Hiobsbotschaft aus Zuffenhausen

Deshalb verabschiedet sich Porsche von der zweistelligen Rendite

Die Talfahrt des Autobauers in China nimmt kein Ende. Nun streicht das Unternehmen seine Gewinnprognose massiv zusammen und trifft eine spektakuläre Entscheidung bei der Batterieproduktion.

Das E-Flaggschiff, der Taycan, ist derzeit das Sorgenkind des Sportwagenherstellers Porsche.

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Das E-Flaggschiff, der Taycan, ist derzeit das Sorgenkind des Sportwagenherstellers Porsche.

Von Klaus Köster

Nach einer weiter schwachen Entwicklung der E-Auto-Verkäufe im wichtigen chinesischen Markt legt der Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche nun seine ehrgeizigen Pläne zum Bau einer eigenen Batteriefabrik auf Eis. Der Vorstand habe mit Zustimmung des Aufsichtsrats eine „strategische Neuaufstellung der Batterieaktivitäten beschlossen“, erklärte das Unternehmen am Montagabend in einer Ad-Hoc-Information für die Kapitalmärkte. Die bisherigen Pläne zum Ausbau der Produktion von Hochleistungsbatterien durch die Porsche-Tochter Cellforce sollten „nicht eigenständig weiterverfolgt werden“.

Zudem revidierte das Unternehmen seine bisherigen Prognosen für wichtige Geschäftszahlen wie den Umsatz und die Rendite. Die Umsatzerlöse sollen demnach im Geschäftsjahr 2025 nur noch in einer Spanne von 37 bis 38 Milliarden Euro liegen und damit an beiden Enden zwei Milliarden Euro unter der bisherigen Prognose.

Deutlich stärker ist der prognostizierte Rückgang bei der Umsatzrendite, die nun nur noch bei 6,5 bis 8,5 Prozent liegen soll – oberes und unteres Ende der Spanne liegen damit 3,5 Prozentpunkte niedriger als zuvor. Damit dürften die langen Jahre einer deutlich zweistelligen Rendite zu Ende gehen.

Vor allem der Taycan bereitet Porsche Sorgen

Vor allem der schwache Absatz des Luxus-Elektrosportwagens Taycan, der allein in Zuffenhausen gebaut wird, bereitet dem Unternehmen Sorgen. Nicht einmal die Halbierung der Schichten von zwei auf eine in der Fabrik in Zuffenhausen konnte diesen Rückgang komplett ausgleichen. Immerhin hat sich der Absatz nun offenbar auf einem niedrigen Niveau stabilisiert.

Porsche leidet massiv darunter, dass – anders als erwartet – in China bisher kein Markt für teure vollelektrische Luxusautos ab 100 000 Euro entsteht. Dadurch ist der Taycan, dessen Absatz ohnehin unter der weltweiten Schwäche des E-Absatzes leidet, auch in China nur schwer verkäuflich, obwohl nur dort der Marktanteil von E-Autos rasant steigt. Auch ein deutlicher Stellenabbau ist geplant.

Hersteller hoffen auf das Entstehen eines neuen Segments

Auch chinesische Hersteller verkaufen in diesem Segment kaum Autos – was allerdings auch daran liegt, dass sie aufgrund des Preiskampfs hochwertige Fahrzeuge so billig verkaufen, dass sie dieses Preisniveau bei weitem nicht erreichen.

So kostet ein hoch leistungsfähiges E-Modell, das dem Taycan täuschend ähnlich sieht und vom Handyhersteller Xiaomi angeboten wird, in China nur 30 000 Euro und damit einen Bruchteil des Taycan. Für deutsche Hersteller stellt sich damit zunehmend die Frage, ob das Segment, auf das sie in China ihre Hoffnungen setzen, überhaupt in dieser Preisklasse entstehen wird. Im ersten Quartal musste Porsche ein China einen Rückgang des Absatzes von 42 Prozent hinnehmen.

Porsches Kurswechsel in der Batteriestrategie

Der Rückzieher bei den Plänen zum Aufbau einer eigenen Fertigung von E-Batteriezellen bedeutet für das Unternehmen einen radikalen Kurswechsel. Erst vor zwei Jahren hatte Porsche den Joint-Venture-Partner Customcells aus dem Gemeinschaftsunternehmen Cellforce herausgekauft, weil dieser das schnelle Wachstum, das Porsche beim Aufbau der Fertigung geplant hatte, nicht mitgehen konnte.

Porsche hatte lange angekündigt, in Deutschland, den USA oder Kanada eine Fabrik mit einer Jahreskapazität von 20 Gigawattstunden errichten zu wollen. Dieses Volumen hätte für eine Jahresproduktion von rund 200 000 E-Autos ausgereicht. Porsche verkaufte im Jahr 2024 allerdings nur knapp 40 000 E-Autos und hat sich von dem Ziel, bis 2030 vier von fünf Autos mit vollelektrischem Antrieb zu verkaufen, bereits verabschiedet.

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Erstellt:
28. April 2025, 22:24 Uhr

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