Ein Lob auf die heimische Streuobstwiese
Das Naturparkzentrum in Murrhardt zeigt eine Ausstellung zu der besonderen Anbaukultur, die Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren bedeutet.

„Der Apfel. Liebling der Streuobstwiesen“ vermittelt, wie wertvoll der Lebensraum ist, Kinder erwarten auch interaktive Elemente. Foto: C. Schick
Von Christine Schick
Murrhardt. Die neue Sonderausstellung im Naturparkzentrum konzentriert sich mit Blick auf das fast vergessene Kulturgut auf den Apfelbaum, der Klassiker unter den Streuobstwiesenbeständen. Wer durch die Räume mit Informationstafeln und Bildern sowie einer ganzen Reihe an interaktiven Spielelementen auch für die jüngeren unter den Besucherinnen und Besuchern pilgert, erfährt beispielsweise, dass es fast 2000 Apfelsorten in Deutschland gibt, im Jahr rund eine Million Tonnen Äpfel geerntet werden, die Frucht mehr als 30 Vitamine enthält und ein Apfelbaum bis zu 100 Jahre alt werden kann. „Der Apfel. Liebling der Streuobstwiesen“ vermittelt zudem anschaulich, wie wertvoll der Lebensraum ist – bietet er doch einer großen Zahl von Tieren Nahrung und ein Zuhause.
Da Franziska Hornung vom Naturparkteam sich schwerpunktmäßig mit Biodiversität beschäftigt, hat sie sich dafür eingesetzt, dass die Schau nach Murrhardt kommen kann. Bei der Eröffnung gab Naturparkführerin Petra Klinger, die sich schon lange mit der Streuobstwiese beschäftigt, eine kleine Einführung ins Thema. „In einer Streuobstwiese können bis zu 5000 Tierarten leben“, sagte sie. Die Spanne reicht von Insekten, über Amphibien, Vögel bis hin zu größeren Kandidaten wie Fuchs, Wiesel oder Reh. Petra Klinger hofft, insbesondere Kinder für das Thema zu begeistern, sodass dieser Reichtum inklusive der wertvollen Frucht selbst nicht vernachlässigt und vergessen wird. Apropos Apfel: Die Fachfrau machte auch deutlich, dass die Äpfel in der Region ursprünglich natürlich nicht so rot und prall aussahen wie heute. Nachdem die Frucht aus fernen Ländern, teils auch über die Römer, mitgebracht worden war, machten sich die Mönche später an die Züchtung verschiedener Sorten.
Mittlerweile geht es um die Pflege solch typisch offener Streuobstwiesen, deren Bäume vor allem regelmäßig geschnitten werden müssen, erläuterte Petra Klinger. Ideal sei, wenn sich in den Beständen junge, mittelalte und betagte Bäume fänden, bestenfalls noch ein paar abgestorbene Kandidaten, in denen sich Mäuse oder Siebenschläfer einrichten können. Um dem Biotop zusätzlich etwas Gutes zu tun, rät die Naturparkführerin, nur zwei- bis dreimal im Jahr zu mähen, „nicht bevor die blühende Wiese all ihre Samen verteilt hat“ und „am besten vor der Ernte, damit die Äpfel nicht im tiefen Gras versinken“. Bestenfalls nimmt man das Schnittgut ab, um die Magerwiese nicht zu überdüngen.
Auch Bürgermeister Armin Mößner unterstrich die große Bedeutung der Streuobstwiese in Bezug auf den Artenschutz und ihre Vielfalt als Naturlandschaft. Die Eröffnung sei auch ein Stück Auftakt für die Tourismussaison im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald.
Zudem kündigte Armin Mößner an, dass die Erlebnisschau des Naturparkzentrums bis 2023 erneuert wird. Hintergrund sei, dass der Naturpark gewachsen ist und auch neue Mitglieder wie beispielsweise Abtsgmünd entsprechend berücksichtigt werden sollen.