Mercosur-Abkommen
Ein nicht ganz perfektes Abkommen
Der Vertrag der EU mit den Mercosur-Staaten wird von vielen Seiten kritisiert. Es wäre aber schlechter gewesen, ihn nicht zu unterzeichnen, kommentiert unser Brüssel-Korrespondent Knut Krohn.
Von Knut Krohn
Das Mercosur-Abkommen ist nicht perfekt. Aber es ist eine gute Übereinkunft, die allen Seiten viele Vorteile bringt. Selbst die französischen Landwirte, die ihre Wut wieder einmal medienwirksam auf die Straße tragen, werden vom Abbau der Zollschranken mit den südamerikanischen Staaten profitieren. Und für die exportabhängige deutsche Wirtschaft ist das Abkommen von zentraler Bedeutung. Vor allem die Autobranche dürfte zu den Gewinnern gehören.
Aus den USA droht großes Ungemacht
Der Vertrag ist noch aus einem anderen Grund wichtig. Im Moment weiß niemand, wie sich der zukünftige US-Präsident in Sachen transatlantischem Handel verhalten wird. Donald Trumps Drohungen mit dem Aufbau von Zollschranken sind aber durchaus ernst zu nehmen. Es werden stürmische Zeiten auf Europa zukommen, dessen Wohlstand auf dem freien Handel und offenen Märkten basiert. Auch deshalb ist es wichtig, sich neue Märkte zu sichern.
Das Mercosur-Abkommen ist aber auch eine notwendige geoökonomische Entscheidung. In Zukunft wird Europa einen einfacheren Zugang zu wichtigen Rohstoffen haben und damit wesentlich unabhängiger von China werden, das mit seinen Vorkommen den Markt im Moment beherrscht. Und nicht zuletzt kann die EU beweisen, dass sie trotz ihrer politischen Schwerfälligkeit und komplizierten Entscheidungsstruktur in der Lage ist, solche großen und wichtigen Verträge abzuschließen. Denn nach rund 25 Jahren Verhandlungszeit zweifeln einige der Länder in Südamerika an der Verlässlichkeit Europas als Handelspartner. Gleichzeitig lockt China mit Bündnissen, die weniger Umweltauflagen einfordern und einen geringeren Schutz für kleine Unternehmen bieten. Es gibt also sehr viele Gründe, für ein nicht ganz perfektes Abkommen zu stimmen.
Ein wichtiges Signal auch an China