Siegfried Trittner ist Vorsitzender des neuen Fußballbezirks Rems-Murr/Hall
Der einstige Kritiker steht künftig am Steuerrad: In einer proppenvollen Oberroter Halle wird einstimmig Siegfried Trittner zum Vorsitzenden des neuen Fußballbezirks Rems-Murr/Hall gewählt.
Von Uwe Flegel
Gegen 11 Uhr ist es dann so weit. Es ist allerdings nicht die Gründungsversammlung des neuen Fußballbezirks Rems-Murr/Hall, die wie geplant beginnt. Ralph Rolli und einige Helfer müssen weitere Tische aufbauen und Stühle aufstellen, weil mehr Personen als gedacht in die Kultur- und Festhalle nach Oberrot gekommen sind. 136 Personen wollten dabei sein, wie aus eineinhalb sogenannten Altbezirken eine neue Einheit entsteht. Zu den bisherigen 76 Vereinen an Rems und Murr kommen noch 54 Klubs aus dem Süden des künftig geteilten und nicht mehr existenten Hohenlohe dazu.
Zum neuen Vorsitzenden des neuen und nach den Landkreisen Rems-Murr sowie Schwäbisch Hall benannten Gebildes wird kurz nach Mittag dann Siegfried Trittner gewählt. Der von den Spfr. Bühlerzell stammende und 66-jährige Altbürgermeister von Obersontheim ist irgendwie ein Sinnbild für den Zusammenschluss, der vor allem den Klubs aus der Region rund um Schwäbisch Hall und Crailsheim viel abverlangt. Denn Trittner wollte zu Beginn der sogenannten Strukturreform des WFV eine Zerschlagung des Bezirks Hohenlohe verhindern, denn „der hat bislang ja bestens funktioniert“ – und der war mit über 100 Klubs auch einer der größten Bezirke im Württembergischen Fußballverband.
Die Stärkung des Spielbetriebs im ländlichen Raum ist das Ziel
Doch die Entscheidung steht schon seit zwei Jahren. Damals hat eine außerordentliche Versammlung mit den Delegierten der württembergischen Vereine den Vorschlag der Strukturkommission abgesegnet. Statt 16 Bezirken gibt es ab der neuen Saison nur noch zwölf. WFV-Verbandsvertreter Florian Müller-Metge verdeutlichte in Oberrot noch einmal die Idee dahinter: „Auch in Zukunft die Organisation eines sinnvollen Spielbetriebs sichern zu können.“ Denn der war in manch ländlichen Ecken schon jetzt schwierig. Zum Beispiel in der Biberacher Ecke, dem mit nur 61 Vereinen bislang kleinsten WFV-Bezirk Riß.
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Nun sollen größere Einheiten verhindern, dass es in manchen Gegenden nur noch für eine Kreisliga-A-Staffel reicht. Trittner machte in seiner Antrittsrede nach seiner einstimmigen Wahl aber auch deutlich, welche Nachteile das mit sich bringt. Im Fall des Bezirks Rems-Murr/Hall sei der Bereich Crailsheim sportlich zumindest derzeit abgehängt. Zwar gibt es mit dem TSV Crailsheim einen Landesligisten, doch außer Aufsteiger FC Matzenbach keinen Bezirksligisten. Außerdem sieht Trittner weite und komplizierte Strecken auf die nordöstlich und östlich von Crailsheim gelegenen Klubs zukommen. „Diese Vereine sind über die A 7 schneller im Allgäu als in Fellbach“, machte der Vorsitzende klar. Er sagte aber auch: „Man kann nun weiterhin meckern und schimpfen oder schauen, dass man was draus macht.“ Ein Satz, der zuvor so ähnlich auch vom scheidenden Rems-Murr-Vorsitzenden Patrick Künzer gekommen war. Der dafür die Klubs dazu aufgefordert hatte, nach vorne zu schauen.
Die klare Mehrheit stimmt für den Klub aus dem Limpurger Land
Siegfried Trittner jedenfalls hat nichts anderes vor. Der einstige Kritiker will nun ganz vorne stehend helfen, dass der neue Bezirk möglichst rasch zusammenwächst. Schließlich sei die Aufgabe von ihm und seinen Mitstreitern im Bezirksvorstand, den Kindern, Jugendlichen, Frauen und Männern in den Vereinen einen möglichst gut geregelten Fußballspielbetrieb zu ermöglichen. Zumal zur Wahrheit gehört, dass die bisher im Bezirk Rems-Murr spielenden Vereine wie der FC Oberrot, die Spvgg Unterrot, der TAHV Gaildorf, die SK Fichtenberg oder der TSV Sulzbach-Laufen ohnehin im Landkreis Schwäbisch Hall liegen.
Nun allerdings rücken sie ebenso wie die Sportfreunde aus Großerlach vom Randbereich ins Zentrum des neuen Bezirks. Wobei das Finden einer neue Mitte angesichts der in den Monaten zuvor manchmal heißen Diskussionen über den neuen Bezirk noch nicht ganz so weit fortgeschritten ist. Denn als es zur Wahl des nächsten Bezirkstags kam, bewarb sich zuerst der BC Marktlustenau aus der direkt an der Grenze nach Bayern gelegenen Gemeinde Kreßberg. Aber so weit geht die neue Partnerschaft nicht. Denn als sich mit etwas Verzögerung auch die SK Fichtenberg meldete, stimmte die klare Mehrheit für den Klub aus dem Limpurger Land. Noch scheint eben nicht ganz zusammengewachsen, was seit dem Bezirkstag in Oberrot zusammengehört.
Verabschiedung Die Geburtsstunde des neuen Bezirks war auch der Abschied für die bisherigen Bezirksvorsitzenden Patrick Künzer (Rems-Murr) und Niko Schwarz (Hohenlohe). Künzer hört auf, Schwarz soll Vorsitzender des ebenfalls neuen Bezirks Franken (Heilbronn und Hohenlohe-Nord) werden. Beide erhielten zum Abschluss für ihre Tätigkeit viel Lob und zwei hohe Ehrungen. Für Künzer gab es die WFV-Ehrennadel in Silber, für Schwarz gar die DFB-Verdienstnadel. Ebenfalls verabschiedet wurde mit einem Präsent der bisherige Bezirksschiedsrichterobmann Markus Seidl (Rems-Murr).
Wahlen Bei den Wahlen wurden Ralph Rolli (Bezirksspielleiter, Hertmannsweiler) und Rainer Lasartzyk (Vorsitzender des Bezirkssportgerichts, Hößlinswart) zu Stellvertretern gewählt. Ebenfalls dem Bezirksvorstand gehören Lars Krimmer (Schiedsrichterobmann, Gailenkirchen) und Jochen Schmieg (Bezirksjugendleiter, Leutenbach) an. Sie waren zuvor auf den jeweiligen Versammlungen gewählt worden und wurden in Oberrot nur noch bestätigt. Den Posten des Bezirksspielleiters wollen sich Rolli und Martin Basler (Gaildorf) teilen. Alle Abstimmungen fielen einstimmig aus.