Das neue Gesicht für den Backnanger Sport

Larissa Wallner arbeitet seit August 2023 als Sportmanagerin beim Kultur- und Sportamt und ist in dieser Funktion die erste Ansprechpartnerin für die Vereine in der Stadt. Die 27-Jährige hat sich bereits einen guten Überblick verschafft und geht vor allem zwei Herausforderungen an.

Besuch beim Silvesterlauf: Die neue Sportmanagerin Larissa Wallner ist bereits mittendrin in der Backnanger Sportszene. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Besuch beim Silvesterlauf: Die neue Sportmanagerin Larissa Wallner ist bereits mittendrin in der Backnanger Sportszene. Foto: Alexander Becher

Von Steffen Grün

Lange Zeit hatten viele Vertreter der Sportvereine in Backnang den Eindruck, der Name das Kultur- und Sportamts sei nicht etwa dem Alphabet geschuldet, sondern drücke den Stellenwert der zwei Bereiche aus. Kultur vor Sport – schon die Verteilung der 90 Mitarbeiter nährte diesen Verdacht. Dass davon alleine zwei Drittel auf die Jugendmusik- und Kunstschule entfallen, relativiert diese Zahl, doch um den Sport kümmerten sich nur zwei Teilzeitkräfte: Monika Kraft, die mit einer 65-Prozent-Stelle administrative Aufgaben erledigt, und die Sachgebietsleiterin Kerstin Drösler, die als Diplom-Verwaltungswirtin mit einer 75-Prozent-Stelle aber ein breites, längst nicht nur den Sport betreffendes Spektrum abdeckt.

Insofern hatte das Duo alle Hände voll zu tun, unter anderem die neuen Sportförderrichtlinien zu erarbeiten, die den Vereinen bereits im vergangenen Jahr zum ersten Mal rund 100000 Euro mehr bescherten. Zudem galt es, Veranstaltungen wie die Sportparty, die Kindersportmesse oder den Host-Town-Tag für die Delegation von den Bermudainseln vor den Special Olympic World Games in Berlin auf die Beine zu stellen. Oftmals in einer engen Kooperation mit den Klubs, mit denen darüber hinaus rund um den Abriss der Karl-Euerle-Halle und den Neubau viele Abstimmungsgespräche zu führen waren.

Johannes Ellrott ahnt, dass die bislang so dünne Personaldecke „vielleicht für das Gefühl sorgt, der Sport könnte unterrepräsentiert sein“. Dem sei aber nicht so, versichert der Kultur- und Sportamtsleiter, und inzwischen wurde diese Behauptung auch mit einer zusätzlichen Vollzeitkraft unterfüttert. Eigentlich bereits vor mehr als einem Jahr, denn Ende 2022 wurde die neu geschaffene, von den Vereinen immer wieder angeregte Stelle des Sportmanagers erstmals besetzt. Manuel Schöpf war aus familiären Gründen aber schnell wieder weg, weshalb die Suche von vorne begann – und bei Larissa Wallner endete. „Es ist ein großes Glück, dass wir eine solche Fachkraft gewinnen konnten“, sagt Johannes Ellrott. „Sie bringt das sportliche Know-how mit und ist die fachspezifische Ansprechpartnerin für die Vereine.“

In bislang gut vier Monaten bereits viele Vereinsfunktionäre kennengelernt

Die 27-Jährige kann ein abgeschlossenes Masterstudium in Sportmanagement vorweisen, hat aber auch sonst schon in mehreren Bereichen wertvolle Erfahrungen gesammelt (siehe Infotext). Die Entscheidung für Backnang sei ihr letztlich leichtgefallen, denn „für mich war klar, dass ich ins Sport- oder Gesundheitsmanagement wollte. Beim Bewerbungsgespräch hatte ich ein gutes Gefühl, ich habe mich menschlich sofort wohlgefühlt.“ Gut vier Monate ist es jetzt her, dass sie ihr Büro im Backnanger Bürgerhaus bezogen hat. Eine nicht allzu lange Zeit, die aber schon gereicht habe, um sich einen guten Überblick über die Sportlandschaft in der Stadt zu verschaffen: „Welche Vereine gibt es, wer sind die Ansprechpartner?“

Einige Einladungen flatterten der Aspergerin bereits ins Haus, unter anderem zum Quartalstreffen der TSG-Dachorganisation. Beim SV Steinbach und beim Großen Alexander war sie zu Gast, beim Siegfried-Winter-Gedächtnispokal des RSV Waldrems lernte sie eine neue Sportart kennen: „Ich hatte Radball vorher nie live gesehen.“ Als begeisterte Mountainbikerin ließ es sich Larissa Wallner nicht nehmen, mit der Sparte der TSG-Skiabteilung „Hugos Family Trail“ im Plattenwald zu erkunden. „Für die Zielgruppe ist es super“, betont sie, „man hat etwas Gutes aus den Gegebenheiten herausgeholt.“ Steile Anstiege und rasante Abfahrten, wie sie sie liebt, gibt es anderswo.

Der Austausch mit Funktionären, Sportlern und Trainern sei bislang sehr offen und positiv gewesen, freut sich die neue Sportmanagerin, die Backnang „eine sehr vielfältige Sportszene und ein sehr breites Angebot“ bescheinigt. Das ist der erfreuliche Status quo, aber Larissa Wallner hat trotzdem schon zwei Herausforderungen ausgemacht. Sie will den Vereinsvertretern den Arbeitsalltag mit einem neuen Programm für die Hallen- und Platzbelegung erleichtern und darüber hinaus die Rahmenbedingungen für die Zukunft mit einer Fortschreibung des Sportentwicklungsplans weiter verbessern.

Die Stadt hat zwar bereits ein Belegungsprogramm, „aber es geht noch digitaler und transparenter“. Die Vereine sollen Zugänge bekommen, um selbst schauen zu können, ob es noch freie Kapazitäten für regelmäßige oder kurzfristige Einheiten gibt. Das soll für beide Seiten eine Zeitersparnis bringen und zugleich für eine noch bessere Auslastung sorgen. Die Transparenz hat aber auch ihre Grenzen, denn die externen Nutzer sollen nur sehen, ob die Hallen oder die Plätze frei sind, und nicht, welche Klubs sie wann nutzen. Das Programm soll zudem mit den Hausmeistern sowie mit der EDV-Stelle und der Kämmerei der Stadt vernetzt sein, um die Abrechnung der Hallengebühren zu vereinfachen. Ein Anforderungskatalog und ein Bewertungssystem wurden bereits erstellt, mögliche Anbieter kontaktiert. „Wir haben Erfahrungswerte anderer Städte abgefragt“, verrät Larissa Wallner und kündigt an, dass die infrage kommenden Programme im Kultur- und Sportamt nun getestet werden, um dann die Angebote einzuholen und so früh wie möglich Nägel mit Köpfen zu machen.

Ein Arbeitskreis wird angekündigt, ein jährliches Treffen ist eine Überlegung

Um den alten und überholten Sportentwicklungsplan fortschreiben zu können, müssen zunächst die Bedürfnisse der Vereine, Schulen und Kindergärten sowie der Bevölkerung abseits dieser Strukturen ermittelt werden, um daraus konkrete Maßnahmen ableiten zu können. „Es gibt wohl kleinere und größere Wünsche“, ahnt die Sportmanagerin, die dann klären will, was kurz- und was erst längerfristig nötig ist und was vielleicht mit Kooperationen statt Neubauten umsetzbar ist. Sie kündigt einen Arbeitskreis an, „dessen Ergebnisse in den Sportentwicklungsplan einfließen“. Weil sie sich vorab selbst ein Bild von allen öffentlichen Sport- und Bewegungsräumen machen wollte, die derzeit neben den Hallen und Plätzen zur Verfügung stehen, ist Larissa Wallner die entsprechenden Punkte mit Kerstin Drösler sowie mit Mathias Brischke (Amt für Familie, Jugend und Bildung) abgefahren. Um mit den Vertretern der Vereine und weiterer Institutionen im Gespräch zu bleiben, kann sie sich ein jährliches Treffen vorstellen.

Diese Idee lässt zumindest erahnen, dass die Sportmanagerin ihren Job in Backnang nicht als Durchgangsstation betrachtet. „Es ist der Bereich, wo ich hinwollte, und ich bin angekommen“, versichert Larissa Wallner auf konkrete Nachfrage. „Deshalb würde ich nicht von einem Sprungbrett sprechen.“

Erfahrung in Theorie und Praxis

Ausbildung Larissa Wallner ist Sport- und Gymnastiklehrerin. Auf diesem Weg habe sie viele sportpraktische Inhalte vermittelt bekommen und Sportarten kennengelernt.

Studium Sie ging an die Uni, um sich mit wissenschaftlichen Hintergründen zu befassen: „Was bewirken Sport und Bewegung im Körper?“ Den Bachelor of Science erwarb sie in Präventions-, Therapie- und Rehabilitationswissenschaften. Den Master of Arts setzte Larissa Wallner in Sportmanagement drauf, um für das Personalwesen, Kosten- und Leistungsrechnungen oder die digitalen Medien gerüstet zu sein. In der Masterarbeit widmete sich die 27-Jährige dem betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM).

Praktikum Im Pflichtteil beschäftigte sie sich beim Regierungspräsidium in Stuttgart mit dem BGM und der Personalentwicklung. Freiwillig ging sie zu einem großen Autokonzern, um die Mitarbeiter am Band in Verhaltensergonomie zu schulen, damit sie Schultern, Knie und Rücken möglichst schonen.

Hobby Larissa Wallner fährt Mountainbike, geht gerne schwimmen und wandern und engagiert sich beim TV Möglingen als Übungsleiterin im Reha- und Kindersport.

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Erstellt:
10. Januar 2024, 06:00 Uhr

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