Trevor Noah kommt nach Stuttgart

Der Gentleman-Comedian

Sieben Jahre war er Host der „Daily Show“, dann wollte Trevor Noah zurück zum Stand-up. In seinem Bühnenprogramm verarbeitet er auch seine Kindheit im Südafrika der Apartheid-Jahre. Am Wochenende ist der Comedian in Stuttgart zu Gast.

Trevor Noahs Liebe ist Stand-up-Comedy.

© Imago/Everett Collection/Imago

Trevor Noahs Liebe ist Stand-up-Comedy.

Von Theresa Schäfer

Jetzt habe er endlich einen Grund zu lernen, wie sein Videorekorder funktioniere, sagte Jon Stewart, als er 2015 nach 16 Jahren seinen „Daily Show“-Schreibtisch für Trevor Noah räumte. 2024 ist Stewart zurück bei der kultigen Polit-Satireshow des US-Senders Comedy Central. Und Trevor Noah? Der tourt mit seinem Stand-up-Programm rund um die Welt. Am Wochenende ist der Comedian in der Stuttgarter Porsche-Arena zu Gast. In Deutschland tritt Noah diesen Sommer sonst nur in Berlin auf.

Niemand hat dem Südafrikaner bei der „Daily Show“ den Stuhl vor die Tür gestellt. Noah entschied 2022 selbst, dass sieben Jahre als Host des Formats, das Vorbild für Oliver Welkes „heute-show“ im ZDF ist, genug waren. Der heute 40-Jährige vermisste Stand-up, die Bühne, das Reisen.

Trevor Noah ist der Gentleman-Comedian. Vier Mal in Folge moderierte er routiniert-charmant die Grammys. Mit feinem südafrikanischem Akzent seziert er politische und gesellschaftliche Phänomene. In die USA kam er als Außenseiter. Kaum jemand kannte ihn dort, als er mit nur 31 Jahren von Jon Stewart die „Daily Show“ übernahm. In seiner Heimat war er damals aber schon ein Star. Noah gab der Satiresendung einen anderen Ton – leiser, überlegter, distanzierter. Gleich am Anfang fiel Noah Comedy-Gold in den Schoß: Im Trump Tower in New York fuhr Donald Trump eine Rolltreppe hinunter und verkündete seine Präsidentschaftskandidatur.

Die Außenseiterrolle ist eine, die tief drin steckt in Trevor Noah. Er ist der Sohn einer südafrikanischen Mutter und eines Schweizer Vaters. Als er 1984 in Johannesburg zur Welt kommt, existiert in seiner Heimat noch das Apartheidregime. Kinder wie Trevor sieht diese rassistische Gesellschaftsordnung nicht vor: In dem Township von Soweto, in dem er aufwächst, ist seine Haut zu hell, unter Weißen ist sie zu dunkel. Trevor ist tatsächlich „Born A Crime“, als Verbrechen geboren, wie das Buch heißt, das er 2016 über seine Kindheit geschrieben hat. Er darf selten nach draußen, wird im Haus seiner Großmutter regelrecht versteckt, bis die Apartheid 1990 endlich endet. „Gingen wir spazieren, musste mein Vater auf der anderen Straßenseite laufen“, erinnert sich Noah in seinem Comedyprogramm. „Er winkte mir von Weitem – wie ein gruseliger Pädophiler.“ Wenn die Polizei vorbeifährt, lässt seine Mutter Trevors Hand los: „Gehört nicht mir, ist nicht meins – ich kam mir vor wie ein Tütchen Gras.“ Noah hat sein Kindheitstrauma in ein Stand-up-Programm verarbeitet.

„Between the scenes“ – millionenfach auf Youtube geklickt

Mit dem Blick des neugierig-erstaunten Fremden schaute Noah sieben Jahre lang allabendlich in der „Daily Show“ auf die USA: Auf Donald Trumps Chaosjahre im Weißen Haus, auf die erste Hälfte von Joe Bidens Präsidentschaft. Auf die Coronapolitik und die Debatte um schärfere Waffengesetze, auf den Sturm aufs Kapitol und auf das Ende von „Roe v. Wade“. Zwei Jahre lang, während der Pandemie, machte er die Sendung aus seiner Wohnung – und ließ sich in der Zeit einen beeindruckenden Afro wachsen. Seine eigene Note brachte Trevor Noah auch durch die Dialoge in die „Daily Show“, die er zwischen den Takes mit dem Publikum führte. „Between the scenes“ wurde ein populäres Format, auf Youtube millionenfach angeklickt.

Noah, der von sich sagt, er habe ADHS, ist einer, der sich viele Gedanken macht, Zweifel hat und viele Ideen. Ein Projekt reicht dem Comedy-Tausendsassa nicht. Seit Ende vergangenen Jahres hat der 40-Jährige deshalb auch einen Podcast, in den er sich Leute einlädt, die ihn interessieren. Bill Gates war schon zu Gast, Idris Elba, Julia Louis-Dreyfus, Kerry Washington oder Roger Federer. Das Format heißt „What Now?“ – was jetzt?

Trevor Noah in Stuttgart

Zwei Abende ComedyDer südafrikanische Comedian Trevor Noah tritt am 3. und 4. August mit seinem „Off The Record“-Programm in der Stuttgarter Porsche-Arena auf.

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Erstellt:
1. August 2024, 14:36 Uhr

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