Was geschah am . . . 21. März 1933?

Der „Tag von Potsdam“: Als Hindenburg Hitler die Hand drückte

Er markiert eine wichtige Etappe auf dem Weg in die NS-Diktatur: der „Tag von Potsdam“. Vor 82 Jahren übten die Nazis den Schulterschluss mit dem alten Preußen. Er war einer der ersten wichtigen Schritte in den Untergang.

21. März 1933: Der  demonstrative Händedruck zwischen Hitler und  Reichspräsidenten Paul von Hindenburg auf den Stufen der barocken Hof- und Garnisonkirche soll das NS-Regime legitimieren.

© Imago/Arkivi

21. März 1933: Der demonstrative Händedruck zwischen Hitler und Reichspräsidenten Paul von Hindenburg auf den Stufen der barocken Hof- und Garnisonkirche soll das NS-Regime legitimieren.

Von Markus Brauer/dpa

21. März 1933: Mit einem Staatsakt in der Garnisonkirche von Potsdam inszenieren die Nationalsozialisten die Einberufung des Reichstags als „Tag von Potsdam“.

Es beginnt frühmorgens mit einem Platzkonzert im Lustgarten, dass auf das Ereignis musikalisch einstimmt. Potsdam ist an diesem Tag in ein Meer von Hakenkreuz- und schwarz-weiß-roten Preußenfahnen getaucht.

Ersatzstation nach dem Reichstagsbrand

Zum Frühlingsanfang herrscht Volksfeststimmung. An einem 21. März im Jahr 1871 hatte einst Reichskanzler Otto von Bismarck den ersten deutschen Reichstag eröffnet.

Jetzt, 62 Jahre später, kommt der am 5. März 1933 neu gewählte Reichstag zu seiner Eröffnung in der Garnisonkirche an der Breiten Straße zusammen. Er weicht dorthin aus, nachdem das Parlamentsgebäude in Berlin am 27. Februar in Flammen aufgegangen war.

Weder der jahreszeitliche noch der historische Bezug sind Zufall. Vielmehr hat NS-Propagandaminister Joseph Goebbels in Abstimmung mit dem neuen Reichskanzler Adolf Hitler die Inszenierung für den „Tag der nationalen Erhebung“ in der Havelstadt genau festgelegt.

Er soll als „Tag von Potsdam“ in die Geschichte eingehen und die Regierung Hitler in den Augen der Öffentlichkeit zusätzlich legitimieren.

Demonstrativer Händedruck zwischen Hindenburg und Hitler

Diesem Ziel dient an diesem 21. März 1933 vor allem der demonstrative Händedruck zwischen dem damals 43-jährigen Hitler und dem 85-jährigen, greisen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg auf den Stufen der barocken Hof- und Garnisonkirche.

Er soll das neu eingegangene Bündnis zwischen altem Preußentum und Nationalsozialismus symbolisieren. Während Hindenburg seine Generalfeldmarschallsuniform trägt, erscheint Hitler betont bürgerlich in Gehrock und Zylinder.

Zehntausende jubelnde Menschen säumen die Straßen, durch welche die Reichstagsabgeordneten von den Gottesdiensten in der katholischen Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul und der evangelischen Nikolaikirche zur Garnisonkirche ziehen. Millionen von Postkarten, Sonderbriefmarken sowie Zwei- und Fünfmarkstücken zeigen die Geste und das Gotteshaus und verbreiten das Bild in der Bevölkerung. Am Tag selbst überträgt der Rundfunk den Staatsakt live.

Instrumentalisierung von Friedrich dem Großen

Über den Gräbern der Hohenzollern beschwört der NSDAP-Chef in seiner Rede die alte deutsche Größe „zu Füßen der Bahre seines größten König“. Gemeint ist Friedrich der Große, der für die Nazis Kühnheit und Willensstärke verkörperte, wie der Historiker Peter-Michael Hahn schreibt.

Als Repräsentant der alten Preußen-Dynastie wohnt Kronprinz Wilhelm in Gala-Uniform der Zeremonie bei. Die Abgeordneten der SPD und Kommunisten sind erst gar nicht eingeladen worden. Im Februar 1933 entstehen schon die ersten Konzentrationslager für den politischen Gegner.

Ermächtigung zum Terrorregime

Nur zwei Tage nach dem „Tag von Potsdam“, am 23. März 1933, verabschiedet der in der Berliner Krolloper versammelte Reichstag das sogenannte Ermächtigungsgesetz, das die Regierung von verfassungsmäßigen Bindungen und parlamentarischer Kontrolle befreit.

Hier erscheint Hitler im Braunhemd der NSDAP. Nur drei Monate habe er zum Erlangen einer Machtfülle gebraucht, für die der Faschist Mussolini in Italien etwa sieben Jahre benötigt, vermerkt später der Publizist und Hitler-Forscher Joachim C. Fest.

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Erstellt:
17. März 2025, 16:04 Uhr

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