Die Jahreszeiten in Mettelberg werden neu verteilt
Bei der Sommerferienfreizeit des Kreisjugendrings in Mettelberg haben 33 Teilnehmende und ein achtköpfiges Betreuerteam viel Spaß. Hier wird gespielt, Sport gemacht und gebastelt. Das Programm lässt viel Raum für Kreativität und so werden auch mal Weihnachtslieder gesungen.

© Stefan Bossow
Ein beliebter Zeitvertreib: Das Jugger-Spiel, bei dem das gegnerische Team mit sogenannten Pompfen gehauen wird. Fotos: Stefan Bossow
Von Lorena Greppo
Murrhardt. Ein ganzes Jahr in zwei Wochen? Das geht, nämlich in Mettelberg. Bei der Ferienfreizeit des Kreisjugendrings (KJR) sind dieses Mal die Jahreszeiten das Motto und die sind kräftig durcheinandergeraten. Wie sie neu angeordnet werden, das bestimmen zum Abschluss die 33 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter von acht bis 14 Jahren, mit Unterstützung des Betreuerstabs, von allen nur Teamer genannt. Aber Vorsicht! Über Gerüchte, welche an der Gerüchtewand im Gemeinschaftsraum angepinnt werden, wollen manche gezielt die Glaubwürdigkeit anderer untergraben und so Einfluss auf das Ergebnis nehmen. „Peter ist in Wahrheit Model für Schmerztabletten“ steht da etwa – passenderweise mit einem Ausschnitt einer entsprechenden Salbenverpackung versehen– und: „Svenja hat eine heimliche Liebschaft.“ Wie es ausgeht, steht daher noch in den Sternen, ein Wahlprognose mag niemand abgeben.

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Clara und Lenny feiern Weihnachten im August, denn Jahreszeiten sind das Motto der KJR-Freizeit.
Während also noch nicht feststeht, wie das kommende Jahr aussehen soll, werden in Mettelberg die Feste gefeiert, wie sie fallen. Da gibt es an einem Abend eine Weihnachtsdisco – stilecht mit geschmücktem Christbaum. An einem anderen Tag wird im Garten Halloween mit einem Gruselpfad begangen. „Die Teamer haben geschauspielert“, berichtet Lenny. Der Zwölfjährige kommt aus Winnenden und ist zum zweiten Mal bei der KJR-Freizeit dabei. Und als das Wetter sich sommerlich gezeigt hat, habe sich im Garten eine Gruppe gebildet, die Füße in den Sand gesteckt und sich gegenseitig von Urlaubserlebnissen berichtet. „Wir haben auch Wellness gemacht, mit Gesichtsmasken, Nägellackieren und Haareflechten“, erzählt Jana Koch. Sie ist eine der Leiterinnen der Freizeit.
Ehemalige Teilnehmende wechseln später oft ins Betreuerteam
An vier Wochenenden im Vorfeld der Freizeit hat sich das Betreuerteam getroffen und das Programm ausgearbeitet. Die meisten von ihnen sind ehemalige Teilnehmende, sie wissen also, worauf es ankommt. Zudem haben sie alle eine Jugendleiterschulung oder eine pädagogische Ausbildung durchlaufen. „Wir machen sehr viel selbst“, sagt Jana Koch bezüglich der erdachten Spiele. Der KJR gewähre viele Freiheiten, das lasse Raum für Kreativität. Während der Freizeit dürfen die Kinder und Jugendlichen sich auch noch mit einbringen. Beim täglichen „Wetterbericht“ äußern sie, was gut läuft, wo es noch Verbesserungspotenzial gibt und welche Wünsche sie haben. „Wir schauen dann, wie wir die Wünsche erfüllen können“, sagt Jana Koch.

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Freizeitleiterin Jana Koch schaut sich die Gerüchtewand genauer an. Bei der Abstimmung könnte das Geschriebene wichtig sein.
Bei den Kindern und Jugendlichen kommen die verschiedenen Aktivitäten sehr gut an. „Das Tanzen fand ich richtig cool“, sagt Clara. Eine Teamerin habe mit den Teilnehmerinnen eine Choreografie erarbeitet, am Abschlussabend wird diese dann der Gruppe vorgestellt. Clara ist bereits zum vierten Mal dabei. Die 14-Jährige aus Winnenden kann sich gut vorstellen, später einmal selbst zum Organisationsteam zu gehören. Im kommenden Jahr wolle sie ein letztes Mal als Teilnehmerin dabei sein. Dann müsse sie ein Jahr pausieren, um danach Teamerin werden zu können. Besonders gut gefällt ihr bei der Mettelberg-Freizeit das Gemeinschaftsgefühl, welches unweigerlich aufkommt. In ihrem Zimmer verstehen sich alle sechs Mädchen gut, sagt sie. Auch Lenny fühlt sich wohl. „Manchmal ist es in unserem Zimmer ein bisschen chaotisch“, räumt er ein. Aber das scheint nicht weiter zu stören. Jana Koch jedenfalls ist begeistert davon, wie harmonisch alles abläuft. „Alle pflegen einen sehr liebevollen Umgang miteinander. Die Älteren schauen auch nach den Jüngeren – insgesamt eine schöne Stimmung und eine tolle Dynamik.“
Dabei helfe das Konzept der Hobbygruppen: Immer gleichzeitig bieten die jeweiligen Teamer verschiedene Aktivitäten an. In einem Raum wird dann gebastelt. An diesem Tag gibt es Papierbrillen, die mit Blumen und Glitzersteinen verziert werden. Nebenan werden auf Gymnastikmatten Achtsamkeitsübungen gemacht. Beim Dehnen die belastenden Gedanken einfach wegatmen – das entspannt. Und im Gemeinschaftsraum werden verschiedene Brett- und Kartenspiele ausgepackt. Die einen versuchen beim Monopoly ihr Geschick als Immobilienhaie, am Nebentisch legen andere beim Rommé Kartenkombinationen vor sich aus.
Am Abschlussabend dürfen alle ihre Talente zu Schau stellen
Während Clara und Lenny bei einem kurzen Rundgang durch das Freizeitgelände erzählen, was sie alles erlebt haben und wer sich wo trifft, schaut auch endlich wieder die Sonne raus. Für die Sportaffinen unter den Teilnehmenden heißt das: Jugger. Dieser Mannschaftssport ist beliebt. Es gilt, den Ball im gegnerischen Tor unterzubringen und gleichzeitig die andere Mannschaft mit sogenannten Pompfen, gepolsterten Stäben, am Punkten zu hindern.
„In diesem Jahr hat es leider oft geregnet, sodass wir drinnen nach Alternativen gesucht haben“, berichtet Jana Koch. Den Teilnehmenden habe es nichts ausgemacht, versichern diese. Ausflüge in den Schwaben Park und ins Eins+Alles waren dennoch drin. „Wir haben es immer so hinbekommen, dass wir wieder gegangen sind, bevor es angefangen hat, zu regnen“, berichtet Clara gelassen. Und so sind die zwei Wochen Abenteuer wie im Flug vergangen. Am Wochenende heißt es Abschied nehmen – natürlich erst, wenn beim Abschluss noch einmal alle ihr Talent unter Beweis stellen konnten, beim Singen, Tanzen oder etwa mit einer Modeschau. Und natürlich werden die Jahreszeiten noch neu geordnet. Man darf gespannt sein, was im Januar passiert.