Das Landesposaunenfest gab den Ausschlag

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. „Gott loben, das ist unser Amt“, lautet die Devise des Posaunenchors der evangelischen Kirchengemeinde Murrhardt, der sich vor 100 Jahren in der schwierigen Inflationszeit gründete. Zeitzeuge Heinz Kübler, der bereits 1958 mit der Bläserausbildung begann und seit über 60 Jahren Posaune spielt, und Hans-Georg Zenker, der 2011 als Posaunist dazustieß, haben zum Jubiläum aus alten Unterlagen die wechselvolle Geschichte des Bläserensembles zusammengestellt.

Gründer waren Mitglieder des Jünglingsvereins, christlich engagierte junge Männer, die beeindruckt von ihrem Besuch des Landesposaunenfests mit 200 Bläsern an Himmelfahrt 1922 in Schwäbisch Hall zurückkehrten. Tatkräftig von Spendern unterstützt kauften sie erste Instrumente. Kassier Heinrich Burkhardt erteilte Notenlehre, erster Dirigent war Karl Wahl und der Premierenauftritt erfolgte an einem Konfirmandenabend im April 1923. Unter der Leitung des laut Kübler sehr fachkundigen Amateurmusikers Emil Hofmann entwickelte sich der Posaunenchor gut.

Wiederaufbau der Gruppe nach 1945

Die Formation musizierte bei Gottesdiensten, im Krankenhaus und Schwesternheim, bei Geburtstagen und Bestattungen. Leider behinderten die Nationalsozialisten die Posaunenchorarbeit ab 1934 immer stärker und der Zweite Weltkrieg war eine harte Zäsur. Die schwierige Wiederaufbauarbeit nach Kriegsende leistete erneut Emil Hofmann, dessen Frau die Instrumente und Noten gerettet hatte und den eine Posaunenfeierstunde des Bezirkschors Backnang in der Stadtkirche 1948 ermutigte. Mit großem Engagement und Können bildete er neue Bläser aus und bald erreichte das Ensemble ein beachtliches Niveau.

Mitte und Ende der 1950er-Jahre musste der Posaunenchor jedoch nochmals neu aufgebaut werden, da etliche junge Musiker wegzogen. 1960 folgte eine Zwangspause, bis Hofmann neue Jungbläser ausgebildet hatte, die ein zugezogener und ein vom Wehrdienst zurückkehrender Bläser verstärkten, sodass ab 1961 wieder musiziert werden konnte. 1963 feierte der Posaunenchor sein 40-jähriges Bestehen und Landesposaunenwart Hermann Mühleisen ehrte Emil Hofmann für seine herausragenden Verdienste. 1969 spielte mit Dietlinde Götz, Tochter von Pfarrer Paul Gerhard Götz, die erste Bläserin mit.

Aufnahmeprojekt für eine Schallplatte

Gemeinsam nahmen die Posaunenchöre der evangelischen und Evangelisch-methodistischen Kirchengemeinde ein Jahr zuvor Stücke auf. Zusammen mit anderen Musikgruppen aus Murrhardt wurde eine Schallplatte mit verschiedenen Stücken herausgebracht. Damit begann eine gute Zusammenarbeit mit gemeinsamen Projekten und öffentlichen Auftritten. Vorübergehend schlossen sich Bläser aus Grab und Erlach dem Ensemble an, sodass es kurzzeitig 25 Mitglieder umfasste. Bis 1974 leisteten ehrenamtliche Amateurmusiker die gesamte kirchenmusikalische Arbeit. Nun begann eine neue Ära, als der studierte Musiker Jürgen Haug als erster hauptamtlicher Kantor sein Amt antrat. Er hatte selbst Posaune studiert, leitete die Bläserausbildung und ließ den Posaunenchor aufblühen. Dank Haug und den nachfolgenden Kantoren Johannes Uhle, Kurt Enßle, Barbara Unseld und Gottfried Mayer hat die gesamte Kirchenmusik beeindruckende Qualität erreicht. Davon profitierte auch der Posaunenchor, wobei erfahrene Amateurmusiker weiter bei der Jungbläserausbildung mitwirken. Für die von Unseld organisierte Feier des 75-jährigen Bestehens 1998 mit Festgottesdienst und Konzerten komponierte Enßle eigene Werke.

Seit 2002 leitet Mayer, der Tuba spielt, den Posaunenchor: Er gestaltet Gottesdienste in der Stadtkirche und im Grünen mit und tritt auch bei weiteren Anlässen auf. „Aktuell hat der Posaunenchor 14 Musizierende. Unser vielseitiges Repertoire umfasst klassische Bläserliteratur, neue Lieder sowie Pop-, Gospel- und Jazzbearbeitungen. Wesentliche Impulse zur Weiterbildung, Optimierung der Technik und Interpretation bieten Kurse der Landeskirche. Zudem gibts Wochenendworkshops mit Gruppen- und Einzelarbeit unter der Leitung von Profibläsern“, erläutert Kantor Mayer.