Beachvolleyball in Paris
Deutliche Finalniederlage – kein Gold für Nils Ehlers und Clemens Wickler
Sie waren geradezu ins FInale geflogene – dort verließen Nils Ehlers und Clemens Wickler aber ihre Stärken. Das Beachvolleyball-Duo verpasst Gold in Paris, darf sich aber mit Silber trösten.
Von Dirk Preiß
Die Kulisse war atemberaubend, die Stimmung großartig. Der Eiffelturm funkelte in der Nacht von Paris – doch am Fuße des Wahrzeichens der französischen Hauptstadt glänzte am Ende des Endspiels des olympischen Beachvolleyballturniers kein deutsches Gold. Um kurz nach Elf am Samstagabend sank Nils Ehlers enttäuscht in den Sand, Clemens Wickler stand ebenso niedergeschlagen daneben.
Der Gewinn der Silbermedaille ist zwar ein Riesenerfolg für das in Hamburg trainierende Duo. Doch als auf der Gegenseite die jungen Schweden David Ahman und Jonathan Hellvig sich jubelnd in den Armen lagen, war eben auch klar: Mit dem ersten deutschen Olympiagold im Beachvolleyball seit dem Triumph von Jonas Reckermann und Julius Brink in London 2012 war es nix geworden.
2016 hatten in Rio Laura Ludwig und Kira Walkenhorst Gold geholt. Nun hatte sich Ehlers und Wickler die Chance geboten, für eine Wiederholung dieser Siege zu sorgen.
Das Duo, das seit Ende 2021 zusammen im Sand steht, war bis dahin ja geradezu durch das olympische Turnier geflogen. In der Vorrunde waren sie bereits ohne Niederlage durch die Gruppe marschiert, hatten von Spiel zu Spiel mehr Selbstvertrauen aufgebaut – und es trotz der immer größer werdenden Medaillenchance sich immer aufs Wesentliche konzentriert. So, wie es im Vorfeld auch geplant gewesen ist.
Zwar hatten sich Nils Ehlers und Clemens Wickler beim Start ihres Projekts eine olympische Medaille zum Ziel gesetzt. Das habe, hatte der 30-jährige Ehlers schon nach dem erfolgreichen Viertelfinale erklärt, den beiden die Motivation gegeben, immer wieder mit vollem Einsatz im Training zu arbeiten. Kurz vor den Spielen sei dieser hohe Anspruch aber auch zur Belastung geworden. Gemeinsam mit ihrer Sportpsychologin und dem Bundestrainer Thomas Kaczmarek hatten sie ihr Mindset noch einmal verändert.
Nicht der Medaillengewinn sollte fortan im Fokus stehen, sondern der Spaß an jedem einzelnen olympischen Auftritt in diesem außergewöhnlichen Stadion direkt am Eiffelturm.
Den hatten sie dann tatsächlich – denn die Siegesserie setzte sich auch nach den Gruppenspielen fort. Im Achtelfinale besiegten sie das brasilianische Duo George/André, im Viertelfinale die Niederländer Stefan Boermans/Yorick de Groot – besonders bemerkenswert war dann der Erfolg im Halbfinale. Gegen die Tokio-Olympiasieger Anders Mol und Christian Sörum. Gegen die Norweger hatten Ehlers/Wickler zuvor noch nicht einmal gewonnen.
Mit dem Finaleinzug war die Medaille sicher – und „ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen“, wie Clemens Wickler (29) sagte. Doch wer im Endspiel steht, will logischerweise auch den Sieg. Doch die Herausforderung war erneut riesig.
Die Schweden David Ahman und Jonathan Hellvig sind zwar noch ein junges Duo, beide sind 22 Jahre alt, waren aber als souveräne Anführer der Weltrangliste nach Paris gereist. Die Bilanz gegen Ehlers/Wickler (Dritte er Rangliste) in den vergangenen beiden Jahren: 11:1. Zudem pflegen Ahman/Hellvig einen unkonventionellen Spielstil.
Den brauchten die Schweden zunächst aber gar nicht, um schnell mit 3:0 in Führung zu gehen. Die Deutschen wirkten nervös – fanden dann aber doch in die Partie, glichen zum 3:3 aus. Doch Ahman/Hellvig blieben dominant, zogen auf 10:5 davon. Zwar setzten die Deutschen das eine oder andere Ausrufezeichen, ihr Spiel blieb aber zu fehlerhaft – weshalb der erste Satz recht schnell verloren war. Und zwar deutlich 10:21.
Das war demoralisierend, aber es galt für Durchgang zwei auch: Es konnte eigentlich nur besser werden. Doch kamen Nils Ehlers und Clemens Wickler nie in den Flow, der sie bis in dieses Finale gebracht hatte. Aufschlagfehler, Annahmefehler – schon waren die Kontrahenten aus Skandinavien auch in Satz zwei auf 9:5 weggezogen. Diesmal hielten die Deutschen das Spiel zwar länger einigermaßen eng, doch drohte das Finale zu einer recht zügigen Angelegenheit zu werden.
Sowohl Nils Ehlers als auch Clemens Wickler konnte überhaupt nicht an die starken Leistungen aus dem bisherigen Turnierverlauf anknüpfen, sie zeigten ausgerechnet im Endspiel die bis dahin schwächste Leistung in Paris – und mussten den Traum von Gold letztlich begraben. „Die ganzen Fans, die uns so gepusht haben, so zu enttäuschen. Wir kriegen nichts auf die Platte“, sagte Ehlers niedergeschlagen, „das fühlt sich gerade sehr, sehr scheiße an.“ Wickler ergänzte ernüchtert: „Das war das schlechteste Spiel der Saison.“ Einen Matchball konnten sie beim 12:20 noch abwehren – dann machte David Ahman nach nicht einmal einer Dreiviertelstunde mit einem Schmetterball aber alles klar.