Die Sanierung der Karlstraße wird teurer

Eigentlich ist die Stadt Murrhardt davon ausgegangen, dass die Instandsetzung rund 2,34 Millionen Euro kostet. Doch nach der Ausschreibung liegt das günstigste Angebot bei rund 3,32 Millionen Euro. Der Gemeinderat entscheidet sich trotzdem dafür, das Projekt anzugehen.

Völlig unstrittig ist, dass die Karlstraße in äußerst schlechtem Zustand ist. Die Stadt muss nun für die Generalsanierung allerdings sehr viel mehr Geld hinlegen, als geplant. Archivfoto: Jörg Fiedler

© Jörg Fiedler

Völlig unstrittig ist, dass die Karlstraße in äußerst schlechtem Zustand ist. Die Stadt muss nun für die Generalsanierung allerdings sehr viel mehr Geld hinlegen, als geplant. Archivfoto: Jörg Fiedler

Von Christine Schick

Murrhardt. Die Sanierung der Murrhardter Karlstraße beschäftigt Stadtverwaltung und Gemeinderat schon länger. Ende September vergangenen Jahres war schließlich die finale Planung vorgestellt und vom Gremium abgesegnet worden. Nach der Ausschreibung der Arbeiten ist nun aber klar, dass das Projekt um einiges teurer wird als angenommen. Wie Bürgermeister Armin Mößner im Gemeinderat berichtete, war man nach der letzten Kostenschätzung von rund 2,34 Millionen Euro ausgegangen. Das Stadtbauamt hatte zwölf Fachfirmen gebeten, ein Angebot vorzulegen. Dem kamen lediglich drei Unternehmen nach. Das günstigste Angebot liegt bei rund 3,32 Millionen Euro. Zwar sei man sich wohl einig, dass die Karlstraße saniert werden solle angesichts der Tatsache, dass es sich um eine der längsten und angeschlagensten Straßen in der Stadt handle, die Summe werde die Stadt aber mächtig fordern, so Mößner. Zu den Hintergründen ließ er wissen, dass das Angebot für die Gewerke Tiefbau und Wasserversorgung einer Erhöhung der Kosten um rund 20 Prozent entspricht. Hinzu kommen die Baumaßnahmen zur Verlegung von Nahwärmeleitungen, die im Zuge der Sanierung miterledigt werden sollen und die Anwohnerinnen und Anwohner bei der Vorstellung des Projekts auch angefragt hatten. Als die beiden gewichtigen Angebotssummen schlüsselte Mößner auf: Rund 906000 Euro kosten Wasserversorgung und Tiefbauarbeiten für die Nahwärmeleitungen sowie rund 508000 Euro die Lieferung und Verlegung der Nahwärmeleitungen. Zwar hat die Stadt für das Vorhaben rund zwei Millionen Euro in den beiden Haushaltsjahren 2023/24 zurückgelegt, problematischer sehe es aber bei den zurzeit finanziell nicht so gut gestellten Murrhardter Stadtwerken aus. Für den Wirtschaftsplan der städtischen Tochter habe man nicht mit diesen Submissionsergebnissen gerechnet. „Das sind sehr hochpreisige Gewerke.“

Fachbüro geht davon aus, dass Kosten bei erneuter Ausschreibung nicht sinken

Die Erhöhung der Kosten um rund 20 Prozent berechtige die Stadt zu einer Aufhebung. Allerdings sei die große Frage, ob es bei einer Neuausschreibung besser, sprich günstiger werde. Nach Ansicht der Fachleute – dem Team des betreuenden Ingenieurbüros Riker und Rebmann – ist damit nicht zu rechnen. Auch insgesamt ist für Mößner nicht davon auszugehen, dass sich die Rahmenbedingungen verbessern. Insofern sei es der Vorschlag der Verwaltung, die Sanierung durchzuziehen, nicht zuletzt weil ihre Umsetzung schon seit den 1990er-Jahren diskutiert werde.

„Das ist eine schwierige Entscheidung“, sagte Edgar Schäf. Der SPD-Fraktionsvorsitzende gab zu, über die Ergebnisse der Ausschreibung regelrecht erschrocken zu sein. Zwar habe man klar den Beschluss zur Sanierung der Karlstraße gefasst, mit diesen Bedingungen aber natürlich nicht gerechnet. Die nötigen Bauleistungen seien Fakt, die Kosten allerdings explodiert. Gleichzeitig rechne er nicht damit, dass sie in absehbarer Zeit sinken. Auch die Erfahrung mit der Sanierung des Regenüberlaufbeckens in der Wiesenstraße, die immer wieder verschoben werden musste, habe die generelle Kostensteigerung gezeigt. Schäf erinnerte daran, dass man im Zuge des Bahnunterführungsbaus (Robert-Franck-Straße) und der Nutzung der Karlstraße als Ausweichstrecke eine spätere Sanierung zugesagt habe. Seine Frage, ob die Zuschüsse sich mit einer Kostensteigerung ebenso erhöhten, verneinte Stadtkämmerer Matthias Glassl. Schäf signalisierte letztlich Zustimmung in der Hoffnung, dann die nächsten 30 bis 40 Jahre in der Sache gut aufgestellt zu sein.

Rund 80 Prozent der betroffenen Anwohner an Nahwärme interessiert

„Wir schieben die Maßnahme jetzt schon über 25 Jahre vor uns her“, sagte Andreas Winkle (CDU/FWV). Er räumte ein, dass die Fraktion die Verlegung der Nahwärmeleitungen angeregt hätte – weil sich dies bei der Generalsanierung und dem Straßenbau eben auch anbiete, um den Asphalt nicht später wieder aufreißen zu müssen. In dem Zusammenhang erkundigte er sich, ob klar sei, wie viele der betroffenen Anwohner einen Nahwärmeanschluss wollten. Rund 80 Prozent hätten Interesse bekundet, allerdings sei dies noch nicht in Verträge gegossen, erläuterte Stadtwerkegeschäftsführer Rainer Braulik und Mößner ergänzte, dass es insofern keine Sicherheit gebe. Winkle hält es ebenso für richtig, das Vorhaben durchzuziehen. Er glaube nicht, dass die Kosten nach einem zweiten Anlauf sinken.

Die Einschätzung von Wolfgang Hess (UL) fiel ganz ähnlich aus. Für ihn führe nichts am Projekt vorbei; bei den Tiefbaukosten ändere sich in absehbarer Zeit garantiert nichts. Wenn man jetzt abspringe, sei das Vorhaben auf unabsehbare Zeit verschoben.

Ebenso will auch Gerd Linke (MDAL/Die Grünen) die Sanierung nicht auf die lange Bank schieben, die er letztlich auch als Teil einer gesicherten Versorgung sieht. Insofern fiel der Beschluss für die Vergabe an die Firma Lukas Gläser zum Preis von 3,32 Millionen Euro einstimmig.

Nachfinanzierung nötig

Kostenanteile Die Summen teilen sich wie folgt auf: Die Gewerke für Verkehrsanlagen, Entwässerungskanäle und Straßenbeleuchtung sind mit Kosten von rund 1,9 Millionen Euro veranschlagt, was die Stadt übernimmt. Bei den Stadtwerken sind es rund 1,41 Millionen Euro für Wasserversorgung, Tiefbauarbeiten sowie Lieferung und Verlegung der Nahwärmeleitungen. Letztere müssen von den Stadtwerken nachfinanziert werden.

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Erstellt:
18. April 2023, 06:00 Uhr

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