Der Seniorenrat der Stadt löst sich auf
Die Mitglieder des Murrhardter Gemeinderats bedauern, dass sich keine Nachfolgerinnen und Nachfolger für das Gründungsgremium bereitgefunden haben. Trotz intensiver Werbung gibt es nur zwei Interessenten, die sich eine künftige Mitarbeit vorstellen konnten.

© Norbert Hopp
Seniorenratsmitglieder und Gäste nach dem ersten „Kaffee und Kino am Nachmittag“-Treffen, kurz Cafino, vor den Murrlichtspielen, das die Ratsmitglieder neu aufgelegt hatten. Die Reihe, die das Café Klosterhof und das Kino ermöglichen, soll weiterlaufen. Foto: Norbert Hopp
Von Elisabeth Klaper
Murrhardt. In der letzten Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause gab Bürgermeister Armin Mößner bekannt, dass sich der Seniorenrat, gebildet auf Basis einer Gemeinderatsentscheidung im Oktober 2022, auflösen wird. Denn leider fanden sich keine Nachfolgerinnen und Nachfolger, dessen Gründungsmitglieder abzulösen. Kurz resümierte er die erfolgreichen Aktivitäten des Seniorenrats: Dessen Arbeit bestand vor allem darin, Aufgabenbereiche zu suchen, die bisher noch nicht von Vereinen, Kirchengemeinden und Institutionen wie Seniorenheimen abgedeckt sind.
Konkrete Aktionen und Projekte des Seniorenrats waren öffentliche Sitzungen, der Verkauf von Notfalldosen, ein neuer Zuschnitt des Cafinos (Kaffee- und Kinobesuch) und die Erstellung eines Flyers zur Information, weiter ein Lesezirkel für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger, Seniorengymnastik, die Teilnahme an Sitzungen des Kreis- und des Landesseniorenrats. Zudem Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, die Beteiligung an Vorträgen, Bauprojekten der Stadt und städtebaulichen Entwicklungen sowie an einer Präventionsveranstaltung zum Telefonbetrug an Senioren in Kooperation mit der Stadt und dem Polizeipräsidium Aalen.
An einem eigenen Stand auf der Messe 2022 präsentierte sich der Seniorenrat, der aus dem Projekt Quartier 2020 der Koordinationsstelle Bürgerschaftliches Engagement entstanden war. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der konstituierenden Sitzung im Oktober 2021 wählten ein achtköpfiges Gremium aus Personen, die teils lange im Gemeinderat und in der Seniorenarbeit tätig waren. Aktuell sind dies der Seniorenratssprecher Berthold Müller, Michèle Hartmann als stellvertretende Sprecherin, Heinrich Dyckmans als Schriftführer, Renate Göckler als Finanzbeauftragte, Angelika Burr, Gudrun Gruber, Norbert Hopp, Wilhelm Wieland und Gottfried Gräter, der als Gast mitgewirkt hat.
Das Gremium war für zwei Jahre gewählt. Ziel war nach diesem Start, neue Interessierte aufnehmen zu können, damit die Gründungsmitglieder sich nach einer gewissen Zeit wieder zurückziehen können. Von diesen waren indes nur zwei bereit, sich weiter zu engagieren, allerdings nicht als Vorsitzende. Trotz intensiver Werbung gab es nur ein bis zwei Interessenten, die eventuell für eine künftige Mitarbeit im Seniorenrat bereit wären. Insofern stellten die Mitglieder des Seniorenrats fest, dass aus der Murrhardter Bevölkerung keine nennenswerten Impulse für dessen Arbeit kamen, weshalb eine Fortführung der Arbeit nicht möglich ist.
Hauptgrund ist laut Mößner, dass in Murrhardt seit Jahrzehnten viele Angebote für Senioren von zahlreichen Organisationen und Institutionen existieren. Die neu eingerichteten Angebote zum Cafino und eines Lesezirkels des Seniorenrats sollen aber weitergeführt werden. In der Sitzung am 24. Mai hat der Seniorenrat aus den genannten Gründen entschieden, sich aufzulösen. „Aus Sicht der Stadtverwaltung ist dies sehr schade“, doch sei die Bereitschaft gering, im Seniorenrat mitzuwirken. Der Rathauschef dankte dessen Mitgliedern für ihr Engagement in Pionierfunktion und ihren Einsatz für die Seniorinnen und Senioren in der Walterichstadt.
Unabhängig davon werde der Kreisseniorenrat nochmals für einen Seniorenrat werben und die Stadtverwaltung begleite diesen Prozess. Doch zeigte sich Bürgermeister Armin Mößner skeptisch, ob eine Neuauflage gelingt. Der im Haushalt für den Seniorenrat vorgesehene Betrag in Höhe von 2000 Euro kann künftig wohl eingespart werden.
Unisono nahmen die Stadträtinnen und -räte diese Entwicklung bedauernd zur Kenntnis und dankten den Seniorenratsmitgliedern für ihr Engagement.
Einerseits gebe es viele ehrenamtlich Tätige in Murrhardt, andererseits seien zahlreiche Personen in dieser Alterskategorie als Großeltern bei der Kinderbetreuung im Einsatz, so die Einschätzung von Elisabeth Zenker. Mit Blick auf die vielen Möglichkeiten des Seniorenrats, sich für verschiedene Anliegen einzusetzen, äußerte die SPD-Stadträtin die Hoffnung, dass sich einige Zeit später wieder Personen bereitfinden, einen neuen Seniorenrat zu gründen.
Dieses Gremium habe zahlreiche Ideen gesammelt, die es weiterzuentwickeln wert gewesen wären, fand Rolf Kirschbaum. Die Auflösung liege zum Teil daran, dass es bereits zahlreiche Strukturen und Institutionen wie Kirchengemeinden oder Vereine gibt, die Anregungen sammeln und ausreichend Angebote im Bereich der Seniorenarbeit machen, fand der CDU/FWV-Stadtrat.
Überdies „gibt es genügend Seniorinnen und Senioren, die sich dieser Aufgabe annehmen könnten, auch im Gemeinderat“, nun sei abzuwarten, was sich künftig entwickle, fand der Rathauschef. Ralf Nentwich (MDAL/Die Grünen) lobte die „tolle Arbeit“, die der Seniorenrat geleistet hat. Dieses Gremium sei „vielleicht nicht das richtige Format“ für Murrhardt, doch „würde ich mich über einen neuen Anlauf freuen“.