Militärpräsenz in Zypern

Die USA fassen Fuß auf Zypern

Angesichts der Konflikte im Nahen Osten rückt die Mittelmeerinsel Zypern stärker ins Interesse des US-Militärs. Die Insel gilt wegen ihrer geostrategischen Lage im östlichen Mittelmeer als „unsinkbarer Flugzeugträger“.

Sonne am Strand von Larnaka in Zypern. Im Hintergrund ein Flugzeug im Anflug auf den Flughafen.

© dpa/Petros Karadjias

Sonne am Strand von Larnaka in Zypern. Im Hintergrund ein Flugzeug im Anflug auf den Flughafen.

Von Gerd Höhler

Diese Woche hat eine Delegation US-amerikanischer Militärs die Insel Zypern besucht. Das besondere Interesse der aus Deutschland eingeflogenen Experten galt der „Andreas Papandreou Air Base“ bei Paphos an der Südküste. Aber auch für die Hafenanlagen in Limassol und Larnaka interessierten sich die Besucher. Der zyprische Regierungssprecher Konstantinos Letymbiotis erklärte, die US-Militärs würden „Knowhow und Empfehlungen zu Infrastrukturprojekten liefern, um die Interoperabilität mit den Vereinigten Staaten und anderen Partnern zu verbessern“.

Damit konkretisieren sich die bereits seit einigen Monaten diskutierten Pläne der USA, sich militärisch stärker auf Zypern zu engagieren. Die Insel hat wegen ihrer Lage an der Schwelle zum Nahen Osten große strategische Bedeutung. Großbritannien, dessen Kolonie Zypern bis 1960 war, unterhält auf der Insel zwei Militärbasen, Akrotiri und Dekelia. Sie wurden in der Vergangenheit im Krisenfall auch von der US Air Force genutzt. Jetzt planen die USA offenbar, ihre Präsenz auf Zypern zu verstärken. Bereits im September vergangenen Jahres hatten die USA angesichts des Gaza-Krieges und wachsender Spannungen im Nahen Osten Truppen nach Zypern verlegt. Auch Großbritannien verstärkte damals seine Militärpräsenz auf der Insel um 700 Soldaten.

Das Verhältnis zu Washington war früher distanziert

Zypern unterhielt nach der Unabhängigkeit zunächst enge Beziehungen zur damaligen Sowjetunion. Das Verhältnis zu Washington war eher distanziert. Seit dem Amtsantritt des konservativen Staatspräsidenten Nikos Christodoulides im Februar 2023 haben sich die Beziehungen deutlich verbessert. Christodoulides hatte daran schon in seiner Zeit als zyprischer Außenminister zwischen 2018 und 2022 gearbeitet. Vor zwei Jahren erlaubten die USA erstmals Waffenlieferungen an Zypern. Damit wurde ein 1987 eingeführtes Embargo ausgesetzt. Die USA hatten es seinerzeit verhängt, um die Streitparteien auf der seit 1974 geteilten Insel und die involvierten Garantiemächte Griechenland und Türkei zu einer diplomatischen Lösung zu bewegen. Dazu ist es aber bis heute nicht gekommen. Im Januar hob der scheidende US-Präsident Joe Biden das Waffenembargo endgültig auf. Christodoulides sah darin „eine klare Anerkennung Zyperns als eine entscheidende Säule der Stabilität und Sicherheit im östlichen Mittelmeer“.

Christodoulides will die Inselrepublik möglichst bald in die Nato führen. Das Thema nahm beim Besuch des zyprischen Präsidenten im Weißen Haus im vergangenen Oktober breiten Raum ein. Auch Nato-Generalsekretär Mark Rutte hat Christodoulides über die Pläne informiert. Ein Beitritt Zyperns wäre ein bedeutender strategischer Gewinn für die Allianz und zugleich ein herber Rückschlag für Russland. Moskaus militärische Präsenz im östlichen Mittelmeer ist nach dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien ohnehin geschwächt.

Es gibt aber eine hohe Hürde: Einer Aufnahme Zyperns in die Nato müssten alle 32 Mitglieder der Allianz zustimmen, darunter auch die Türkei. Sie hält seit über 50 Jahren den Norden der Insel besetzt und erkennt die Republik Zypern nicht an. Zugleich unterhält die Türkei enge Beziehungen zu Russland. Das türkische Verteidigungsministerium erteilte den Beitrittsüberlegungen bereits eine klare Absage: Die Pläne seien „inakzeptabel“ und würden sich negativ auf die Bemühungen um eine Zypernlösung auswirken.

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Erstellt:
24. Januar 2025, 16:42 Uhr

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