Erstes Quartal
Deutsche Wirtschaft wächst leicht zu Jahresstart – aber Ausblick trüb
Lichtblick im ersten Quartal: Die deutsche Wirtschaft ist wieder minimal gewachsen. Doch eine Trendwende ist angesichts des Zollstreits mit den USA nicht zu erwarten. Der Arbeitsmarkt schwächelt.

© dpa/Arne Dedert
Donald Trumps Zollpolitik sorgt auch in Deutschland für Unsicherheit.
Von red/dpa
Mini-Wachstum zu Jahresbeginn, aber trübe Aussichten: Die deutsche Wirtschaft hat in den ersten drei Monaten um 0,2 Prozent zum Vorquartal zugelegt, wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten errechnet hat. Sowohl die privaten Konsumausgaben als auch die Investitionen seien gewachsen.
Im Gesamtjahr jedoch droht die dritte Rezession in Folge, nicht zuletzt, weil sich mit der aggressiven Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump die Konjunkturaussichten weltweit eingetrübt haben. Im Schlussquartal 2024 war die deutsche Wirtschaft noch um 0,2 Prozent geschrumpft.
Trumps Zollpolitik und die Folgen für die Weltwirtschaft
Die schwache Konjunktur macht sich am Arbeitsmarkt bemerkbar. Zwar sank die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland im April dank einer leichten Frühjahresbelebung um 36.000 gemessen am Vormonat auf 2,932 Millionen Menschen. Das sind aber 182.000 mehr als vor einem Jahr, wie die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg mitteilte.
US-Präsident Donald Trump hat mit seinem XXL-Zollpaket Handelspartner und Finanzmärkte in Aufruhr versetzt, sein Zickzack-Kurs sorgt für zusätzliche Unsicherheit – das ist Gift für die Weltwirtschaft.
Deutschland ist als Exportnation von Trumps Zolloffensive besonders betroffen: Die USA sind Deutschlands wichtiger Handelspartner vor China und den Niederlanden und größter Abnehmer deutscher Ausfuhren. 2024 gingen gut zehn Prozent aller deutschen Exporte - Waren im Gesamtwert von gut 161 Milliarden Euro - in die Vereinigten Staaten.
Deutscher Wirtschaft droht weiterhin Flaute
Statt dem ersehnten Aufschwung nach zwei Jahren Flaute droht Europas größter Volkswirtschaft das dritte Jahr ohne Wachstum in Folge – das gab es noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik. Reihenweise wurden in den vergangenen Wochen die ohnehin schon niedrigen Erwartungen gesenkt.
Die geschäftsführende Bundesregierung erwartet für dieses Jahr eine Stagnation des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Im Januar hatte sie noch mit einem Plus von 0,3 Prozent gerechnet. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) traut der deutschen Wirtschaft im laufenden Jahr kein Wachstum zu. Der IWF rechnet wegen Trumps aggressiver Zollpolitik mit einer globalen Wachstumsflaute.
Neue Bundesregierung will Wirtschaft in Schwung bringen
Union und SPD haben sich vorgenommen, nach dem Regierungswechsel in Berlin etliche Maßnahmen rasch auf den Weg zu bringen, um die heimische Wirtschaft anzukurbeln: geringere Energiekosten und Unternehmenssteuern, flexibleres Arbeitsrecht, weniger Bürokratie. Die CDU-Politikerin und Energiemanagerin Katherina Reiche soll die Nachfolge von Robert Habeck (Grüne) antreten und die deutsche Wirtschaft aus der Krise führen.
Beflügelt werden dürfte die heimische Konjunktur durch das gewaltige Milliarden-Paket des Bundes für Verteidigung und Infrastruktur – wenn auch nicht sofort. Der IWF erwartet von 2026 an positive Auswirkungen des milliardenschweren Finanzpakets auf die deutsche Wirtschaft. Dann könnte die Konjunkturflaute hierzulande nach Einschätzung von Ökonomen ein Ende haben: Sie trauen der deutschen Wirtschaft 2026 zwischen einem und eineinhalb Prozent Wachstum zu.