Ohne die könnte ich den Job nicht ruhigen Gewissens machen.“ Er kenne aus dieser Zeit die Abläufe bei den Spielen, kenne viele der handelnden Personen und kenne die Probleme der Klubs – vor allem der kleinen. Deshalb hält er es für wichtig, dass „man trotz Job beim DFB in einem Verein ehrenamtlich tätig sein kann, wenn es irgendwie geht. Wir müssen wissen, was an der Basis läuft.“ Für ihn heißt das: Solange Aspach Oberliga spielt, kann er dort im Vorstand bleiben. Klappt die Rückkehr in die Regionalliga, dann ist Schluss. Das entscheidende Koblenzer 2:2 in der Nachspielzeit des Relegationsrückspiels Mitte Juni und damit das Aus der SG-Aufstiegsträume hat ihn trotzdem „brutal hart“ getroffen. Viel heftiger jedenfalls als ein zwangsweiser Ausstieg im Fautenhau für Mergenthaler gewesen wäre.

Die Backnanger Bucht ist sein familiäres und sportliches Zuhause

Zur Person Philipp Mergenthaler wurde am 5. August 1981 in Backnang geboren und wuchs in Allmersbach im Tal auf. Beim dortigen SVA begann er in jungen Jahren auch mit Fußball spielen. Über die Jugend der TSG Backnang kam er im Aktivenbereich zur SG Sonnenhof Großaspach. Danach war er dann noch viele Jahre für den TB Beinstein am Ball. Mergenthaler hat Sportmanagement an der Dualen Hochschule, die damals noch Berufsakademie hieß, studiert. Vor seiner Tätigkeit beim DFB war er fast sechs Jahre lang unter anderem Geschäftsführer der Ferber Marketing GmbH in Kleinaspach.

Medienvertrag Mit dem werden die sogenannten Fernseh- und Streamingrechte geregelt. Wer Drittliga-Spiele live übertragen will, muss dafür ordentlich was zahlen. In der Dritten Liga ist Magenta TV der Sender, der sich erneut den Löwenanteil an dem Paket gesichert hat. Das Geld aus dem Medienvertrag und aus weiteren Vermarktungserlösen gibt der DFB nach Abzug einer Provision an die Drittligisten weiter. In den kommenden vier Jahren sind das insgesamt 120 Millionen Euro. Die werden aber nur unter 18 von insgesamt 20 Vereinen aufgeteilt, da Freiburg und Dortmund für ihre zweiten Mannschaften nichts erhalten. Im Vergleich zum alten Vertrag erhalten die Vereine deutlich mehr. Zum Vergleich: Großaspach erhielt in der Saison 2019/20 rund 800000 Euro. Nun gibt es für die Klubs mehr als 1,6 Millionen Euro pro Saison.

Zum Artikel

Erstellt:
14. Juli 2023, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Murrhardt Sport

Aspacher Volkslauf: Die Lust am Laufen kennt wenig Grenzen

Philipp Hoffmann und Andrea Bulling sowie Thimo Härter und Vivian Muth gewinnen über 10 sowie 5 Kilometer. Die Veranstaltung in Großaspach prägen aber auch Starter, die schon 81 Jahre alt sind oder über die gesamte Strecke einen Kinderwagen schieben.

Murrhardt Sport

Fußball-Kreisliga A2: Neuling Fornsbach überrascht gegen Althütte

Nach dem Patzer des bisherigen Tabellenzweiten baut der SV Unterweissach mit einem 2:1 in Weiler zum Stein seine Führung aus. Mit Oberbrüden, Urbach II und Sechselberg sind gleich drei Teams noch ohne Sieg.

Murrhardt Sport

Fußball-Kreisliga B2: Das Spitzentrio gibt sich keine Blöße

Nach den Siegen von Leutenbach, Kirchberg und Erbstetten bleibt an der Tabellenspitze alles beim alten. Der FC Viktoria Backnang verliert in Schmiden 1:2 und kassiert seine ersten Saisonniederlage.