Verwirrende Struktur
Deutsche Bahn wird weiter verschlankt
DB Infra-Go AG will auch die S 21-Projektfirma PSU sowie Teile der DB Engineering & Consulting und von DB Immobilien integrieren.

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Bahnreisende im Hamburger Hauptbahnhof
Von Thomas Wüpper
Die bundeseigene Deutsche Bahn AG wird ihre komplexe Konzernstruktur mit vielen hundert Tochterfirmen weltweit weiter entflechten. Auch die bisher noch eigenständige DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH (PSU) mit rund 500 Beschäftigten soll in die DB Infra-Go AG integriert werden, die vor gut einem Jahr gestartet ist und mit derzeit 63 000 Mitarbeitern das bundeseigene Schienennetz betreibt. Zudem sollen Teile der DB Engineering & Consulting und von DB Immobilien unter das Dach der zentralen und gemeinnützig orientierten Infrastrukturgesellschaft kommen.
Die Umbauten hat der noch amtierende Bundesverkehrsminister Volker Wissing (parteilos) durchgesetzt. Der verlustreiche Staatskonzern soll künftig schlagkräftiger und effizienter werden. Gemeinsam sei eine Prüfung durchgeführt worden, welche Gesellschaften sinnvoll integriert werden sollten, um Synergien zu heben, betont man bei der DB Infra-Go AG, deren Chef Philipp Nagl die Integration vorantreiben soll. Der verlustreiche DB-Konzern mit seinen noch rund 300 000 Beschäftigten will bis 2027 mit dem Sanierungsprogramm S3 rund 30 000 Stellen abbauen und vor allem in der Verwaltung Kosten einsparen.
PSU und Stuttgart 21
Die PSU ist für die Umsetzung des problembehafteten Tunnelprojekts Stuttgart 21 zuständig, das Ende 2026 nach vielen Verspätungen und Kostensteigerungen auf inzwischen mehr als 11 Milliarden Euro in Betrieb gehen soll. Die Integration solle den PSU-Mitarbeitern neue Perspektiven über S 21 hinaus eröffnen, heißt es im DB-Konzern. Details des Umbaus sind noch nicht bekannt, Sitz der PSU ist bisher in Stuttgart. Geschäftsführer der Projektgesellschaft ist Olaf Drescher, der seit 2020 amtiert. Die Projektgesellschaft realisiert die komplette Neuordnung des Bahnknotens Stuttgart mit vier neuen Bahnhöfen, 56 Kilometern Tunnel und 42 Brücken. Zudem soll das Pilotprojekt Digitaler Knoten Stuttgart umgesetzt werden für mehr und besseren Zugverkehr.
Die DB Engineering & Consulting mit Sitz in Berlin beschäftigt rund 6500 Mitarbeiter aus 94 Nationen und ist als Ingenieurgesellschaft weltweit an Schienenprojekten beteiligt. Das Unternehmen wurde 1966 für den Bau der Metro in Sao Paulo (Brasilien) gegründet und war seither an Projekten in mehr als 100 Ländern beteiligt. Das Portfolio umfasst Planung, Bauüberwachung, Consulting, Projektmanagement, Prüfung und Inbetriebnahmen. Tochterfirmen gibt es in Deutschland, China, Indien, Saudi-Arabien und Nordamerika. Die vierköpfige Geschäftsführung leitet Andrea Bertallot.
Bei der Eingliederung der erfahrenen Ingenieure und Prüfer gehe es auch darum, diese künftig mehr fürs gesamte deutsche Schienennetz einsetzen zu können, heißt es. Man wolle schneller werden und mit weniger Reibungsverlusten agieren. Die DB Infra-Go will bis 2030 noch 40 wichtige Korridore mit 4500 km Länge generalsanieren. Allein 2024 floss nach neuen Angaben des Unternehmens die Rekordsumme von 19,5 Milliarden Euro für die Modernisierung des Netzes.
Auch bei der DB Immobilien ist noch nicht bekannt, welche Teile an die Infra-Go übertragen werden sollen. Das Unternehmen betreut den riesigen Immobilienbestand des Staatskonzerns, bundesweit rund 1,2 Milliarden Quadratmeter und damit eines der größten Portfolios in Deutschland. Die DB-Tochter ist unter anderem für Facility Management oder Vermarktung und Verwertung zuständig, Geschäftsführerin ist die Juristin Jenny Federhen.
Weniger Führungskräfte bei der Bahn
Die DB Infra-Go AG hat im Februar bereits die DB Kommunikationstechnik GmbH in Frankfurt integriert, die mit 3200 Beschäftigten für Ticketautomaten, Displays in Bahnhöfen, Lautsprecher, Zugfunk und Glasfasernetze zuständig ist. Deren Chef Klaus Müller hat bei der Infra-Go nun den neu geschaffenen Vorstandsposten für Digitale Infrastruktur und Kommunikationstechnik übernommen. Die Infra-Go hat somit acht Vorstände und damit ebenso viele wie der Vorstand der übergeordneten Konzernholding unter Leitung von Richard Lutz.
Dennoch wird auch vom Verkehrsministerium betont, dass man mit der Infra-Go die Strukturen umfassend verschlankt und die Zahl der Führungskräfte an der Spitze um 40 Prozent verringert habe. Die Vorgänger DB Netz sowie DB Station & Service hatten zusammen sogar 13 Vorstände, die DB KT GmbH weitere drei Geschäftsführer.