Dreierteam unterstützt Geflüchtete in Murrhardt
Fachleiterin Monika Miller, Integrationssozialarbeiterin Tanja Meeraus und Flüchtlingssozialarbeiter Reinhard Heider von der Caritas Ludwigsburg-Waiblingen-Enz informieren den Murrhardter Gemeinderat über das Integrationsmanagement.
Von Elisabeth Klaper
Murrhardt. Auf Wunsch der Murrhardter Stadträtinnen und Stadträte hat das Dreierteam der Caritas Ludwigsburg-Waiblingen-Enz in der jüngsten Gemeinderatssitzung eine Fülle an Informationen über das Integrationsmanagement präsentiert. Zudem wurden Einblicke in die Flüchtlingssozialarbeit in der Stadt gewährt und das Team stand dem Gremium Rede und Antwort. Seit 2016 sind Fachleiterin Monika Miller und Flüchtlingssozialarbeiter Reinhard Heider vor Ort tätig, 2018 kam Integrationssozialarbeiterin Tanja Meeraus hinzu. Zurzeit unterstützt Reinhard Heider etwa 250 Geflüchtete in zwei Kreisunterkünften, 50 Personen in den Containern in der Fritz-Schweizer-Straße und 200 im Haus Emma des Erich-Schumm-Stifts. Meeraus betreut rund 200 weitere Personen, die sich in der Anschlussunterbringung in städtischen und privaten Gebäuden befinden.
Etwa 30 Prozent der Geflüchteten kommen aus der Ukraine, rund 28 Prozent sind Kurden aus der Türkei, die nächstgrößeren Gruppen kommen aus Syrien und Afghanistan. Am größten ist die Altersgruppe der 26- bis 35-Jährigen, es folgen Babys, Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre.
Maximal 24 Monate dauert der Aufenthalt in den Kreisunterkünften, die zurzeit meist mit Familien und einigen Minderjährigen fast voll belegt sind. Das Team dient als Anlaufstelle: „Wir unterstützen, beraten, vermitteln“, so Miller, damit die Geflüchteten „lernen, alles dabeizuhaben, was sie brauchen“. In Netzwerkarbeit mit verschiedenen Stellen wie Behörden und Kooperationspartnern vor Ort unterstützt das Team die Geflüchteten darin, die Fähigkeit zum selbstständigen Leben zu erlangen, bei der Integration in den Arbeitsmarkt und Sozialraum sowie der Suche nach Wohnraum.
Eine große Herausforderung sei die knappe Frist von maximal drei Jahren für das Integrationsmanagement: Danach sollten die Geflüchteten allein klarkommen. Dies sei vor allem für Personen schwierig, die nie eine Schule besuchten und Analphabeten sind, so Miller weiter.
Normalerweise ist das Team täglich vor Ort: Im Büro gibt es offene Sprechzeiten und Termine an Montagen und Donnerstagen. Die Rahmenbedingungen sind indes nicht einfach: Oft gibt es lange Wartezeiten für Integrationskurse und zu große bürokratische Hürden. Es fehlen Kita- und Schulplätze, auch die medizinische Versorgung ist problematisch: Wegen der Sprachbarriere werden Dolmetscherinnen und Dolmetscher benötigt. Hinzu kommen unterschiedliche Bildungsstände und kulturelle Prägungen. Viele seien anfangs überfordert von der Lebensweise in Deutschland, vom Überfluss, und haben Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen, beispielsweise eine Krankenkasse auszuwählen, so Heider.
Ehrenamtliche helfen als Dolmetscher aus
Dem Team gelinge es, viele Probleme auszuräumen, sodass es zu keinen schwerwiegenden Konflikten kommt, fand Bürgermeister Armin Mößner. Die Fraktionssprecher zollten dem Team Anerkennung für seine wertvolle, oft schwierige Arbeit. „Etliche Personen kommen über längere Zeit zu uns“ und die Freude sei groß, wenn sie es geschafft haben. Doch gebe es auch Fälle, in denen Personen plötzlich weg sind, führte Meeraus aus. Trotz der Mischung der Kulturen gebe es kaum Konflikte aufgrund der Nationalität oder Religion, nur ab und zu persönliche Animositäten wegen mangelnder Rücksichtnahme, resümierte Heider.
Das Integrationsmanagement beginnt, sobald über den Asylantrag entschieden ist, erläuterte er. Dabei sei eine Frist von sechs Monaten das Ziel, was aber wegen der hohen Zahl an Asylsuchenden oft nicht möglich sei, sodass es zu langen Wartezeiten von über einem Jahr komme. Auf die Nachfrage, wie das Team mit den Geflüchteten kommuniziere, erklärte Heider: „Kinder und Jugendliche sind im Vorteil, sie lernen am schnellsten Deutsch, ebenso Gebildete. Ältere haben es schwer.“ Aber: „Wir haben Kollegen, die verschiedene Sprachen sprechen und helfen, wenn’s mit Online-Übersetzungsprogrammen nicht weitergeht.“
„Wir wollen, dass die Menschen Deutsch sprechen, deshalb sprechen wir schön langsam auf Deutsch mit ihnen“, betonte Miller. „Flüchtlinge, die bereits gut Deutsch sprechen können, helfen uns: Wir haben ehrenamtliche Dolmetscherinnen und Dolmetscher, ohne die wären wir aufgeschmissen.“ Die Polizei komme regelmäßig in die Unterkünfte, um die Meldeauflagen zu überprüfen oder mit der Feuerwehr bei Rauchmelderfehlalarmen, wenn viel gekocht wurde. Aber: „Es gibt keine größeren Probleme mit Drogen oder Kriminalität“, nur kleinere Delikte wie mal einen Ladendiebstahl. Und „wenn jemand nicht guttut, wandert er oder sie in eine andere Unterkunft“, verdeutlichte Heider. „Konfliktsituationen entstehen manchmal durch das Miteinanderleben auf engem Raum“, ergänzte Meeraus.