Letzter Auftritt in Paris

Diese Sportstars haben ihre Karriere nach Olympia 2024 beendet

Die Olympischen Spiele nutzen viele Weltstars des Sports, um sich noch einmal mit den Besten zu messen. Auch nach Paris 2024 haben einige der Größten Adieu gesagt und ihre Karriere beendet.

Timo Boll stand in Paris ein letztes Mal an der Platte – auf internationaler Bühne. In der Bundesliga will er noch eine Saison spielen.

© dpa/Marijan Murat

Timo Boll stand in Paris ein letztes Mal an der Platte – auf internationaler Bühne. In der Bundesliga will er noch eine Saison spielen.

Von Michael Bosch

Noch einmal bei Olympia dabei sein, auf der größten aller Bühnen zeigen, was man kann – und dann die Schuhe (oder das Sportgerät der Wahl) an den Nagel hängen. Auch in diesem Jahr haben große Namen ein letztes Mal ihr Bestes gegeben und nun ihre Sportkarriere ausklingen lassen. In vielen Fällen war das mit großem Rummel und vielen Emotionen verbunden. Andere gingen aber auch ganz leise.

Timo Boll: Deutschlands größter Tischtennisspieler

Das größte Echo hat in Deutschland wohl der Abschied von Tischtennis-Ass Timo Boll hervorgerufen. Verwunderlich ist das nicht: der 43-Jährige war einer der Namen, der auch Menschen, die mit der Randsportart Tischtennis wenig bis nichts am Hut hatten, etwas sagte. In China war und ist Boll ein Superstar, wird verehrt wie es hierzulande sonst nur bei Fußballern der Fall ist.

In Paris war Boll, der noch eine Saison in der Bundesliga für Borussia Düsseldorf spielen wird, noch einmal mit dem Team angetreten. Gegen Schweden war das Trio um den Rekord-Europameister letztlich chancenlos. Am Ende gab es „Timo, Timo“-Sprechchöre. Boll wischte sich nicht nur Schweiß, sondern auch Tränen aus dem Gesicht.

Boll stand im Laufe seiner Karriere viermal auf Weltranglisten-Platz eins, war achtmal Europameister, gewann vier olympische Medaillen, bei Weltmeisterschaften wurde er zweimal Zweiter. Hinzu kommen zahlreiche weitere Titel auf nationaler und internationaler Ebene.

Angelique Kerber: die dreifache Grand-Slam-Siegerin

Wie bei Boll war auch bei Angelique Kerber schon vor dem ersten Aufschlag bei den Spielen klar, dass es ihr letzter Auftritt sein würde. Die 36-Jährige, die Zeit ihrer Karriere in Paris nie ihr bestes Tennis gezeigt hatte, begeisterte das Publikum von Roland Garros dieses Mal. Kerber hielt die deutsche Fahne in der Tenniskonkurrenz lange hoch – und träumte sogar von einer weiteren Olympia-Medaille nach 2016. Im Viertelfinale war dann gegen die Chinesin Zheng Qinwen Schluss. Die gebürtige Bremerin gilt als beste deutsche Tennisspielerin seit Steffi Graf. Sie stand insgesamt 34 Wochen auf Platz eins der Weltrangliste. Mit Ausnahme der French Open gewann sie alle drei Grand-Slam-Turnier jeweils einmal.

Laura Ludwig: so gut war im Sand noch keine Deutsche

Laura Ludwig war das Gesicht des deutschen Beachvolleyballs. Nun geht sie in „Beach-Rente“. Glücklich waren die Auftritte in Paris nicht. Gemeinsam mit ihrer neuen Partnerin Louisa Lippmann musste die 38-Jährige nach drei Niederlagen bereits in der Vorrunde die Segel streichen – es flossen Tränen. Die zweifache Mutter hatte schon vor Olympia mit sich gerungen, ob sie zu viel Zeit für den Sport opfere. Unvergessen bleibt Ludwigs Olympia-Gold mit Kira Walkenhorst bei den Spielen 2016 – ausgerechnet im Beachvolleyball-Mutterland Brasilien. Dabei schaltete das Duo gleich zwei brasilianische Teams aus. Ludwig ist mehrfache Europameisterin und Weltmeisterin 2017.

Lukas Dauser: Weltmeister und Olympia-Zweiter

Lukas Dauser hat ein letztes Mal geturnt – zumindest auf internationaler Ebene. Der werdende Papa will sich künftig ebenfalls mehr seiner Familie widmen. In Paris handicapte ihn eine Armverletzung, im Barrenfinale reichte es immerhin noch zu Rang sieben. An seinem Paradegerät gewann er in Tokio Silber, im vergangenen Jahr wurde er in Antwerpen Weltmeister am Barren – und Sportler des Jahres. Die Karriere des 31-Jährigen war auch geprägt von mehreren schweren Verletzungen.

Kai Häfner: Europameister und zwei Medaillen bei Olympia

Der Abschied von Kai Häfner (35) war eher still und leise. Der Linkshänder war nachnominiert worden – und fügte seiner Titelsammlung am Ende noch eine silberne Olympia-Medaille hinzu. Der Rückraumspieler, der zuletzt für den TVB Stuttgart auf der Platte stand, war eine der Stützen des Europameister-Teams von 2016, in Rio holt er mit der DHB-Auswahl im selben Jahr Bronze. Häfners größter Erfolg auf Vereinsebene: der Gewinn des EHF-Cups im Jahr 2011 mit Frisch Auf Göppingen. Der Linkshänder nahm an je drei Europa- und Weltmeisterschaften teil, für die deutsche Nationalmannschaft erzielte er in 146 Partien 349 Tore.

Diese deutschen Sportlerinnen haben nach den Spielen in Paris ebenfalls ihre äußerst erfolgreichen Karrieren beendet:

  • Svenja Brunckhorst (Basketball): die mehrfache deutsche Meisterin und ehemalige Kapitänin der deutschen Nationalmannschaft krönte ihre Karriere bei Olympia 2024 mit Gold im 3x3-Basketball.
  • Annika Zillekens (Moderner Fünfkampf): Die 34-Jährige beendet ihre olympische Laufbahn mit einem vierten Platz (2016 in Rio) als bestem Ergebnis. Sie war fünmal Weltmeisterin (im Einzel und Team) und stand viermal bei Europameisterschaften ganz oben auf dem Treppchen.

Auch für einige internationale Stars war Paris die letzte große Bühne:

  • Shelly-Ann Fraser-Pryce (Sprint): bunte Haarpracht und schnelle Füße, das ist Shelly-Ann Fraser-Pryce. In Paris blieb ihr Startblock leer, die 37-Jährige trat wegen einer Verletzung nicht mehr an. Ihre Bilanz ist beeindruckend: zweimal war sie Olympiasiegerin über die 100 Meter (2008 und 2012) und bei Weltmeisterschaften sprintete sie fünfmal als erste über den Zielstrich. Auch mit der jamaikanischen Staffel und über 200 Meter holte sie unzählige Titel.
  • Andy Murray (Tennis): Er war der einzige, der in den vergangenen Jahren Nadal und Djokovic (zeitweise) das Wasser reichen konnte. Der Schotte stand insgesamt 41 Wochen auf Rang eins der Tennis-Weltrangliste. Der 37-Jährige beendet seine Karriere mit insgesamt 46 Turniersiegen. Im Einzel bei Olympia jubelte er zweimal über Gold (2012 und 2016). Die größten Erfolge seiner Karriere waren seine drei Grandslam-Titel: Sein Heimturnier Wimbledon gewann er zweimal (2013, 2016), die US-Open einmal. Bei den Australien Open stand er fünfmal im Finale, zog aber jedes Mal den kürzeren.
  • Marta (Fußball): Die 38-Jährige ist die wohl bekannteste Fußballerin der Welt. Einen großen Titel – mit Ausnahme der Südamerikameisterschaft (2003, 2010 und 2018) – gewann sie aber nie. Sowohl bei Olympia (2004, 2008 und 2024) war Silber das höchste der Gefühle. Die 202-fache brasilianische Nationalspielerin war sechsmal Weltfußballerin (2006, 2007, 2008, 2009, 2010, 2018).
  • Nikola Karabatic (Handball): Karabatic ist vermutlich einer der beliebtesten französischen Handballer hierzulande – er spricht deutsch, mit dem THW Kiel feierte er große Erfolge. Ausgerechnet gegen Deutschland kam bei Olympia für sein Team in einem dramatischen Viertelfinale das Aus. Karabatic nahm es mit einem Lächeln. Der dreimalige Welthandballer hat sowohl auf Clubebene als auch mit der Nationalmannschaft alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Viermal war er Welt- und Europameister und dreimal Olympiasieger. Mit fünf verschiedenen Clubs sammelte er mehr als 60 Titel im europäischen Vereinshandball.
  • Mikkel Hansen (Handball): Was Karabatic für den französischen Handball ist, ist Hansen für den dänischen. Der 36-Jährige mit der wilden Mähne und dem Stirnband war Denker und Lenker im dänischen Rückraum – und wie Karabtic dreimal Welthandballer. Unglaubliche 1387 Tore hat er im Nationaltrikot erzielt, in seiner Titelsammlung finden sich drei Weltmeisterschaften (2019, 2021, 2023) und ein EM-Sieg (2012). Seine Karriere krönte Hansen mit dem zweiten Olympiasieg in Paris.
  • Stine Bredal Oftedal (Handball): Zum Abschluss nochmal Olympiasiegerin. Stine Bredal Oftedal hat den größtmöglichen Erfolg zum Ende ihrer Laufbahn gefeiert. Die Welthandballerin von 2019 war davor auch dreimal Champions-League-Siegerin dreimal Weltmeisterin (2011, 2015, 2021) und fünfmal Europameisterin (2010, 2014, 2016, 2020, 2022)
  • Tom Daley (Wasserspringen): Eigentlich wollte der 30-Jährige schon vor Olympia in Paris aufhören. Sein Sohn überredete ihn dann noch einmal auf den Sprungturm zu steigen. Der Brite, der gerne strickt, hatte in Paris Silber im Synchron-Turmspringen vom 10-Meter-Turm gewonnen. Es war die fünfte olympische Medaille seiner Karriere. 2021 hatte Daley in Tokio Gold geholt – Daley besitzt jetzt einen Medaillensatz in allen Farben.

Die nächsten Olympischen Spiele werden dann 2028 in Los Angeles stattfinden. In der kalifornischen Metropole werden Athletinnen und Athleten dann vom 14. Juli bis zum 30. Juli um die Medaillen kämpfen.

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Erstellt:
14. August 2024, 11:21 Uhr
Aktualisiert:
14. August 2024, 11:58 Uhr

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