Prozessauftakt am Landgericht Heilbronn

Diebesbande soll mehr als 60 Mal geklaut haben – auch in Stuttgart

Dutzende Male soll die Bande auf Beutezug gegangen sein. Mal stahl sie demnach Baumaschinen, mal E-Fahrräder und sogar Zubehör zum Angeln. Das Landgericht Heilbronn erwartet einen langen Prozess.

In Heilbronn beginnt am Freitag, um 9 Uhr, der Prozess.

© dpa/Bernd Weißbrod

In Heilbronn beginnt am Freitag, um 9 Uhr, der Prozess.

Von red/dpa/lsw

In Stuttgart stehlen mehrere Männer Kabeltrommeln von einem Firmengelände, in Sigmaringen klauen Diebe rund 30 Fahrräder aus einem Geschäft und mit einem Dutzend Einbrüchen in Autohäuser sorgt ein mutmaßlicher Autoknacker landesweit für Aufregung. Diebesbanden knacken Wohnwagen, sie plündern Schmuckgeschäfte und machen auch vor Friedhöfen nicht halt. Die Dunkelziffer ist hoch - und wenn die Verdächtigen dann doch mal auf der Anklagebank enden, schweigen sie meistens. 

So wird von diesem Freitag, 9 Uhr, an auch vor dem Landgericht Heilbronn gespannt gewartet, ob sich ein angeklagtes Trio aus Rumänien zum Vorwurf des schweren Bandendiebstahls äußert. Als Gruppe und in unterschiedlicher Besetzung sollen die drei zwischen 1983 und 1997 geborenen Verdächtigen mit den Beutezügen ihren Lebensunterhalt bestritten haben. Laut Staatsanwaltschaft gehen mindestens 64 Fälle im Zeitraum von Februar 2023 bis Februar 2024 auf ihr Konto. 

Geklaut wurden Fahrräder und auch Angelutensilien

Nicht immer war solch eine Tour laut Anklage von Erfolg gekrönt gewesen. Dennoch sei Diebesgut in einer Größenordnung von insgesamt mehr als 200.000 Euro erbeutet worden, darunter Autoteile, Elektrofahrräder, Werkzeuge, Baumaschinen und sogar Angelzubehör. Die drei richteten unter anderem durch Einbrüche in Garagen einen Sachschaden von mehr als 150.000 Euro an. 

Seit Februar und Anfang März 2024 sitzen sie in Untersuchungshaft. Tatorte sollen laut Ermittlern unter anderem in Eppingen, Nordheim und Schwaigern, Bad Rappenau, dem rheinland-pfälzischen Ludwigshafen, Sinsheim, Neckarwestheim und Bruchsal liegen. 

Worum geht es bei schwerem Bandendiebstahl?

Von einem schweren Bandendiebstahl spricht die Justiz, wenn neben dem Diebstahl als Bande auch bestimmte erschwerende Umständen hinzukommen. Das sind zum Beispiel der Einbruch in eine Wohnung, eine Waffe oder anderes gefährliches Werkzeug oder wenn Sachen von bedeutendem Wert gestohlen werden. Schwerer Bandendiebstahl wird mit einer Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren bestraft. Eine Geldstrafe ist nicht möglich. In minder schweren Fällen kann auch eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren ausgesprochen werden.

Die Masse der Delikte in der Kategorie Bandendiebstahl oder Diebstahl unter erschwerenden Umständen hat im vergangenen Jahr laut Innenministerium um rund elf Prozent zugenommen. Grund sei vor allem die Zahl der Ladendiebstähle, die laut Statistik 2023 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 24 Prozent gestiegen ist. Für das laufende Jahr zeichne sich keine wesentliche Veränderung der Zahlen bei den Diebstahlsdelikten ab, teilte das Ministerium auf Anfrage mit.

Diebe sind immer häufiger unterwegs

Laut der polizeilichen Kriminalstatistik haben die Fallzahlen beim Phänomen Diebstahl insgesamt - also bei den leichteren und schweren Fällen - im vergangenen Jahr nochmal zugelegt. Demnach registrierte die Polizei insgesamt 177 121 Diebstahldelikte - knapp 14 Prozent mehr als im Jahr 2022 und etwas mehr als 11 Prozent mehr als im Vorpandemie-Jahr 2019. 

Aus Sicht von Strobl wird vor allem dort gestohlen, wo sich Gelegenheiten bieten. „Schon mit einfachen Vorsichts- oder Sicherungsmaßnahmen kann aber der Diebstahl von Fahrrad und E-Bike, Kraftrad sowie Diebstahl von und aus Kraftfahrzeugen so erschwert werden, dass Kriminelle es bestenfalls gar nicht versuchen oder spätestens beim Versuch scheitern werden“, rät der CDU-Minister. Seien zudem die Maschen und Tricks der Taschendiebe bekannt, könne man auch hier das Risiko gesenkt werden, beim Einkauf oder auf Veranstaltungen bestohlen zu werden. Beim Hausbau oder bei Sanierungen gebe es obendrein grundlegende Sicherheitsstandards.

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Erstellt:
23. August 2024, 07:00 Uhr

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