Versetzung nach Fasnachtspredigt

Der Erzbischof als Wiederholungstäter

Narren dürfen ungestraft die Wahrheit sagen, heißt es. Bei Fasnachtspredigten gilt das offenbar nicht. Aber vom Freiburger Erzbistum ist man nichts anderes gewohnt, kommentiert unser Redakteur Eberhard Wein.

In katholischen Kirchen könnte es noch einsamer werden.

© dpa/Patrick Seeger

In katholischen Kirchen könnte es noch einsamer werden.

Von Eberhard Wein

Gern wird Fas(t)nacht als im Kern katholische Veranstaltung dargestellt. Die humorlose Reaktion des Freiburger Erzbistums auf eine närrische Predigt des Baden-Badener Stadtpfarrers lässt an dieser Ursprungstheorie eher Zweifel aufkommen. Weil sich fromme Zuhörer in den entlarvenden Reimen offenbar wieder erkannt haben, zieht das Ordinariat seinen Pfarrer zurück. Das klingt offen gestanden wie ein schlechter Witz.

Bedenklich ist aber, dass die Kirchenoberen es nicht einmal für nötig erachteten, vor dieser Personalentscheidung die betroffenen Gemeinden anzuhören. Stattdessen wurde der Pfarrgemeinderat vor vollendete Tatsachen gestellt. Bei diesem Vorgehen sind Erzbischof Stephan Burger und seine Mannen allerdings Wiederholungstäter. Auch der viel diskutierte Rausschmiss des Freiburger Domkapellmeisters erfolgte zum Jahreswechsel ohne ausreichende Einbindung der betroffenen Sänger und ihrer Familien.

Reihenweise laufen die Menschen davon

Die Zeiten, in denen das katholische Kirchenvolk so etwas klaglos akzeptierte, sind vorbei. Reihenweise laufen der Kirche die Menschen davon; in Freiburg die Sänger, in Baden-Baden die Ehrenamtlichen, auf die das Erzbistum bei der bevorstehenden Strukturreform so dringend angewiesen ist. Um es klar zu stellen: Hier geht es nicht um Zugeständnisse an den „Zeitgeist“. Hier geht es einzig und allein um Kommunikation auf Augenhöhe – eigentlich eine Selbstverständlichkeit.

Zum Artikel

Erstellt:
17. März 2025, 16:20 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen