Ein junger Blick auf Stauffenberg und den Widerstand
Schülerinnen und Schüler der früheren Schule des Hitler-Attentäters diskutieren in einem Podcast über den 20. Juli 1944.
Von Jan Sellner
Stuttgart - Neue, junge Töne in der Stauffenberg-Erinnerungsstätte im Alten Schloss: Anlässlich des 80. Jahrestags des von Claus Schenk Graf von Stauffenberg verübten Attentats auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 haben Schülerinnen und Schüler des Eberhard-Ludwig-Gymnasiums (Ebelu) – Stauffenbergs früherer Schule – dort einen Live-Podcast aufgenommen. Die Idee dazu hatte das Haus der Geschichte. Lehrer und Schüler am Ebelu griffen sie gerne auf und erarbeiteten gemeinsam ein Konzept.
Aufgenommen wurden drei Folgen mit der Überschrift: „Held*innen des 20. Julis 1944: Widerstand und Erinnerung.“ Darin geht es zum einen um die Chronologie jenes Tages. Zum anderen um einen vielfach vernachlässigten Aspekt: die Beteiligung von Frauen an den Vorbereitungen des Attentats und dem anschließenden Umsturzplan unter dem Namen „Operation Walküre“. Zu ihnen gehörten Margarethe von Oven, Marion Gräfin Dönhoff, Erika von Tresckow, Ehrengard Gräfin von der Schulenburg und Stauffenbergs Frau Nina. Für die jungen Ebeluler steht fest: „Der 20. Juli 1944 hätte nie ohne Frauen stattfinden können.“
Die dritte Folge des Podcast setzt sich mit der Erinnerungskultur auseinander. Kontrovers diskutieren Schülerinnen, ob eine „Glorifizierung“ von Claus von Stauffenberg angebracht sei, weil er sich erst spät vom Nationalsozialismus distanzierte. Einig sind sie sich darin, dass das „eigentlich Wichtige“ im Blickpunkt stehen sollte: der Plan Stauffenbergs und seiner Mitstreiter, mit der Beseitigung Hitlers den Krieg zu beenden und den Holocaust zu stoppen. „Wir sollten nicht zurückschauen und sagen, so oder so hätten sie es machen sollen“, sagt eine Schülerin.
Bei ihrem Auftritt in der Erinnerungsstätte berichten die Ebelu-Schüler auch aus dem Innenleben ihrer Schule. In einer Umfrage hätten sich Mitschüler überwiegend positiv zu der jährlich stattfindenden Stauffenberg-Gedenkfeier an der Schule geäußert. „Die Aufarbeitung muss weitergehen“, meint eine der Vortragenden, „denn nur so kann man zu einer fundierten Meinung gelangen“.
Apropos Erinnerungskultur. Die Schüler erinnern auch daran, dass die Stauffenberg-Gedenktafel an dem 1957 eingeweihten Schulgebäude am Herdweg anfangs nicht unumstritten war: „Sowohl einige Lehrer als auch Eltern lehnten demnach eine Ehrung für einen ,Vaterlandsverräter‘ ab“ – ein Spiegel der damaligen Zeit. Das Geld für die Plakette (5000 Mark) brachten Schüler auf.