Der Mann der Stunde
Eintracht Frankfurt besteht im Spitzenspiel gegen den FC Bayern dank des eiskalten Omar Marmoush. Der Ägypter wird zur Lebensversicherung der Hessen – und stellt gar Superstar Harry Kane in den Schatten.
Von sid
Frankfurt - Erschöpft und mit einer blutigen Schramme am Bein schleppte sich Omar Marmoush über den Rasen. „Wir sind wie eine Familie – und das sieht man auch auf dem Platz, wenn wir feiern“, sagte Eintracht Frankfurts Doppeltorschütze nach seiner erneuten Glanzleistung beim 3:3 (2:2) im Bundesliga-Spitzenspiel gegen den FC Bayern München ganz bescheiden: „Es ist nicht nur meine Leistung, sondern die der gesamten Mannschaft.“
Die Reaktion von Dino Toppmöller untermauerte die familiäre Beziehung. Seinen Superstürmer, der in der Saison 2021/22 beim VfB Stuttgart spielte, umarmte der Trainer überglücklich und brüllte ihm ein kräftiges „Geil!“ entgegen. „Eine unglaubliche Leistung, auch vom ganzen Team“, attestierte er dann auch nach dem Punktgewinn in letzter Sekunde.
Der Trainer, das wurde spätestens nach der zweiten Marmoush-Gala innerhalb einer Woche klar, hat eine ganz besondere Verbindung zu seinem Stürmer. Ein „sehr gutes und besonderes Verhältnis“, beschrieb Toppmöller, „ich habe selber im Sturm gespielt, dann hast du zu deinen Angreifern ein enges und besonderes Verhältnis“. Seine Methode scheint zu fruchten. Neben Marmoush trug auch Sturmjuwel Hugo Ekitiké entscheidend zu dem Punktgewinn bei. Der Franzose drehte mit seinem Treffer in der 35. Minute zwischenzeitlich die Partie zugunsten der Eintracht.
Im Sommer war Toppmöller einer derjenigen, die Marmoushs Verbleib bei der Eintracht erwirkt hatten: „Ich habe ihm gesagt, dass ihm ein zweites Jahr bei uns guttun würde, dass er gerade auf dem Weg nach oben und dass der Weg noch nicht zu Ende ist.“
Der 25 Jahre alte Marmoush musste gegen hochüberlegene Bayern schon wieder als Frankfurter Lebensversicherung aushelfen. Zwei Tore erzielte der Ägypter, die zwischenzeitliche Führung durch Ekitiké, die Frankfurt gar vom großen Coup träumen ließ, bereitete er vor. Schon vor einer Woche war Marmoush beim Auswärtsspiel in Kiel (4:2) an allen vier Toren beteiligt gewesen. Mit inzwischen acht Treffern (dazu vier Assists) lässt er sogar Bayern-Torjäger Harry Kane (fünf Tore) hinter sich. Dem Engländer stahl der Eintracht-Angreifer am Sonntag mächtig die Show. Spielt der beste Stürmer der Liga also in der Mainmetropole? „Einer der besten auf jeden Fall“, meinte Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche. „Ganz sicher in den Top Drei“ sieht ihn Mannschaftskollege Rasmus Kristensen. Dort also, wo auch Frankfurt in der Tabelle aktuell steht.
In dieser Form wird Marmoush der Eintracht noch viel Freude bereiten – und könnte im Sommer den nächsten Geldregen herbeiführen. Unverkäuflich, betont Krösche, ist bei den Hessen niemand, irgendwann stößt der Verein an seine Schmerzgrenze.
Aber erst mal bleibt für Toppmöller noch Zeit, sich an seinem Liebling und Zauberfuß zu erfreuen. Immerhin gibt es da ja noch eine mysteriöse Abmachung, der „kleine Deal“ zwischen Trainer und Spieler, den die beiden vor der Saison ausgehandelt haben. „Was ich ihm gesagt habe, bleibt erst mal ein Geheimnis zwischen mir und Omar“, sagte er mit einem Schmunzeln: „Das kann ich irgendwann am Ende der Saison mal verraten.“