Der Sommerpalast 2024 schlüpft im Winter

Von Christine Schick

Murrhardt. Sommerpalast-Tickets serviert mit Glühwein, Vorfreude auf ein Zeltfestival im Juli bei winterlichen Temperaturen? Kein Scherz, auch kein vorgezogener mit Blick auf April. Das Team des Sommerpalasts ist etwas antizyklisch unterwegs. Was sich bisher erst im Frühjahr abzeichnete, ist nun schon Monate zuvor eingetütet: die Hauptgigs des Sommerpalast-Programms. Und die können sich sehen lassen.

Die Frage nach dem

wahren Wesen der Deutschen

Zu Gast ist Alfons, der Franzose in orangefarbener Trainingsjacke und mit seinem Puschelmikro, um das Beste aus seinen langjährigen Studien zum Verhalten der Deutschen in freier Wildbahn zu präsentieren, wie es in der Programmvorschau – ebenfalls ab Samstag erhältlich – heißt. Bestens bekannt als Kulturreporter in Diensten des deutschen Fernsehens hat Alfons seine erlesenen Texte, Geschichten und einige seiner berühmt-berüchtigten Reportagen im Gepäck. Angetrieben von der Suche nach dem wahren Wesen der Deutschen bringt er dabei diesen ganz besonderen Außenblick mit. Darin steht ihm Abdelkarim in nichts nach, ebenfalls zu Gast beim Sommerpalast. Der Kabarettist ist nicht nur regelmäßig in der „Heute-Show“ oder der „Anstalt“ zu sehen, sondern hat auch eine eigene Show „Team Abdel“. Die Sommerpalast-Vorschau charakterisiert ihn wie folgt: „Abdelkarim, der Marokkaner des Vertrauens, ist geboren und aufgewachsen in der Bielefelder Bronx. Klingt nach reichlich Zündstoff, ist aber vermutlich das Beste, was Comedy und Kabarett mit Migrationsvordergrund derzeit zu bieten haben.“

Das dritte Aushängeschild des Palastbühnenprogramms ist der Auftritt des Ndlovu Youth Choirs, der sich von einem Freizeitprojekt für benachteiligte und gefährdete Kinder zu einem herausragenden professionellen Ensemble entwickelt hat und international erfolgreich ist. In Südafrika haben die Sängerinnen und Sänger einen Status als Freuden- und Hoffnungsträger der gesamten Nation erreicht, so die Vorschau. Musikalisch vereinen sie traditionelle südafrikanische Genres mit Pop, Rock und Jazz. „Wir sind stolz, sie beim Sommerpalast präsentieren zu dürfen“, so das Team. Auch eine Reihe von weiteren Konzerten und Auftritten steht bereits fest, wie der des Circusvereins Neumarkt mit einem artistisch erzählten Abenteuer rund um Aladin oder Ami Warning, der der Magic Acoustic Guitars und der von Frederik Konradsen und Luke Miller. Karten für die Hauptvorstellungen inklusive Programm lassen sich am Samstag, 9. Dezember, beim Weihnachtsmarkt sichern (siehe Infotext).

Bleibt die Frage, wie es zu diesem frühen Schlüpfen des Sommerpalastes 2024 kam. Hardy Wieland und Niklas Eilers vom Team stellen fest, dass dafür neben ein bisschen Glück gepaart mit dem guten Ruf des Sommerpalasts – Alfons hatte ganz früh angefragt – die gesamte Entwicklung rund ums Festival entscheidend ist. Im Zentrum steht dabei der Wunsch, durch die frühere Fertigstellung des Programms mehr Energie in die Vorbereitung des Kulturfestivals stecken zu können, das mittlerweile von rund 400 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern bestritten wird. „Der Sommerpalast wächst immer weiter und damit auch der Umfang an Organisation und Verwaltung“, sagt Niklas Eilers. Damit der Erfolg aber nicht die Energie auffrisst und in für alle gut handelbare Bahnen gelenkt wird, müssen die Verantwortlichen immer wieder überlegen, was wie angepasst, verändert und erneuert werden sollte. Das braucht Zeit, die sich das Team mit der frühen Programmfertigstellung verschafft.

Bereits im vergangenen Jahr hat sich der Sommerpalast mit der Biergartenbühne direkt im Grünen als Ergänzung zur Palastbühne für die größeren Kulturevents im Zelt neu aufgestellt. Dort konnten die Gäste die internationale Küche, Gespräche und Konzerte im Schulterschluss genießen und dies mit dem (freiwilligen) Kauf eines Festivalbändels goutieren. An dieser Mischung aus Veranstaltungen mit fester Ticket- und Platzstruktur und einem weicheren, fließenderen Übergang will das Team festhalten, ja sie sogar noch weiter ausdifferenzieren. Im kommenden Jahr wird es neben einer leicht verkleinerten Biergartenbühne auch eine Feuerlounge geben, die ebenfalls von musikalischen Gästen bespielt wird. Bereits verpflichtet sind die Birds aus Siegelsberg und die Stray Colors. Die Lounge soll so kleineren Formationen und dem Publikum ein intimeres Ambiente bieten.

Angesichts des gewachsenen Pools an Ehrenamtlichen sowie der Nachfrage rund um die Kulinarik heißt es, auch weiter an der Logistik zu feilen. „Wir möchten, dass das Essen gut aufgeht. Um aber nicht zu früh ausverkauft zu sein, müssen wir noch besser planen. Es ist schade, wenn die Gäste am Sonntagabend nur noch Beilagen oder sogar gar nichts mehr bestellen können“, sagt Hardy Wieland. Wie stark das Festival gewachsen ist, zeigt, dass sich der Umsatz insgesamt seit 2019 verdoppelt hat. Mittlerweile gibt es rund zwölf Fachbereiche innerhalb der Organisation, die von Aufbau bis hin zu Verköstigungssparten wie der Cocktailbar reichen. Um sich immer wieder weiterzuentwickeln, hat das Team das Helferfest auch gleich mit einem Workshop kombiniert, bei dem auf Flipcharts der Istzustand analysiert wurde. Später haben die Gruppen Verbesserungsvorschläge zusammengetragen. Wichtig ist Hardy Wieland und Niklas Eilers außerdem, dass die Preise moderat bleiben. Das Kulturprogramm soll auch Menschen mit kleinerem Budget zugänglich sein. Mit dazu bei trägt das neue Konzept mit zusätzlichen Bühnen bei keinem Pflichteintritt. „Wir sind dankbar, dass wir dabei auch von der Stadt unterstützt werden“, sagt Niklas Eilers.