Der Ton wird rauer beim VfB

Vor dem Heimspiel am Sonntag gegen Leverkusen nimmt der Trainer Sebastian Hoeneß die Spieler in die Pflicht.

Nach nur fünf Punkten aus den vergangenen sieben Bundesligaspielen hat sich der VfB-Trainer Sebastian Hoeneß seine Spieler zur Brust genommen.

© Pressefoto Baumann/Julia Rahn

Nach nur fünf Punkten aus den vergangenen sieben Bundesligaspielen hat sich der VfB-Trainer Sebastian Hoeneß seine Spieler zur Brust genommen.

Von Heiko Hinrichsen

Stuttgart - Was in der Kabine zwischen Trainer und Mannschaft besprochen wird, das bleibt auch in der Kabine – für Sebastian Hoeneß gilt dieses Motto auch in der aktuellen Durchhänger-Phase seines Teams, das in der Bundesliga in den vergangenen sieben Partien nur fünf von 21 möglichen Punkten geholt hat. „Da gibt es jetzt nix mit Mäuschenspielen“, sagt der VfB-Trainer.

Immerhin macht der Stuttgarter Chefcoach vor dem schweren Heimspiel an diesem Sonntag (19.30 Uhr) gegen den Doublesieger Bayer Leverkusen klar, dass er mit seinen Profis bereits am vergangenen Sonntag, also am Tag nach dem mageren 2:2 beim Kellerkind Holstein Kiel, ein ernstes Wörtchen gesprochen hat. „Ich habe bereits in der Halbzeitpause in Kiel deutliche Worte gefunden. Am Sonntag waren sie dann noch klarer – es wurde ein bisschen lauter“, sagt Hoeneß, der aber nichts von der öffentlichen Holzhammer-Methode hält: „Wichtig ist, wie die Worte nach innen wirken – ich muss da nichts nach außen dokumentieren.“

Der Ton wird dennoch rauer, die Atmosphäre fordernder und fokussierter beim VfB angesichts der jüngsten Flaute, die sich im Verbund mit den beiden anspruchsvollen Partien gegen Leverkusen sowie nach der Länderspielpause bei den Euro-League-Fightern von Eintracht Frankfurt (Samstag, 29. März) für den Vizemeister zu einem ernsteren Problem ausweiten könnte.

„Ich war mit dem Auftritt meines Teams überhaupt nicht einverstanden. Danach wurde dann aber nicht mehr gesprochen“, sagt Hoeneß: „Nach Sonntag habe ich mir ganz genau angeschaut, wie trainiert wurde.“ Denn weitere Rückschläge gegen die Topteams Leverkusen und Frankfurt könnten dazu führen, dass die internationalen Plätze für den VfB im Saisonfinale mit dann nur noch sieben restlichen Spielen gegen größtenteils formal schwächere Teams bereits in ziemlich weite Ferne gerückt sind. Und ein Platz im europäischen Geschäft in der neuen Saison, der muss für ein Team mit einem Kaderwert von 334 Millionen Euro das erklärte Ziel sein.

„Es gab unter der Woche im Training keine lockere, lustige Stimmung, die aus meiner Sicht derzeit auch nicht angebracht ist. Wir sind jetzt gefordert, um Sonntag gegen Leverkusen Leistung zu zeigen – und das von der ersten Sekunden an“, sagt Hoeneß, der die fester gezogenen Zügel in Bezug auf seine Mannschaft allerdings nicht in direkte Beziehung zur aktuellen Ergebniskrise rückt. „Ich wäre nach so einer Leistung wie der in Kiel auch unzufrieden, wenn wir jetzt den 11. Spieltag hätten“, sagt der Trainer.

Besonders in den Fokus der Kritik ist Stürmer Deniz Undav gerückt, den Hoeneß in Kiel schon zur Halbzeit ausgewechselt hat („Das zeigt ja, dass ich unzufrieden war“) – und der in der Bundesliga inzwischen seit sieben Spielen ohne Torerfolg ist. Doch mehr will der VfB-Checoach nicht über den Nationalstürmer sagen, mit dem er unter der Woche auch kein persönliches Gespräch gesucht hat: „Ich will nicht einen rauspicken, denn wir waren im Kollektiv schlecht“, sagt Hoeneß über Undav: „Mir ist überhaupt nicht danach, ihn an den Pranger zu stellen.“

Vieles spricht allerdings dafür, dass Undav gegen die Werkself, gegen die Hoeneß in seiner erfolgreichen Amtszeit beim VfB noch keinen Sieg geholt hat, seinen Platz in der Startelf an Ermedin Demirovic verlieren dürfte, der dann vorne gemeinsam mit Nick Woltemade auflaufen würde.

„Er hat uns in relativ aussichtsloser Lage mit seinem Tor zum 2:2 noch einen Punkt gerettet. Ich sehe seine Leistung positiv“, sagt Hoeneß über Demirovic, der mit neun Bundesligatreffern wieder der Toptorjäger der Stuttgarter vor Woltemade (8) und Undav (7) ist. Auch gemessen an der Einsatzzeit belegt der für die deutschen Länderspiele im Viertelfinale der Nations League gegen Italien nominierte Undav inzwischen den dritten Platz. Denn während Woltemade alle 134 Minuten und Demirovic alle 144 Minuten treffen, benötigt der 27 Millionen-Euro-Mann von Brighton Hove & Albion in dieser Spielzeit 177 Minuten für ein Tor.

Mit 44 Saisontoren stellt der VfB immerhin den sechststärksten Angriff der Liga. Dennoch ist man sich beim Vizemeister der Besonderheit der derzeitigen Lage bewusst: Schon jetzt macht der Vizemeister die schwächste Phase in der fast zweijährigen Amtszeit von Sebastian Hoeneß durch.

Doch der Trainer holt mit Blick in die nähere Zukunft nicht nur die Spieler, sondern auch das Umfeld zurück auf den Boden der Tatsachen: „Ein Platz in den Top 4 ist ein absoluter Bonus, den der Verein jetzt einmal in den vergangenen 15 Jahren erreicht hat“, sagt Hoeneß: „Ich bin ein Wettkämpfer. Aber gleich an die großen Ziele ranzugehen, das bringt gar nichts. Du richtest dann deinen Fokus auf Sachen, die zu weit weg sind. Am Anfang steht immer die Leistung, die dann zu anderen Dingen führen kann.“

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Erstellt:
14. März 2025, 22:06 Uhr
Aktualisiert:
15. März 2025, 21:55 Uhr

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