Szenarien nach der US-Wahl

Ein bitterer politischer Kampf steht bevor

Nach der Wahl werden die USA nicht zur Normalität finden, denn Donald Trump hat klar gemacht, dass er keine Niederlage akzeptieren wird. Hier vier Szenarien.

Wiederholt sich womöglich der Sturm aufs Kapitol wie schon 2021?

© AFP/Samuel Corum

Wiederholt sich womöglich der Sturm aufs Kapitol wie schon 2021?

Von Andreas Geldner

Bis das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahl feststeht, kann es dauern. Eines ist sicher: Der Prozess wird hässlich.

Szenario 1: Trump gewinnt deutlich

Im Jahr 2016 schien der Republikaner von seinem Wahlsieg selber überrascht zu sein und triumphierte erst nur gedämpft. Diesmal wird es anders sein: Trump ist voller Rachegelüste. Ein versöhnlicher Sieger ist nicht zu erwarten. Wenn keine Chance vorhanden ist, die Ergebnisse juristisch anzufechten, wird die Reaktion der Demokraten Depression sein – und der Schwur, den Rechtsstaat zu verteidigen.

Szenario 2: Harris gewinnt deutlich

Das Wort „verlieren“ existiert für Trump nicht. Nach den Erfahrungen von 2020, wo die Wahl eng war, wird er diesmal noch aggressiver sein. Auch ein klarer Sieg bei den Wahlmännern kann ja bedeuten, dass es in dem einen oder anderen Bundesstaat knapp zuging. Daran werden sich Verschwörungstheorien knüpfen und Trump wird das Ergebnis unterminieren wollen.

Zunächst mit einer Welle von Falschinformationen und Lügen, dann mit Anträgen auf erneute Auszählung der Stimmen. Im Weiteren können die Republikaner durch Klagen die amtlichen Endergebnisse verzögern. Danach könnten Amtsträger, die mit Trump sympathisieren, sich weigern, diese zu zertifizieren. Wenn die Wahlmänner in den Bundesstaaten zusammenkommen, könnten diese Treffen gestört werden. Und am Ende könnte ein republikanisch dominiertes Repräsentantenhaus sich weigern, das Wahlergebnis zu protokollieren.

Es ist nicht einmal ausgeschlossen, dass sich ein Sturm aufs Kapitol wiederholt. Wie Gerichte und Sicherheitsapparat darauf reagieren, ist offen. Der Unterschied zu 2020 ist, dass Trump nun nicht die Machtmittel des Weißen Hauses zur Verfügung stehen.

Szenario 3: Trump gewinnt knapp

Für den Republikaner wird es keinen Unterschied machen: Es wird laut Trump der großartigste Wahlsieg der Geschichte sein, der nur durch betrügerische Demokraten verwässert wurde. Hier werden dann die Demokraten alle legal vorgesehenen Register ziehen, um die Wahl anzufechten.

Szenario 4. Harris gewinnt knapp

Alles wie im Szenario 2 – nur dass die Aggressionen von Trumps Anhängern noch heftiger hervorbrechen werden. Das Beispiel von Bidens Wahl ist eine Mahnung: Harris würde, egal wie es ausgeht, von weiten Teilen der Wählerschaft nie als legitime US-Präsidentin akzeptiert werden.

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Erstellt:
4. November 2024, 11:46 Uhr
Aktualisiert:
4. November 2024, 16:11 Uhr

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