Ein neuer Mann und einige Baustellen

Großaspachs Trainer Steffen Weiß und Sportdirektor Joannis Koukoutrigas wollen den bisher 19-köpfigen Großaspacher Kader zügig mit fünf, sechs weiteren Zugängen verstärken. Der SG-Coach kündigt an: „Wir werden in den nächsten Tagen viel reden.“

Gab gestern im Fautenhau das erste Mal die Kommandos: Steffen Weiß. Der 32-Jährige soll den Regionalligisten in der neuen Saison zunächst einmal in sichere Tabellengefilde führen. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Gab gestern im Fautenhau das erste Mal die Kommandos: Steffen Weiß. Der 32-Jährige soll den Regionalligisten in der neuen Saison zunächst einmal in sichere Tabellengefilde führen. Foto: A. Becher

Von Uwe Flegel

Proppenvoll war es nicht, als Großaspachs neuer Coach Steffen Weiß die Regionalliga-Fußballer aus dem Fautenhau gestern zu den ersten Trainingseinheiten bat. Das lag aber vor allem daran, dass der neue Chef die 24 Spieler für den Leistungstest in drei Gruppen aufgeteilt hatte. Mit David Hummel (Stürmer, 19 Jahre, VfB Stuttgart U 19), Bastian Frölich (Außenverteidiger, 21, Schalke 04 II), Tim Littmann (Linksaußen, 19, Eintracht Frankfurt U 19), Marcel Bahm (Linker Verteidiger, 21, Calcio Leinfelden-Echterdingen) und Niklas Heger (21, Torwart, VfB Stuttgart II) waren fünf sogenannte Gastspieler dabei, die sich für ein Engagement bei der SG Sonnenhof empfehlen wollen. Ob es dazu kommt, werden die nächsten Tage zeigen. Fest steht für Sportdirektor Joannis Koukoutrigas: „Wir haben noch ein paar Baustellen und werden noch fünf, sechs Neue holen.“ Wobei der Sportchef auch sagt, „dass wir uns aber auch noch vom einen oder anderen Spieler trennen wollen“.

Ein zusätzlicher Innenverteidiger steht auf der Prioritätenliste der Schwaben ganz oben

Aspachs neuer Coach hört aufmerksam zu. Steffen Weiß, in der Lüneburger Heide aufgewachsen und beim Hamburger SV als Jugendcoach sowie Trainer der U 21 das erste Mal richtig mit dem Profifußball in Kontakt gekommen, weiß, dass er ein gewichtiges Wörtchen mitreden soll, wenn es darum geht, wer von den Wackelkandidaten gehen muss und für welche Position es noch Verstärkung geben soll. Klar ist für ihn, dass „die Leist-Position in der Innenverteidigung unbedingt ersetzt werden muss.“ Ansonsten übt sich der aus Hamburg ins Schwabenland gekommene 32-Jährige in hanseatischer Zurückhaltung. „Ich will viel und gut arbeiten“, hat er sich vorgenommen. Er will dafür sorgen, „dass wir eine bessere Runde spielen als die vergangene Saison“. Und: „Ich bin mir sicher, dass man Spieler mit gutem Training weiter entwickeln kann.“ Es ist zu hören, dass Weiß zuvor beim Drittligisten Halle wie beim HSV im Nachwuchsleistungszentrum gearbeitet hat. Er ist einer, der sich nicht als Beschäftigungstherapeut, sondern als Fußballlehrer sieht, obwohl er bislang nur im Besitz der A-Lizenz ist.

Als Mann, der sich im Jugendbereich bereits seine Sporen verdient hat, weiß er, wie wichtig die Kommunikation zwischen Mannschaft und Trainer sein kann. „Wir werden in den nächsten Tagen viel reden“, sagt er und spricht dabei vor allem vom Kontakt zum Team, aber auch zum Thema Kaderplanung. „Wir haben mit einigen neuen Spielern gesprochen, wollten aber abwarten, bis der Trainer fest steht, den er muss ja mit ihnen arbeiten“, erklärt Koukoutrigas.

Dazu zählt eventuell weiterhin der 24-jährige Angreifer Dominik Widemann, der beim Trainingsauftakt dabei war, obwohl sein Vertrag eigentlich ausgelaufen ist. „Wir haben miteinander gesprochen, werden uns diese Woche beschnuppern, dann warten wir am Samstag das Testspiel gegen Freiberg ab und setzen und danach zusammen“, erzählt Weiß, dem zum Auftakt von den Spielern, die unter Vertrag stehen, neben Julian Leist, der sich krank gemeldet hatte, nur Mittelfeldmann Mohamed Diakite fehlte. „Mo wurde von Thomas Fröhlich am Knie operiert, macht nun hier seine Reha und wir hoffen, dass er Mitte bis Ende August wieder bei der Mannschaft ist“, berichtet der Sportdirektor, der weiß, dass der 24-jährige US-Amerikaner einer der Fußballer sein kann, die sein neuer Coach als „Säulenspieler“ bezeichnet. „Die brauchst du als Achse. Drei, vier Eckpfeiler, die eine Mannschaft halten, wenn es mal kritisch wird.“

Knapp sechs Wochen hat das Nordlicht noch Zeit, herauszufinden, wer dafür in Aspach in Frage kommt. Sind es Arrivierte wie Kai Gehring, Nico Jüllich und Joel Gerezgiher, erfahrene Neue wie Angreifer Steven Lewerenz, oder gar einer von denen, die noch kommen sollen? Vielleicht wird es ja gar der vergangene Saison wegen seiner schlampigen Defensivarbeit in die Kritik geratene Andreas Ivan. „Ich kenne ihn aus meiner Zeit beim HSV, als er sich im Training unserer Ersten mal vorgestellt hat und ich erwarte etwas von ihm“, sagt Weiß zu dem 26-Jährigen. Der Offensivmann mit rumänischem Pass hat auf jeden Fall eine Eigenschaft, auf die sein Trainer großen Wert legt. „Ich will meine Mannschaft, die mit dem Ball was anfangen kann.“

Ob der Coach dabei hinten auf eine Dreier- oder eine Viererkette baut? „Flexibilität ist König“, antwortet der 32-Jährige und erklärt: „Beides ist möglich. Unser Ziel ist, dass der Gegner für uns berechenbar ist, wir aber für den Kontrahenten unberechenbar bleiben.“ Als Beispiel dafür sagt er: „Eigentlich wollen wir immer hoch pressen, es kann aber auch sein, dass wir mal ein wenig Atlético Madrid spielen.“ Das heißt, dass die SG tief steht, dort aber aggressiv und konsequent in die Zweikämpfe geht, um nach der Balleroberung blitzschnell zu kontern. Das Wie scheint also geklärt. Nun muss nur noch festgelegt werden, welcher Kader das umsetzen soll. Am fehlenden Trainer liegt es jedenfalls nicht mehr, sollte Großaspach noch geraume Zeit einige Baustellen aufweisen.

Leist-Wechsel zu Kickers fast sicher, Özdemir ist weg und zum Auftakt muss die SG zu Hoffenheim II.

Großes Thema beim gestrigen Trainingsauftakt war die Personalie Julian Leist. Der Ex-Kapitän will den Verein bekanntlich trotz eines noch ein Jahr laufenden Vertrags verlassen. Aspachs Sportdirektor Ioannis Koukoutrigas berichtete, dass sich der 33-jährige Innenverteidiger mit dem Oberligisten Stuttgarter Kickers einig sei und zu seinem Ex-Verein, von dem er im Sommer 2014 in den Fautenhau gekommen war, zurückkehren wolle. Nun gehe es noch darum, dass sich die beiden Klubs einig werden, so Koukoutrigas, der erklärte: „Wir werden ihm keine Steine in den Weg legen und ich bin zuversichtlich, dass wir uns mit den Kickers einigen.“ Heißt: Wenn die Ablösesumme passt, dann bekommt Leist die Freigabe.

Bei Özgür Özdemir ist die SG einen Schritt weiter. Gestern wurde der ursprünglich bis 30. Juni 2022 laufende Vertrag mit dem 26-Jährige aufgelöst. Der gebürtige Frankfurter war erst vor einem Jahr zurück gekommen, nachdem er zuvor ein halbes Jahr vereinslos und davor beim türkischen Zweitligisten Adanaspor am Ball war. Özdemir, der bereits in der Drittligasaison 2017/2018 für Aspach spielte, brachte es nach seiner Rückkehr in den Fautenhau lediglich auf 13 Einsätze.

Zum Trainingsauftakt gab es nach Torwartrückkehrer Maximilian Reule und Angreifer Steven Lewerenz den dritten Zugang. Von der U 19 des 1. FC Heidenheim wechselt Elias Rahn in den Fautenhau. Der 18-jährige Verteidiger stammt ursprünglich vom SV Breuningsweiler und wohnt in Winnenden.

Los geht die neue Saison in der Regionalliga Südwest mit einem Eröffnungsspiel am Freitag 13. August. Großaspach muss an diesem Wochenende zum Auftakt zur TSG Hoffenheim II, empfängt die Woche drauf Hessen Kassel und muss am Dienstag oder Mittwoch 24./25. August zu Astoria Walldorf. Zum Abschluss der ersten englischen Woche steht das Heimspiel gegen Mainz 05 II an. Das Nachbarschaftsduell beim VfR Aalen ist fürs Wochenende 24./25./26. September, das Heimspiel gegen den VfB Stuttgart II für den 15./16./17. Oktober und das Gastspiel beim SSV Ulm für den 12./13. oder 14. November angesetzt. Am Montag, 19. Juli, sollen die ersten neun Spieltage zeitgenau festgelegt werden. Beendet wird die Vorrunde am Wochenende 20./21. November mit dem Heimspiel gegen Rot-Weiß Koblenz. In der letzten Partie vor Weihnachten gastiert Großaspach am vierten Advent beim FSV Mainz 05 II. Nach der Winterpause empfängt die SG am 11./12./13. Februar Schott Mainz. Zum Abschluss geht es am 14. Mai nach Koblenz.

Sollten die Südwest-Oberligisten Trier und Worms nicht noch nachträglich in Schiedsgerichtsverfahren den Aufstieg erstreiten, dann spielt die Regionalliga in der neuen Runde mit 19 Teams. Am Ende der Saison steigen mindestens vier und maximal sechs Mannschaften ab, sofern die Regionalliga Südwest aus der Dritten Liga Zuwachs bekommt. Der Meister steigt direkt auf.

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Erstellt:
7. Juli 2021, 06:00 Uhr

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