Der Bedarf an Hilfe für Geflüchtete ist groß
Beim Informationsabend der Stadt Murrhardt zur Unterstützung der über 300 Menschen, die in Murrhardt Zuflucht gefunden haben, sagen Einzelne zu, sich ehrenamtlich einzubringen. Markus Spreu vom Ordnungsamt plant, ein Netzwerk für Unterstützungsmöglichkeiten aufzubauen.

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Im Haus Emma der Erich-Schumm-Stiftung sind 120 Geflüchtete untergebracht, es ist geplant, die Zahl auf 160 zu erhöhen. Foto: Jörg Fiedler
Von Elisabeth Klaper
Murrhardt. Über 300 geflüchtete Personen aus verschiedensten Herkunftsländern leben zurzeit in der Walterichstadt. Aber: „Im Lauf des Jahres werden wir noch bis zu 65 weitere aufnehmen müssen“, was das Gemeinwesen stark fordere, verdeutlichte Bürgermeister Armin Mößner. Die Stadtverwaltung benötige dringend ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, um die Geflüchteten im Alltag und bei der Integration zu unterstützen, betonte er beim Informationsabend zu dieser Thematik.
Im kleinen Saal der Festhalle saß eine überschaubare Gruppe von Personen, von denen sich einige seit 2015/16 für Geflüchtete engagieren. Der Rathauschef schlug ein Patenschaftssystem vor: Ehrenamtliche könnten sich gezielt um Familien kümmern, regelmäßig vorbeischauen und nachfragen, welche Hilfe benötigt wird. „Wir müssen kämpfen und werden riesengroße Unterstützung brauchen“, brachte Markus Spreu, Leiter des Sachgebiets Ordnung und Soziales in der Stadtverwaltung, die schwierige Situation auf den Punkt. Zurzeit seien vom Kreis 120 Personen im Haus Emma des Erich-Schumm-Stifts untergebracht, die auf 160 aufgestockt werden sollen, rund 50 Personen in Containern in der Fritz-Schweizer-Straße sowie knapp 150 Personen in Privatunterkünften. Um Geflüchteten ein Dach über dem Kopf zu verschaffen, sei die Stadt auf die Anmietung privater Wohnungen angewiesen. Dringend suche man Personen, die bei Arztbesuchen und Elterngesprächen übersetzen und dolmetschen können. Spreu ist Ansprechpartner der Stadt, wird die ehrenamtliche Mitarbeit koordinieren und ein Treffen mit Freiwilligen organisieren, um ein Unterstützungsnetzwerk mit konkreten Angeboten und Aufgaben aufzubauen.
„Wir hoffen, dass wir viele Ehrenamtliche gewinnen können“, betonte auch der Integrationsmanager Anwar Nakkar, Ansprechperson vor Ort der Caritas, die die Geflüchteten betreut. Man suche Personen, die Ukrainisch oder Russisch sprechen, aber auch solche, die mit Geflüchteten Deutsch sprechen und die dolmetschen können, vor allem bei Arztbesuchen, so Nakkar. Auf die für Anleitung und Koordination von ehrenamtlichem Engagement zuständige Servicestelle Ehrenamt unter Regie von Juliane Beckhoff wies Annika Wahl hin, Fachbereichsleiterin Flucht und Asyl der Caritas im Rems-Murr-Kreis. „Aktuell existiert der Arbeitskreis Asyl nicht mehr“, auch sei zurzeit keine Struktur vorhanden, insofern sei ein völliger Neuansatz erforderlich, stellte Pfarrer Achim Bellmann klar.
Doch ein kleines, aktives Team aus stark Engagierten besteht weiter: „Da läuft sehr viel“, betonte Peter Hauck, der an der Volkshochschule Kurse für Geflüchtete zur Vorbereitung auf die „Leben in Deutschland“-Prüfung leitet. „Potenzial ist da. Wir können selbst mit unseren Ideen zu den Geflüchteten gehen, zum Beispiel Aktionen mit Eltern und Kindern anbieten“, sagte er und empfahl, einfach loszulegen, in die Unterkünfte zu gehen, mit den Leuten zu sprechen und zu schauen, was sich entwickeln kann. Dazu gelte es, geflüchtete Personen ins Boot zu holen, die schon gut Deutsch sprechen und hilfsbereit sind, um Verknüpfungen herzustellen, schlug Hauck vor.
Ein großes Problem bestehe darin, die Kinder in den örtlichen Betreuungseinrichtungen unterzubringen. „Es gibt zu wenige Plätze“, räumte der Rathauschef ein. Neue zu schaffen sei eine große Herausforderung. Um den Betreuungsbedarf abzudecken, werde man wie 2015/16 Spielgruppen einrichten. Ehrenamtliche Unterstützung werde mit der Gesamtleitung von Kindergärten sowie Kitas und Schulen koordiniert. Ehrenamtliche können sich bald per E-Mail-Adresse über ein Formular auf der städtische Internetseite melden, kündigte Armin Mößner an.
Eine Frau bot beim Treffen an, mit Kindern in die Natur zu gehen, etwas mit Tieren zu unternehmen oder mit Erwachsenen gemeinsam zu kochen, um miteinander verschiedene Alltagssituationen zu erleben, Kontakte zu knüpfen, die deutsche Sprache zu lernen und so die Integration zu fördern.
In Murrhardt habe man schon verschiedene Patenprojekte wie Spieletreffs angestoßen, um Deutsch zu üben, oder Bastelangebote für Kinder mit Personen, die selbst geflüchtet waren und ihre Erfahrungen weitergeben, berichtete Jochen Schneider. Er ist Projektleiter des Vereins Kubus, der unter anderem Geflüchtete unterstützt, und engagiert sich auch in dem von Geflüchteten gegründeten Selbsthilfeverein Pyramidea.
Stadt Wer Geflüchtete ehrenamtlich unterstützen möchte, kann sich bei Markus Spreu von der Stadtverwaltung melden. Er bittet, die Kontaktdaten mit anzugeben. Seine E-Mail-Adresse ist: m.spreu@murrhardt.de
Caritas Infos zu Mitwirkungsmöglichkeiten gibt es bei Juliane Beckhoff von der Caritas. Sie ist per E-Mail zu erreichen, die Adresse lautet: beckhoff.j@caritas-ludwigsburg-waiblingen-enz.de
Kubus Zu Projekten von Kubus und Pyramidea informiert Jochen Schneider per E-Mail an jochen.schneider@pyramidea.de.