Malaika Mihambo mit Atembeschwerden

Die Weitspringerin gewinnt Silber

Weitspringerin Malaika Mihambo wird Olympia-Zweite, wirkt dabei aber nicht völlig fit. Das Stadion muss sie im Rollstuhl verlassen.

Trotz gesundheitlicher Probleme: Malaika Mihambo springt zu Silber.

© /Chai v.d. Laage

Trotz gesundheitlicher Probleme: Malaika Mihambo springt zu Silber.

Von Jochen Klingovsky

Es kommt nicht oft vor bei Olympischen Spielen, dass die Aufmerksamkeit in einem mit 80 000 Zuschauern gefüllten Leichtathletik-Stadion zwei technischen Disziplinen zukommt. Am Donnerstagabend aber gab der Zeitplan genau das her. Zwischen dem 200-Meter-Finale der Männer und der Entscheidung über 400 Meter Hürden der Frauen blickten fast eine Stunde lang alle auf die Weitspringerinnen und Speerwerfer – und auf zwei Deutsche, die versuchten, diese große Bühne für sich zu nutzen. Das schaffte allerdings nur Malaika Mihambo. Die Mitfavoritin holte Silber, Julian Weber wurde Sechster.

Drei Medaillen sind das Ziel der deutschen Leichtathleten für die Sommerspiele in Paris. Nach Silber für Zehnkämpfer Leo Neugebauer (VfB Stuttgart) hatten die Verantwortlichen darauf gehofft, dass der Medaillensatz an einem Abend komplettiert werden könnte. Doch dafür war die Konkurrenz zu stark. Julian Weber (87,40 Meter) fehlten 1,14 Meter zu Platz drei. Und auch Malaika Mihambo fand ihre Meisterin.

Vor dem sechsten Versuch lag die Olympiasiegerin von Tokio auf Position zwei, wie vor drei Jahren bei den Corona-Spielen in Japan. Viele im Stadion dachten in diesem Moment an 2021 zurück. Mihambo hatte damals im letzten Versuch Gold gewonnen, mit unglaublicher mentaler Stärke und einem Sprung auf exakt sieben Meter. Das Problem: Diese Weite hätte diesmal nicht gereicht.

Der letzte Versuch geht daneben

Denn vor der zweimaligen Welt- und Europameisterin war die US-Amerikanerin Tara Davis-Woodhall, die starke 7,10 Meter vorgelegt hatte. Malaika Mihambo wusste, dass sie diese Weite drauf hat, schließlich war sie im Juni bei der EM in Rom 7,22 Meter gesprungen. Doch diesmal ging der letzte Versuch daneben. Die Favoritin legte alles in den Anlauf, der Abstand zum Brett aber stimmte nicht. Sie lief durch – und sank auf die Knie. Die erfolgreichste deutsche Leichtathletin musste sich mit Rang zwei begnügen. Lag das womöglich auch an ihrem Gesundheitszustand?

Nachwirkungen einer Corona-Infektion

In der Vorbereitung auf Paris hatte Mihambo eine Corona-Infektion zurückgeworfen. „Das war nicht wirklich optimal“, sagte sie nun in Frankreich. Das Training sei sehr anstrengend gewesen, sie habe nur die Hälfte des üblichen Pensums absolvieren können. Im Wettkampf am Donnerstagabend musste sie dann immer wieder schwer durchatmen, es schien, als würde sie keine Luft bekommen, sie wirkte etwas kraftlos. Zu einer Ehrenrunde mit der Deutschland-Flagge reichte es nach Platz zwei zwar noch, anschließend erschien Mihambo aber – entgegen des Protokolls – nicht zum Interview bei den TV-Anstalten. Für Aufklärung sorgte anschließend ihr Trainer Ulli Knapp.

Mihambo habe einen Reizhusten-Anfall erlitten. „Sie konnte nach der Ehrenrunde kaum stehen, die Bronchien haben richtig zugemacht“, erklärte der Coach. Deshalb sei seine Athletin in einem Rollstuhl aus dem Stadion gebracht worden. Es handle sich um die Folgen der Corona-Infektion, nicht um eine Ausrede. Und: „Malaika hat nicht Gold verloren, sondern Silber gewonnen.“

Einen starken Wettkampf zeigte die WM-Dritte Alina Rottaru-Kottmann. Die Leichtathletin vom VfB Stuttgart, die für Rumänien startet, sicherte sich im dritten Versuch mit einem Sprung auf 6,65 Meter den Verbleib im Wettkampf, steigerte sich später noch auf 6,67 Meter und wurde Siebte.

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Erstellt:
8. August 2024, 23:22 Uhr

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