Ein glanzvolles Konzert und eine Hommage an das Licht

Internationaler Orgelzyklus: Das Stuttgarter Barock-Collegium beeindruckt mit seinem Programm und seinen stimmigen Interpretationen.

Das Stuttgarter Barock-Collegium mit Rudi Scheck, Christian-Markus Raiser und Eckhard Schmidt (von links) bei seinem Konzert in der Stadtkirche. Foto: Stefan Bossow

© Stefan Bossow

Das Stuttgarter Barock-Collegium mit Rudi Scheck, Christian-Markus Raiser und Eckhard Schmidt (von links) bei seinem Konzert in der Stadtkirche. Foto: Stefan Bossow

Von Petra Neumann

Murrhardt. Das 29. Konzert des Internationalen Orgelzyklus in der Stadtkirche war im übertragenen Sinn eine Hommage der Musik an das Licht. Mit Werken aus unterschiedlichen musikalischen Epochen begeisterten die drei Interpreten Eckhard Schmidt und Rudi Scheck (Trompete, Corno da Caccia) sowie Christian-Markus Raiser (Orgel), die gemeinsam als Stuttgarter Barock-Collegium auftraten, mit ihrem Können und ihren Interpretationen.

Bereits die Ouvertüre D-Dur für zwei Trompeten und Orgel mit den Sätzen Ouvertüre – Capriccio-Bourrée-Adagio-Furioso-Menuett von Carl Hartwig (1710 bis 1749) spiegelt die Strahlkraft barocker Musik wider. Mit ihrer Majestas und Feierlichkeit ist sie die musikalische Verkörperung des herrscherlichen Selbstverständnisses. Die Tonart unterstreicht den hellen Klang der Trompeten und lässt die Melodie erstrahlen, als wäre sie unser Zentralgestirn. Die begleitende Orgel scheint sie zu umkreisen wie ein Trabant, manchmal vorauseilend, dann wieder nachahmend. Obgleich es unterschiedliche Tänze sind, die den Sätzen zugrunde liegen, differieren sie nicht allzu sehr, sondern gehören thematisch eng zusammen.

Von Johann Sebastian Bach (1689 bis 1750) wurden gleich zwei Werke vorgestellt: Das Präludium Es-Dur BWV 552 für Orgel kostet den vollen, mächtigen Klang dieses Instruments ganz und gar aus. Immer wieder tauchen Elemente der Fuge auf, doch wird sie nicht stringent durchexerziert. Ganz anders die Aria „Nun öffnet euch, ihr beiden Ohren“. Auch hier überwiegt der barocke Glanz, die Musik ist ein einziges Leuchten, eine Verherrlichung des Lichts, das nunmehr Ton geworden ist und dem Gehör jubelnd von der Essenz allen Lebens erzählt.

Antonio Vivaldi (1679 bis 1741) wählte Jagdhörner als Blasinstrumente für sein Concerto F-Dur für zwei Corni da Caccia. Ein Jagdhorn war damals nicht nur ein Musikinstrument, sondern demonstrierte die adlige Macht durch ihr Jagdprivileg. Somit verkörpert es die höfische Welt, die ihren gottgewollten Herrschaftsanspruch zelebriert. Die Musik ist dementsprechend elegant und leicht zugleich, aber auch erhebend und feinsinnig.

Ganz anders ist die Wirkung von Benedictus op. 59 von Max Reger (1873 bis 1916). Hier werden sphärische, transzendierende Reiche oder Parallelwelten geschildert, die eher das Irdische umfließen und es berühren, als von oben kommend erfüllen. Die Musik ist ungemein schön, ungemein tröstlich und sanft. Die zweite gespielte Komposition des Meisters ist dem Planeten Venus gewidmet: „Wie schön leuchtet der Morgenstern“, Choralvorspiel op. 67 für zwei Trompeten und Orgel. Hier evoziert die Melodie Gefühle der Erhabenheit und des Heiligen. Die getragene Musik huldigt diesem Gestirn, welches das Nahen der Morgenröte ankündigt, die das Dunkle der Nacht vertreibt und das immerwährende Licht des Lebens zurückbringt.

In der Besetzung bekommt die „Morgenstimmung“ aus der Peer-Gynt-Suite von Edvard Grieg (1843 bis 1907) eine ganz intensive Note. Sie wird gleichsam zum Naturereignis, das die Flora und Fauna zu neuem Leben erweckt, nichts kann ihrer Helligkeit widerstehen. Die Morgenstimmung ist nicht zart und zaghaft, sondern kraftvoll und erobernd und so eine Huldigung an das irdische Sein. Auch der Slawische Tanz Nr. 8 von Antonín Dvořák (1841 bis 1904) wurde ganz eigenwillig und höchstspannend interpretiert. In dem Kontext dieses Konzerts wird er gleichsam zum Tanz aller Existenz, der den Rhythmen der Natur folgt.

Der fulminante Abschluss dieses beeindruckenden musikalischen Vortrags war das Konzert D-Dur für zwei Trompeten und Orgel mit den Sätzen Allegro – Lento – Allegro von Francesco Manfredini (1684 bis 1762). Noch einmal wird der Glanz des barocken Weltentheaters beschworen. Festliche Erhabenheit erfüllte die Kirche, denn dem unbesiegbaren Licht kann nichts Dunkles widerstehen. Kein Wunder, dass das Publikum den Musikern zujubelte.

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Erstellt:
10. Mai 2023, 06:00 Uhr

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