Popular Vote in den USA
Der Sieger verbucht nicht unbedingt die meisten Stimmen
Die Wahl in den USA ist entschieden. Donald Trump zieht zum zweiten Mal ins Weiße Haus ein. Nun geht es nur noch um den „popular vote“. Was ist das eigentlich?
Von Michael Bosch
In den meisten Ländern ist das Wahlsystem zumindest in seinen Grundzügen (leicht) verständlich: Die Partei oder der Kandidat, der am Ende die meisten Stimmen auf sich vereint, gewinnt die Wahl und ist Wahlsieger. Bei den Präsidentschaftswahlen in den USA gilt das nicht zwangsläufig.
Der Grund dafür ist das Wahlsystem. In den USA wird der Präsident oder die Präsidentin nicht direkt gewählt – sondern indirekt von sogenannten Wahlleuten, die das Electoral College bilden. Je nach Bevölkerungszahl entsenden die Staaten Wahlleute in das Gremium. Je größer der Staat, desto mehr Wahlleute.
Popular Vote: Was ist das?
Kalifornien als bevölkerungsreichster Staat darf 54 Wahlmänner entsenden, Alaska, Vermont, North Dakota und Delaware hingegen jeweils nur drei. In den Swing States Pennsylvania und Wisconsin sind es 19 respektive 10. Hier entschied sich am späten Vormittag das Endergebnis der US-Wahl zugunsten von Donald Trump.
Nach Auszählung der Stimmen in den einzelnen Bundesstaaten gilt das sogenannte Mehrheitswahlrecht. Das bedeutet: Der Kandidat, der die meisten Stimmen bekommt, bekommt auch alle Wahlmännerstimmen. Die Stimmen für den Unterlegenen in einem Bundesstaat verfallen gewissermaßen, da sie im Endergebnis keine Rolle spielen. „The winner takes it all“, wird dieses Prinzip in den USA genannt.
Wer gewinnt „Popular Vote“?
Dieses Prinzip kann dazu führen, dass ein Kandiat zwar weitaus mehr Stimmen insgesamt erhält, aber trotzdem am Ende nicht ins Weiße Haus einzieht. Beim „popular vote“ geht es als um die erhaltenen Stimmen der Wählerschaft – nicht um die Stimmen der Wahlmänner. Im Cambridge Dictonary heißt es dazu: „Wer den ‚popular vote’ bei einer Wahl gewinnt, erhält die meisten Einzelstimmen.“
Popular Vote: Wann hatte der Gewinner nicht die meisten Stimmen?
Zuletzt vereinte die demokratische Kandidatin Hillary Clinton im Jahr 2016 die meisten Stimmen auf sich, unterlag trotzdem Donald Trump. Clinton hatte landesweit circa 2,9 Millionen Stimmen mehr erhalten als ihr Kontrahent – Trump hatte aber die Mehrheit im Electoral College.
Bei diesen US-Wahlen zog der Gewinner des „popular vote“ am Ende nicht ins Weiße Haus ein:
- 1876: Wahlsieger Rutherford B. Hayes (popular vote für Samuel J. Tilden)
- 1888: Wahlsieger Benjamin Harrison (popular vote für Grover Cleveland)
- 2000: Wahlsieger George W. Bush (popular vote für Al Gore)
- 2016: Wahlsieger Donald Trump (popular vote für Hillary Clinton)
Swing States Wisconsin, Pennsylvania & Co.
Besonders, wenn der Wahlausgang in bevölkerungsreichen Staaten knapp ausfällt, kann das entscheidend werden. Deshalb spielen die sogenannten Swing States bei den US-Wahlen immer eine entscheidende Rolle. Um welche Staaten es sich dabei handelt, erklären wir hier.
Wer bei der US-Wahl 2024 insgesamt die meisten Stimmen eingesammelt hat, wird sich erst dann zeigen, wenn alle Bundesstaaten ausgezählt sind. Am Mittwochmittag (deutsche Zeit) stand jedoch fest: Donald Trump wird neuer Präsident der Vereinigten Staaten.