Rafael Terpsiadis: Der Joker reift zur Stammkraft im Sturm der TSG Backnang

Trotz seines Traumdebüts im WFV-Pokal gegen den SGV Freiberg sitzt Rafael Terpsiadis bei den Fußballern aus dem Murrtal zunächst stets auf der Bank, wenn es um Oberliga-Punkte geht. Im morgigen Heimspiel gegen den FSV Hollenbach (14 Uhr) winkt ihm nun aber schon zum fünften Mal in Folge ein Startelfplatz.

Den Ball am Fuß, das Tor vor sich: TSG-Stürmer Rafael Terpsiadis will das Netz am Samstag wieder wackeln lassen. Foto: Alexander Hornauer

© Alexander Hornauer

Den Ball am Fuß, das Tor vor sich: TSG-Stürmer Rafael Terpsiadis will das Netz am Samstag wieder wackeln lassen. Foto: Alexander Hornauer

Von Steffen Grün

Rafael Terpsiadis ist ein waschechter Stuttgarter. Er kam in der Landeshauptstadt zur Welt und rannte von den Bambinis bis zum Wechsel in die U 16 der Kickers beim SV Sillenbuch dem Ball hinterher. Insofern war es ein tiefer Einschnitt, als ihm die Verantwortlichen des Regionalliga-Aufsteigers aus Degerloch vor dem letzten Testspiel der laufenden Runde mitteilten, dass sie zumindest fürs Erste ohne seine Dienste planen.

Dann ging aber alles „Schlag auf Schlag“, erinnert sich der im Sommer noch 18-Jährige, der inzwischen den 19. Geburtstag feierte. Weil sein Berater Thomas Gentner mit Marc Erdmann und Oguzhan Biyik das Duo gut kennt, das bei der TSG den Kader plant, landete Rafael Terpsiadis beim Oberligisten im Murrtal. Nach aktuellem Stand aber nur für ein Jahr, „ich habe einen Anschlussvertrag bei den Stuttgarter Kickers für nächste Saison“. Die Blauen haben also die Hand drauf, ob sie ihr Eigengewächs zurückholen, während die Roten diese Entscheidung zunächst einmal abwarten werden müssen.

Für den Stürmer ist das Zukunftsmusik, ihm geht es um das Hier und Jetzt. „Ich fühle mich richtig wohl“, sagt Terpsiadis. „Für mich ist es wichtig, in Backnang viel Erfahrung zu sammeln. Die TSG bietet eine gute Plattform, um sich zu präsentieren.“ Das ist ihm bei seinem Debüt im August beim 2:1-Erfolg im WFV-Pokal-Drittrundenspiel gegen den SGV Freiberg auf Anhieb bravourös gelungen. „Ein Doppelpack gegen einen Regionalligisten, darunter ein so schönes Tor in der Nachspielzeit – besser hätte es für mich nicht anfangen können“, blickt er auf die Überraschung zurück, die seinem aktuellen Klub im Achtelfinale das Prestigeduell mit den Stuttgarter Kickers und ihm selbst das Treffen mit den früheren und vielleicht auch künftigen Teamkollegen bescherte.

Rafael Terpsiadis hat gegen die Ex-Kollegen aus Stuttgart das 1:0 auf dem Fuß

An Allerheiligen war es so weit und Terpsiadis räumt ein, dass es für ihn wegen seiner Vergangenheit ein spezielles Duell war. Er berichtet vom „schönen Gefühl, gegen die Kickers zu spielen, auch wenn das Ergebnis nicht gepasst hat“. Den Regionalliga-Ersten in die Verlängerung gezwungen zu haben, ist für die TSG aber ein Achtungserfolg, so verdient das 2:1 für den Favoriten letztlich gewesen ist. Möglicherweise hätte Backnang die Gäste noch mehr in die Bredouille bringen können, wenn Terpsiadis in der 37. Minute das 1:0 gelungen wäre. „Ich hätte lupfen können, bin aber leicht weggerutscht und habe knapp am Tor vorbeigeschossen“, erläutert er die Situation, als der Stuttgarter Keeper auf ihn zustürmte. Mit der Führung im Rücken „hätten wir weiterhin so konsequent verteidigt und vielleicht die eine oder andere Konterchance mehr bekommen“.

Auf die Idee, die knappe Niederlage gegen die klar überlegenen Kickers auf diese versiebte Torchance zurückzuführen, kam im Lager der TSG niemand. Und sie dürfte an Terpsiadis’ derzeitigem Status als Nummer eins in Backnangs Sturmzentrum auch nichts ändern. Den hat sich der 19-Jährige verdient, indem er geduldig auf die nächste Bewährungsprobe in der Startelf wartete, nachdem ihn Trainer Mario Klotz trotz des Doppelpacks gegen Freiberg zunächst zum Edeljoker gemacht hatte. Bis zum zwölften Spieltag wurde das Talent immer nur eingewechselt, erst nach dem 0:3 gegen Essingen und dem 0:4 in Villingen änderte sich das. Er fungierte in Reutlingen vom Anpfiff weg als einzige Sturmspitze und traf mit seinem zweiten Saisontor sofort zum entscheidenden 1:0. Seitdem ist Terpsiadis stets Teil der Anfangsformation, markierte beim 3:1 in Mutschelbach zuletzt das 3:0 und hat gute Karten, am morgigen Samstag im Heimspiel gegen den FSV Hollenbach zum insgesamt fünften Mal in Folge beginnen zu dürfen.

Rafael Terpsiadis will seinen Stammplatz festigen

Ist er damit bereits Stammspieler? „Gute Frage“, entgegnet der Fußballer. „Ich bin in guter Form und fit, was nach den vergangenen Jahren nicht selbstverständlich ist.“ Da warfen ihn Verletzungen häufiger zurück, vor allem eine Schambeinentzündung mit siebenmonatiger Pause. Das erdet und verhindert Übermut, wenn es so wie jetzt gut läuft. Terpsiadis will die jüngsten Leistungen bestätigen, um seinen Stammplatz zu festigen und sich in der Oberliga zu etablieren. Ob das als Stoßstürmer ist, obwohl die TSG einen Angreifer dieses Typs eigentlich noch holen will, als zweite Spitze oder als Flügelflitzer, ist für ihn fast zweitrangig. Hauptsache, er spielt und kann dabei helfen, dass die Backnanger ihren einstelligen Platz im sicheren Mittelfeld behaupten.

Letztes Heimspiel der Oberliga-Vorrunde für die TSG-Fußballer

Nachlese Mit dem 3:1-Sieg in Mutschelbach am vergangenen Samstag bewiesen Backnangs Oberliga-Fußballer erneut ihre Auswärtsstärke. „Das war spielerisch und kämpferisch eine starke Leistung“, lobt der sportliche Leiter Marc Erdmann. Viel Respekt verdiente sich die TSG am Mittwoch beim 1:2 nach Verlängerung im WFV-Pokal-Achtelfinale gegen die Stuttgarter Kickers. Als Folge dieser 120 Minuten rechnet Erdmann mit einem „Kräfteverschleiß“, aber auch mit noch mehr Selbstvertrauen.

Ausblick Das Duell mit dem FSV Hollenbach am Samstag (14 Uhr, Etzwiesen) ist das letzte Heimspiel der Oberliga-Hinserie. Die TSG ist Achter mit 23 Punkten, die Gäste sind mit 30 Zählern sogar Dritter und haben nur zwei Punkte Rückstand auf Spitzenreiter SG Sonnenhof. FSV-Trainer ist Ex-VfB-Profi Martin Lanig. Zum Kader gehören unter anderem der Ex-Großaspacher Sebastian Schiek und Hannes Scherer, mit 13 Treffern derzeit Zweiter der Torschützenliste.

Personal Der TSG fehlen David Müller (Sperre), Athanasios Coutroumpas (Adduktorenprobleme) und Marius Weller (Schlüsselbeinbruch).

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Erstellt:
3. November 2023, 06:00 Uhr

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