Neues Museum zur Schlacht von Lützen eröffnet

Das Schlachthaus von Lützen und der Tod des Schwedenkönigs

Krieg ist generell barbarisch und brutal. Der 30-jährige Krieg von 1618 bis 1648 hebt sich aus den Annalen des Grauens aber besonders hervor. Eine der berühmtesten Gemetzel dieses ersten europäischen Krieges steht im Mittelpunkt einer neuen Ausstellung. Es ist die Schlacht von Lützen im Jahr 1632.

Schwedische Soldaten finden ihren toten König auf dem Schlachtfeld von Lützen am 16. November 1632.

© Imago/Heritage Images

Schwedische Soldaten finden ihren toten König auf dem Schlachtfeld von Lützen am 16. November 1632.

Von Markus Brauer/dpa

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) wird am 30. Oktober das „Museum Lützen 1632“ in Erinnerung an eine der verlustreichsten Schlachten des Dreißigjährigen Krieges eröffnen, wie die Stadt Lützen (Burgenlandkreis) und das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Halle jetzt mitgeteilt haben. Die Schau soll ab 31. Oktober für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

Demnach soll ein Massengrab, in dem 47 Kriegstote der Schlacht bestattet sind, als „ausdrucksstarkes Antikriegsmonument“ im Zentrum der Ausstellung des neuen Museums stehen. Es handelt sich den Angaben zufolge um die einzigen Toten, die bisher von dem Gemetzel in Lützen geborgen werden konnten.

 

 

 

 

 

 

Eine der bedeutendsten Schlachten des Krieges

Die Schlacht bei Lützen in der Nähe von Leipzig am 16. November 1632 gilt als eine der bedeutendsten militärischen Auseinandersetzungen im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648). Sie forderte rund 9000 Tote, darunter waren auch der schwedische König Gustav II. Adolf (1594-1632) und der katholisch-kaiserliche Reitergeneral Gottfried Heinrich zu Pappenheim (1594-1632).

Zwar behielten die protestantischen Truppen unter schwedischer Führung knapp die militärische Überhand, verloren aber mit dem König ihren Befehlshaber. Für beide Seiten endete die Schlacht extrem verlustreich.

 

 

 

 

Gustav II. Adolf grausamer Tod

Lützen am 16. November 1632: Es muss ein grausamer Tod gewesen sein, den Schwedenkönig Gustav II. Adolf während dieser blutigen Schlacht erlitt.

 

 

 

 

Bei dichtem Morgennebel war der Schwede mit einigen Begleitern zur Erkundung über das Schlachtfeld geritten. Dabei geriet er so nah an die feindlichen Truppen des habsburgischen Kaisers, dass eine auf ihn abgeschossene Musketenkugel den König zwischen die Schultern traf.

 

 

 

 

Gustav II. Adolf fiel vom Pferd, verfng sich im Steigbügel und wurde Hunderte Meter durch den Modder des Feldbodens geschleift, bevor kaiserliche Soldaten ihn erstachen. Rund 40 000 Soldaten bekämpften sich an jenem kalten und nassen Herbstmorgen.

 

 

 

 

Schwedenstein: Ort der Erinnerung

Wenige Tage nach der Schlacht errichteten Bauern aus der Umgebung an dem Ort, wo der König aus dem Norden starb, den sogenannten Schwedenstein.

 

 

Mehr als zweihundert Jahre später ehrte 1837 die evangelische Christenheit Deutschlands den Schwedenkönig mit einem zehn Meter hohen, von Karl Friedrich Schinkel entworfenen Eisenmonument. Hatte doch Gustav II. Adolf die Freiheit des evangelischen Glaubens in deutschen Landen verteidigt.

 

 

Ort des Gedenkens und der Erinnerung

Lützen war lange Kristallationspunkt der Gustav-II.-Adolf-Verehrung. Im 18. Jahrhundert gab es erste Pilgerreisen dorthin. Einen Höhepunkt erfuhr die Gustav-II.-Adolf-Verehrung 1832, am 200. Todestag. Tausende Menschen seien vor Ort gewesen, die Geld für ein Denkmal gesammelt hätten. Auch das wohltätige Gustav-II.-Adolf-Werk wurde damals gegründet.

Die Gedenkstätte in Lützen gibt es heute noch, allerdings ist der Fokus weggerückt von der Persönlichkeit Gustav II. Adolf. Lützen ist heute ein Ort der Begegnung. Spätestens seit der Entdeckung eines Soldaten-Massengrabs 2011 hat sich die Erinnerungskultur verändert. Es geht nicht nur um einen Mann, sondern um die Frage: Was ist damals passiert?

Info: Viele Schlachten und kein eindeutiger Sieger

Europas großer Krieg Der Dreißigjährige Krieg war ein Konflikt ohne eindeutige Sieger und Verlierer. Als Auslöser des Krieges gilt der Prager Fenstersturz am 23. Mai 1618. Hier ein Überblick über die wichtigsten Schlachten:

November 1620 Erste große Entscheidungsschlacht am Weißen Berg bei Prag. Die böhmischen Stände unterliegen unter ihrem König Friedrich V. von der Pfalz den wesentlich stärkeren Truppen der Katholischen Liga unter Graf Tilly.

6. August 1623 Bei Stadtlohn erleiden die Truppen des protestantischen Feldherrn Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel eine schwere Niederlage gegen ein Heer unter Tilly.

27. August 1626 Bei Lutter am Barenberg, zehn Kilometer südwestlich von Salzgitter, besiegen die Truppen des Kaisers und der Katholischen Liga ein Heer des dänischen Königs Christian IV.

17. September 1631 Die Schlacht bei Breitenfeld nördlich von Leipzig endet mit einem glanzvollen Sieg eines schwedisch-sächsischen Heeres unter König Gustav Adolf.

16. November 1632 Schwedenkönig Gustav II. Adolf fällt in der Schlacht bei Lützen. Ein protestantisches, überwiegend schwedisches Heer kämpfte dort gegen katholische kaiserliche Truppen unter Wallenstein.

5./6. September 1634 Schwere Niederlage der Schweden in der Schlacht bei Nördlingen.

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Erstellt:
17. Oktober 2024, 13:33 Uhr
Aktualisiert:
18. Oktober 2024, 07:05 Uhr

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