Was geschah am . . . 23. April 1563?

Phillip II. legt den Grundstein für das spanische Königsschloss El Escorial

Vor 462 Jahren wurde bei Madrid der Grundstein für die gigantische Klosteranlage El Escorial gelegt. Der vom Philipp II. beauftragte Bau galt als achtes Weltwunder und spirituelles Vermächtnis des streng katholischen spanischen Königs.

Das gewaltige Klosterschloss El Escorial liegt etwa 50 Kilometer nördlich von Madrid. Der größte Renaissancebau der Welt ist 207 Meter lang und und 161 Meter breit.

© Imago/Turespana

Das gewaltige Klosterschloss El Escorial liegt etwa 50 Kilometer nördlich von Madrid. Der größte Renaissancebau der Welt ist 207 Meter lang und und 161 Meter breit.

Von Markus Brauer/dpa

Staunend stehen jeden Tag Hunderte, oft Tausende von Menschen vor dem gewaltigen Bau aus grauem Granit, der sich aus der rauen Sierra de Guadarrama bei Madrid in den stahlblauen kastilischen Himmel erhebt.

Klein, winzig klein, kommt sich der Mensch vor im Angesicht der riesigen Ausmaße des El Escorial, dem Schloss, Kloster und Rückzugsort des spanischen Königs Philipps II. (1527-1598). Das „achte Weltwunder“ wurde der Bau oft genannt, ein Vergleich mit den Pyramiden nicht gescheut. Seine Anziehungskraft auf die Menschen ist bis heute ungebrochen.

Fertigstellung nach 21 Jahren

Am 23. April 1563 wird in der spanischen Ortschaft San Lorenzo de El Escorial der Grundstein für den Bau der Klosterresidenz El Escorial gelegt. Nach der siegreichen Schlacht gegen die Franzosen bei Saint-Quentin am 10. August 1557, dem Tag des Heiligen Laurentius, hatte König Philipp II. das Gelübde abgelegt, dem Märtyrer als Dank für den Beistand in der Schlacht ein Kloster zu errichten. Es sollte zugleich seine Residenz und Alterssitz werden, nicht zu weit vom königlichen Hof in Madrid entfernt.

Grundsteinlegung am Fuß der „Schlackenhalde“

Lange suchen seine Architekten nach einem geeigneten Ort, den sie schließlich am Fuß der Sierra de Guadarrama bei dem Dorf El Escorial finden, dessen übersetzter Name „Schlackenhalde“ auf frühere Erzminen in der Umgebung hinweist.

Der Spanier Juan Bautista de Toledo, ein Schüler Michelangelos, zeichnet die Pläne und überwacht in den ersten Jahren die Arbeiten an dem riesigen Bau, der aus dem graugelben eisenharten Granit der Sierra in großen Quadern hochgezogen wird. Als er stirbt, wird der berühmte Baumeister Juan de Herrera mit der Bauleitung beauftragt.

Nach nur 21 Jahren und fünf Monaten, zuletzt in Akkordarbeit von Tausenden von Handwerkern, wird das Werk am 13. September 1584 im wesentlichen abgeschlossen. Fünf Millionen Dukaten, eine gewaltige Summe, hat des Königs neue Residenz verschlungen. Der Monarch weint, als er sein Escorial endlich vollendet sieht. Kloster, Basilika, Königspalast und Grabmal zugleich.

Grabeskälte statt Märchenschloss

Nur von weitem wirkt El Escorial wie ein zierliches Märchenschloss. Steht man vor dem 206 Meter langen, 161 Meter breiten und an der Spitze der Kuppel der Kathedrale fast 100 Meter hohen Riesenbau, so wirkt er eher wie eine wuchtige Kaserne, die eine Grabeskälte auszuströmen scheint.

Fast schmucklos sind die Fassaden mit den endlosen symmetrischen Fensterfronten, die an der Nord- und Ostseite eine gewaltige Esplanade umgeben.

Durch ein hohes, grünes Tor gelangt man in das Innere des Baus, der in seinem Grundriss an ein Rost erinnert. Auf einem glühenden Rost war der heilige Laurentius den Märtyrertod gestorben. Das Symbol des Rostes findet sich immer wieder.

Kloster, Basilika, Palast

Der gewaltige Komplex besteht aus einem Augustiner-Kloster, einer Basilika, dem Palast des Königs und zahlreichen Wirtschaftsräumen. 16 Innenhöfe, 86 Freitreppen, 89 Springbrunnen, 1200 Türen, 2600 Fenster und 16 Kilometer Flure geben eine Vorstellung von den gigantischen Ausmaßen dieses steinernen Denkmals, das der einsame, grüblerische, machtbesessene und fanatisch religiöse Philipp II. einst sich und seiner Zeit gesetzt hat.

Im El Escorial so meinen viele Autoren, hat sich das Weltbild dieses strengen, asketischen Mannes niedergeschlagen, der mit unendlichem Fleiß und eiserner Hand ein Reich verwaltet, in dem die Sonne nie untergeht, und der Tausende von „Ketzern“ durch die Inquisition verfolgen und auf dem Scheiterhaufen verbrennen lässt.

Brand zerstörte 1671 weite Teile des Klosterpalasts

Philipp II. machte El Escorial auch zur Grabstätte der spanischen Könige der letzten 400 Jahre, der Zeit der Habsburger und Bourbonen, die es bis heute geblieben ist. Karg eingerichtet sind die meisten Räume, düster die endlosen Gänge und Gemächer, von künstlerischem Wert nur einige Gemälde, Gobelins und vor allem die Bibliothek mit 50.000 Bänden, in der sich zahlreiche wertvolle Schriften des Mittelalters und der arabischen Welt, auch die Privatbibliothek Philipps II., finden.

Ein Rundgang dauert zwei Stunden, zeigt aber nur die wichtigsten Räume, die Basilika, die Bibliothek und die achteckige Königsgruft mit den 26 identischen Bronzesärgen.

Den harten Granit seiner Mauern haben die Jahrhunderte nicht einmal ankratzen können, auch nicht der zwei Wochen wütende Brand im Jahr 1671, der weite Teile des Klosterpalastes verwüstete. Holzwürmer zernagten das Dachgebälk, so dass es im Jahr 1963 durch Betonstreben ersetzt werden musste. Aber El Escorial ist wohl für die Ewigkeit gebaut.

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Erstellt:
19. April 2025, 15:38 Uhr
Aktualisiert:
19. April 2025, 18:03 Uhr

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