Notfallpraxen in Baden-Württemberg
18 Standorte in der Region Stuttgart sollen geschlossen werden
Nun ist die Katze aus dem Sack: 18 Notfallpraxen in Baden-Württemberg werden geschlossen, betroffen ist auch die Region Stuttgart.
Von Bettina Hartmann
Wie die zuständige Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) am Montag bekannt gab, werden in der Region Stuttgart die Notfallpraxen in Backnang, Herrenberg und Kirchheim/Teck geschlossen. Mit Backnang ist es somit der zweite von drei Standorten in Rems-Murr-Kreis, der dicht macht. Schorndorf ist bereits seit Anfang des Jahres geschlossen worden. Geschlossen werden schrittweise ab April 2025 außer den bereits genannten drei Standorten in der Region Stuttgart: Achern, Albstadt, Bad Saulgau, Brackenheim, Eberbach, Ellwangen, Ettlingen, Müllheim, Münsingen, Nagold. Neuenbürg, Oberndorf, Schwetzingen, Tettnang und Wolfach. Insgesamt sind es 18 Standorte, die bis 2026 geschlossen werden sollen.
Die Standorte Stuttgart, Ludwigsburg, Leonberg, Sindelfingen, Filderstadt, Esslingen, Nürtingen, Winnenden und Bietigheim-Bissingen sowie Mühlacker bleiben demnach erhalten. Zur Erklärung: Die Notfallpraxen, auch als ärztlicher Bereitschaftsdienst bekannt, sind nicht mit dem Notarzt, Rettungsdienst und der Notaufnahme zu verwechseln.
Weil Hausärzte fehlen, ist die Regelversorgung gefährdet
In den Notfallpraxen und dem angeschlossenen Fahrdienst, der Hausbesuche macht, werden all die Menschen versorgt, die kein Fall für den Rettungsdienst sind. Wenn also außerhalb der Öffnungszeiten von Hausärzten und Fachärzten heftige Schmerzen oder Probleme auftauchen, ist dies die richtige Anlaufstation: In diesen Fällen stehen vielerorts Notfallpraxen zur Verfügung.
Doch da es immer weniger Hausärzte gebe, die KVBW spricht von fast 1000 unbesetzten Hausarztpraxen im Land, sei durch die vielen Bereitschaftsdienste die Regelversorgung zu den normalen Öffnungszeiten bedroht.
Vielerorts Kritik an den Plänen der Ärztevereinigung
Nachdem in den vergangenen Jahren bereits mehrere der Notfallpraxen dichtgemacht wurden, plant die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg nun in einem mehrstufigen System eine Neureglung des Dienstes.
Vielerorts hat dies zu heftiger Kritik geführt. Bürgermeister, Landräte Landtagsabgeordnete und Bürgerinnen und Bürger protestieren, etwa 400 Menschen auch am Montag in Stuttgart vor der KV-Zentrale. Unter anderem sagte Backnangs Bürgermeister Maximilian Friedrich: „Ärztliche Versorgung darf keine Frage des Wohnorts sein.“ Er rief die Bevölkerung auf, die Kassenärztliche Vereinigung und die Politik zu kontaktieren, um deutlich zu machen, wie wichtig der Erhalt des ärztlichen Bereitschaftsdienst vor Ort sei. Erst vor einigen Jahren wurde dort das lokale Krankenhaus geschlossen, nun macht auch noch die Notfallpraxis zu.