Sprache und Macht

Diese Wörter hat Trump verboten

Die Trump-Regierung hat Hunderte von Wörtern aus offiziellen Dokumenten und Behördenkommunikation verbannt. Begriffe wie "Diversität", "Rassismus" und "Klimakrise" sollen nicht mehr verwendet werden. Doch warum?

Unter Donald Trump sind zahlreiche Begriffe u.a. von Behördenwebseiten verschwunden.

© Joshua Sukoff/ Shutterstock

Unter Donald Trump sind zahlreiche Begriffe u.a. von Behördenwebseiten verschwunden.

Von Katrin Jokic

Seit seinem Amtsantritt verfolgt Donald Trump eine radikale sprachliche Neuausrichtung in den US-Behörden. Dabei werden Begriffe, die mit sozialen Gerechtigkeitsthemen oder wissenschaftlichen Erkenntnissen verbunden sind, systematisch aus offiziellen Dokumenten und Websites entfernt. Die New York Times hat eine umfassende Liste der Begriffe zusammengetragen, die unter Trump nicht mehr erwünscht sind.

Welche Wörter hat Trump verboten?

Die von der New York Times recherchierte Liste umfasst zahlreiche Begriffe, die in verschiedenen US-Behörden nicht mehr verwendet werden sollen. Hierfür haben die Journalistinnen und Journalisten Regierungswebseiten analysiert, um herauszufinden, welche Begriffe unter Trump entfernt oder verändert wurden.

Zu den nun unerwünschten Begriffen gehören unter anderem:

  • Diversity („Vielfalt“)
  • Climate crisis („Klimakrise“)
  • Racism („Rassismus“)
  • Gender identity („Geschlechtsidentität“)
  • Equality („Gleichheit“)
  • Sexuality („Sexualität“)

Auch der „Golf von Mexico“ wurde unter Trump aus dem Sprachgebrauch der Behörden verbannt.

Die komplette Liste der „verbotenen“ Wörter findet sich am Ende dieses Artikels.

Die sprachlichen Einschränkungen unter Trump gelten vor allem für US-Bundesbehörden und staatlich finanzierte Institutionen. Das betrifft beispielsweise Ministerien, Regierungswebsites, Förderprogramme, wissenschaftliche Publikationen und offizielle Dokumente.

Allerdings handelt es sich nicht um ein formales, juristisches Verbot, sondern um interne Anweisungen und Empfehlungen, die dazu führen, dass bestimmte Begriffe vermieden oder entfernt werden.

Kritiker sehen darin eine Form der indirekten Zensur, die eine Atmosphäre der Selbstzensur schafft, ohne dass es ein offizielles Verbot geben muss. Die Konsequenzen könnten etwa gekürzte Budgets oder erschwerte Förderbedingungen für Projekte sein, die diese Begriffe nutzen.

Besonders betroffen: Trans Menschen und LGBTQ+-Personen

Ein besonders auffälliges Muster zeigt sich bei den Begriffen, die mit Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung zusammenhängen. Wörter wie „gender identity“ (Geschlechtsidentität), „nonbinary“ (nicht-binär), „they/them“ (geschlechtsneutrale Pronomen) oder „LGBTQ“ wurden gezielt von Webseiten entfernt oder zur Vermeidung empfohlen.

Dadurch werden trans Menschen und queere Personen faktisch aus der offiziellen Sprache der Regierung verdrängt. Kritiker werfen der Trump-Administration vor, damit gezielt eine konservative Gesellschaftsordnung zu fördern, in der LGBTQ+-Themen unsichtbar gemacht und marginalisierte Gruppen weiter ausgegrenzt werden.

Betroffen sind auch Schwarze Menschen und People of Colour

Auch Begriffe, die sich auf ethnische Identität, Diskriminierung und soziale Ungleichheit beziehen, stehen auf der Liste der unerwünschten Wörter. Begriffe wie „BIPOC“ (Black, Indigenous, and People of Color), „racial justice“ (Gerechtigkeit für rassistisch Diskriminierte), „hispanic minority“ (hispanische Minderheit) oder „indigenous community“ (indigene Gemeinschaft) wurden entfernt oder zur Vermeidung empfohlen.

Kritiker sehen darin einen bewussten Versuch, strukturelle Diskriminierung und rassistische Ungleichheiten aus dem öffentlichen Diskurs zu drängen. Durch das Streichen dieser Begriffe wird nicht nur die Existenz rassistischer Ungleichheiten sprachlich verwischt, sondern auch die Arbeit von Organisationen behindert, die sich für Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit einsetzen.

Warum tut Trump das?

Trump und seine Anhänger argumentieren, dass diese Begriffe Ausdruck einer „woken“ Ideologie seien, die die Gesellschaft spalte und konservative Werte untergrabe. Besonders Programme zu Diversität, Gleichstellung und Klimapolitik stehen im Visier der Regierung. Die Entfernung dieser Begriffe soll laut Trump eine neutralere und unvoreingenommene Sprache fördern – Kritiker sehen darin jedoch eine bewusste Einschränkung der Debatte.

Reaktionen und Kritik

Die Maßnahme stößt auf heftige Kritik, sowohl in den USA als auch international. Verschiedene Medien bezeichnen die Sprachregelungen als „sprachliche Säuberung“, die unbequeme Realitäten verschleiern und Minderheiten mundtot machen solle. Insbesondere Begriffe, die sich auf soziale Gerechtigkeit, Geschlechtervielfalt oder den Klimawandel beziehen, sind betroffen – Themen, die für progressive Bewegungen zentral sind.

Die Strategie erinnert an frühere Versuche der Trump-Regierung, offizielle Begriffe zu manipulieren, etwa als während seiner ersten Amtszeit der Begriff „Klimawandel“ durch „extreme Wetterereignisse“ ersetzt wurde. Kritiker sehen darin ein gezieltes Vorgehen, um unliebsame Debatten aus dem politischen Diskurs zu verdrängen.

Diese Wörter verbannt Trump

Die New York Times hat mithilfe von Künstlicher Intelligenz mehr als 5.000 „Schnappschüsse“ von Regierungsseiten untersucht, um festzustellen, welche Begriffe unter Trump entfernt oder geändert wurden. Ein Sprachmodell durchsuchte die Texte nach untersagten Begriffen und half, ähnliche Wortänderungen aufzuspüren. Die Ergebnisse wurden anschließend von Menschen überprüft, um die Bedeutung jeder Änderung zu bewerten.

In der folgenden Liste haben wir die von der Trump-Regierung unerwünschten Begriffe ins Deutsche übersetzt und, wo nötig, den Kontext erklärt. Einige Begriffe lassen sich nicht 1:1 ins Deutsche übertragen, da sie im englischsprachigen Raum eine spezifische Bedeutung haben, die im Deutschen nicht direkt existiert. Besonders betrifft das Begriffe rund um „racial“ (race), die wir mit „Ethnie“ oder „ethnische Zugehörigkeit“ wiedergeben, da „Rasse“ im Deutschen historisch belastet ist.

Auch Begriffe aus den Bereichen Gender, soziale Gerechtigkeit und Inklusion wurden so übersetzt, dass ihr Gebrauch in politischen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Kontexten deutlich wird. Falls ein Wort eine besonders wichtige oder umstrittene Bedeutung hat, haben wir zusätzliche Erklärungen hinzugefügt.

Diese Liste soll helfen, die sprachlichen Veränderungen unter Trump besser zu verstehen und einzuordnen.

  • Accessible (zugänglich)
  • Activism, Activists (Aktivismus, Aktivisten)
  • Advocacy, advocate, advocates (Befürwortung; oft gemeint als politisches oder gesellschaftliches Eintreten für eine Sache)
  • affirming care (Bejahende Pflege, oft genutzt im Zusammenhang mit „gender-affirming care“, also medizinischen Maßnahmen, um die Geschlechtsidentität einer Person zu unterstützen)
  • all-inclusive (umfassend, inklusiv)
  • allyship (Verbündete)
  • anti-racism, antiracist (Antirassismus, antirassistisch)
  • assigned (female/ male) at birth (bei der Geburt (weiblich/ männlich) zugewiesen)
  • at risk (gefährdet)
  • barrier, barriers (Barrieren)
  • belong (dazugehören, Zugehörigkeit empfinden)
  • bias, biased, biased toward, biases, biases toward (Voreingenommenheit (gegenüber), Vorurteile)
  • biologically female/ male (biologisch weiblich/ männlich)
  • BIPOC (Black, Indigenous and People of Colour: Abkürzung für Schwarze, Indigene und Nicht-weiße Menschen)
  • Black (Schwarz; bezieht sich explizit auf die großgeschriebene Version des Wortes, das verwendet wird, um Schwarze Menschen als ethnische Gruppe respektvoll zu bezeichnen.)
  • breastfeed + people/ person (stillende Person/ stillender Mensch; „breastfeed“ ist der traditionelle Begriff und wird meist im Zusammenhang mit Frauen oder Müttern verwendet.)
  • chestfeed people/ person (stillende Person/ stillender Mensch; „chestfeed“ ist eine inklusivere Formulierung, die auch trans Männer oder nicht-binäre Personen einbezieht, die stillen können, aber den Begriff „breast“ (Brust) als zu weiblich empfinden.)
  • clean energy (saubere Energie)
  • climate crisis (Klimakrise)
  • climate science (Klimawissenschaft)
  • commercial sex worker (kommerzielle Sexarbeiter*innen)
  • community diversity (gemeinschaftliche Vielfalt)
  • community equity (Gerechtigkeit in der Gemeinschaft)
  • confirmation bias (Bestätigungsfehler; bezeichnet die Tendenz, Informationen so auszuwählen oder zu interpretieren, dass sie die eigenen Überzeugungen oder Erwartungen bestätigen.)
  • cultural competence (kulturelle Kompetenz)
  • cultural differences (kulturelle Unterschiede)
  • cultural heritage (kulturelles Erbe)
  • cultural sensitivity (kulturelle Sensibilität)
  • culturally appropriate (kulturell angemessen)
  • culturally responsive (Kultursensibel/ kulturell angepasst)
  • DEI (Diversity, Equity, Inclusion: Ein Konzept zur Förderung von Vielfalt, Chancengleichheit und Inklusion – insbesondere in Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Behörden.)
  • DEIA (Diversity, Equity, Inclusion, and Accessibility: Erweiterung von DEI um Barrierefreiheit)
  • DEIAB (Diversity, Equity, Inclusion, Accessibility, and Belonging: Hier kommt „Zugehörigkeit“ hinzu, um zu betonen, dass sich alle Menschen in einer Organisation oder Gesellschaft akzeptiert und wertgeschätzt fühlen sollen.)
  • DEIJ (Diversity, Equity, Inclusion, and Justice: Erweiterung von DEI um „Gerechtigkeit“, mit Fokus darauf, strukturelle Ungleichheiten aktiv zu bekämpfen und faire Bedingungen für alle zu schaffen.)
  • Disabilities, disability (Behinderung(en))
  • Discriminated, discrimination, discriminatory (Diskriminierung, diskriminiert, diskriminierend)
  • Disparity (Ungleichheit)
  • Diverse (divers)
  • diverse backgrounds, diverse communities, groups (diverse Hintergründe, Gemeinschaften, Gruppen)
  • diversity, diversified, diversify, diversifying (Diversität, diversifiziert)
  • enhance/ enhancing the diversity (Förderung von Vielfalt)
  • environmental quality (Umweltqualität)
  • equal opportunity (Chancengleichheit)
  • equality (Gleichheit)
  • equitable (gerecht, fair)
  • equitableness (Fairness)
  • equity (Gerechtigkeit)
  • ethnicity (Ethnizität)
  • excluded, exclusion (ausgeschlossen, Ausschluss)
  • expression (Ausdruck)
  • female (weiblich)
  • feminism (Feminismus)
  • fostering inclusivity (Förderung der Inklusivität)
  • GBV, gender based violence (Gewalt, die aufgrund des Geschlechts oder der Geschlechtsidentität ausgeübt wird)
  • Gender (Gender/ Geschlecht)
  • gender based (geschlechtsspezifisch)
  • gender diversity (Geschlechtervielfalt)
  • gender identity (Geschlechtsidentität)
  • gender ideology (Gender-Ideologie)
  • gender-affirming care (geschlechtsangleichende bzw. geschlechtsbejahende Gesundheitsversorgung, mit explizitem Bezug zur medizinischen Versorgung von trans Personen)
  • genders (Geschlechter)
  • Gulf of Mexico (Golf von Mexiko)
  • hate speech (Hassrede)
  • health disparity (gesundheitliche Ungleichheit)
  • health equity (Gesundheitsgerechtigkeit)
  • hispanic minority (hispanische Minderheit)
  • historically (historisch)
  • identity (Identität)
  • immigrants (Einwanderer)
  • implicit bias, implicit biases (implizite Voreingenommenheit/ Vorurteile)
  • inclusion, inclusive, inclusiveness, inclusivity (Inklusion, inklusiv, Inklusivität)
  • inclusive leadership (Inklusive Führung)
  • increase (the) diversity (Vielfalt erhöhen)
  • indigenous community (indigene Gemeinschaften)
  • inequalities (Ungleichheiten)
  • inequality, inequitable, inequities, inequity (Ungleichheit, Ungleichheiten)
  • injustice (Ungerechtigkeit)
  • institutional (institutionell, strukturell; bezieht sich häufig auf systemische oder strukturelle Prozesse)
  • intersectional, intersectionality (intersektional, Intersektionalität)
  • key groups, key people, key populations (Schlüsselgruppen, -peronen, -bevölkerungen; oft in der Gesundheitsforschung genutzt für Gruppen mit besonderen gesundheitlichen und sozialen Risiken)
  • Latinx (Geschlechtsneutrale Bezeichnung für „Latino“ oder „Latina“, also Menschen mit lateinamerikanischen Wurzeln)
  • LGBT (Lesbian, Gay, Bisexual, Trans: Abkürzung für lesbische, schwule, bisexuelle und trans Menschen)
  • LGBTQ (Erweiterung von LGBT um „Queer“, einem Sammelbegriff für queere Identitäten)
  • Marginalize, marginalized (marginalisiert)
  • MSM/ men who have sex with men (Männer, die Sex mit Männern haben; wird vor allem in der medizinischen Forschung verwendet, bspw. In der HIV-Prävention. Wird verwendet, um Männer zu beschreiben, die gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte haben, unabhängig davon, ob sie sich als schwul, bisexuell oder heterosexuell identifizieren.)
  • mental health (mentale Gesundheit)
  • minorities, minority (Minderheiten, Minderheit)
  • most risk (höchstes Risiko)
  • multicultural (multikulturell)
  • Mx (geschlechtsneutraler Titel als Alternative zu „Mr.“ (Mister) oder „Ms.“ (Miss/ Mrs.)
  • Native American (Indigene Amerikaner/ Ureinwohner Nordamerikas)
  • non-binary, nonbinary (nicht-binär)
  • oppression, oppressive (Unterdrückung)
  • orientation (Orientierung)
  • people + uterus (Menschen + Gebärmutter; wird verwendet, um Menschen mit Uterus unabhängig von ihrem Geschlecht einzubeziehen.)
  • people-centered care, person-centered care (personalisierte/ individuelle Gesundheitsversorgung)
  • polarization (Polarisierung)
  • political (politisch)
  • pollution (Verschmutzung)
  • pregnant people, pregnant person, pregnant persons (schwangere Person, schwangerer Mensch)
  • prejudice (Vorurteil)
  • privilege, privileges (Privileg, Privilegien)
  • promote diversity, promoting diversity (Förderung der Vielfalt; Werben für Vielfalt)
  • pronoun, pronouns (Pronomen)
  • prostitute (Prostituierte, Sexarbeiter*in)
  • race (wörtlich: Rasse; sinngemäß: Ethnie)
  • race and ethnicity (Ethnie und Ethnizität)
  • racial (ethnisch)
  • racial diversity (ethnische Diversität)
  • racial identity (ethnische Identität)
  • racial inequality (ethnische Ungleichheit)
  • racial justice (Gerechtigkeit für rassistisch Diskriminierte)
  • racially (ethnisch)
  • Racism (Rassismus)
  • Segregation (Segregation, Rassentrennung)
  • sense of belonging (Gefühl der Zugehörigkeit)
  • sex (Geschlecht)
  • sexual preferences (sexuelle Orientierung)
  • sexuality (Sexualität)
  • social justice (soziale/ gesellschaftliche Gerechtigkeit, oft im Zusammenhang mit Gerechtigkeitsaktivismus und politischen Bewegungen)
  • sociocultural (soziokulturell)
  • socioeconomic (sozioökonomisch)
  • status (Status)
  • stereotype, stereotypes (Stereotyp, Stereotypen)
  • systemic, systemically (systemisch)
  • they/them (geschlechtsneutrale Pronomen)
  • trans, transgender, transsexual (trans, transgender, transsexuell)
  • trauma, traumatic (Trauma, traumatisch)
  • tribal (Stammes-, indigen; wird in verschiedenen Kontexten verwendet, insbesondere in Bezug auf indigene Völker, soziale Strukturen und kulturelle Identität, z.B. „Tribal nations“ bezeichnet indigene Gemeinschaften in den USA wie die Cherokee oder Navajo)
  • unconscious bias (unbewusste Voreingenommenheit)
  • underappreciated (unterschätzt, nicht ausreichend wertgeschätzt)
  • underprivileged (unterprivilegiert)
  • underrepresentation, underrepresented (unterrepräsentiert)
  • underserved (unterversorgt)
  • undervalued (unterbewertet, unterschätzt)
  • victim, victims (Opfer)
  • vulnerable populations (gefährdete Bevölkerungsgruppen)
  • women (Frauen)
  • women and underrepresented (Frauen und unterrepräsentierte)

Fazit

Trumps Sprachpolitik ist mehr als eine semantische Frage – sie spiegelt seine politischen Prioritäten wider. Durch die Streichung bestimmter Begriffe von Webseiten und aus Dokumenten wird nicht nur die Wahrnehmung politischer Themen beeinflusst, sondern auch die Möglichkeit eingeschränkt, über gesellschaftliche Missstände offen zu sprechen. Die Auswirkungen dieser Maßnahmen könnten sich nicht nur auf Behörden, sondern auch auf Wissenschaft, Medien und politische Debatten in den USA und weltweit auswirken.

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Erstellt:
17. März 2025, 12:52 Uhr

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