Welttoilettentag 2024
Ein stilles Örtchen zu haben ist ein Menschenrecht
Ein eigenes WC ist für Milliarden Menschen ein unvorstellbarer Luxus. Der Welttoilettentag am 19. November soll darauf aufmerksam machen, dass einem großen Teil der Weltbevölkerung der Zugang zu ausreichend hygienischen Sanitäreinrichtungen fehlt.

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Stuhlgang und Urinieren – auch Defäkation und Miktion genannt – gehören zu den menschlichen Grundbedürfnissen. Doch nicht jeder Ort ist dafür gleich geeignet und heimelig.
Von Markus Brauer
Das stille Örtchen, der Lokus, der Pott: Für Toiletten finden sich allein in der deutschen Sprache zahlreiche Begriffe und Synonyme. Das eigene „Water closet“ – kurz WC – ist für die meisten Menschen in Deutschland selbstverständlich. Weltweit betrachtet sieht das ganz anders aus.
Die Vereinten Nationen haben den 19. November zum Welttoilettentag erklärt. Der Aktionstag soll darauf aufmerksam machen, dass Milliarden von Menschen keinen Zugang zu ausreichend hygienischen Sanitäreinrichtungen haben. Drängende Fragen und Antworten zum Abort:
Toilets are a place for protection By creating a barrier between us and our waste, sanitation is essential for public and environmental health. But when toilet systems are inadequate, damaged or broken, pollution spreads and deadly diseases get unleashed. #WorldToiletDaypic.twitter.com/MDJ7CGzdNx — UN-Water (@UN_Water) November 14, 2024
Wer hat das Klo erfunden?
Die ältesten bisher bekannten Kanalisationen sind 3500 bis 3000 v. Chr. von den Sumerern im Zweistromland erbaut worden. Von 3000 bis 500 v. Chr. bauten Babylonier und Assyrer Klos aus zwei kleinen Mauern mit einem schmalen Zwischenraum, in den die Fäkalien fielen. Mit dem Badewasser wurden sie in die Kanäle gespült.
Im alten Griechenland und in Rom gab es einige öffentliche Abortanlagen mit ständiger Wasserspülung. Das erste Klo mit Spülung soll der Brite John Harington Ende des 16. Jahrhunderts erfunden haben. 1775 ließ sich Alexander Cumming ein Patent auf die Toilette mit Spülung ausstellen. Seine Toilette hatte als erste einen sogenannten Siphon, der als Geruchsverschluss dient.
Wie viele haben keinen Zugang zu hygienischen Toiletten?
Nach Daten der Vereinten Nationen leben 4,2 Milliarden Menschen weltweit ohne sichere Sanitärversorgung. 893 Millionen Menschen machen ihr Geschäft im Freien. Werden menschliche Ausscheidungen nicht hygienisch entsorgt, können darüber Krankheiten übertragen werden. Jährlich sterben dadurch nach Schätzungen rund 400 000 Menschen.
Weltweit nutzen rund zwei Milliarden Menschen Wasserquellen, die durch Fäkalien verunreinigt sind. Die UN sprechen von einer weltweiten Hygienekrise.
Hilft kurzes Spülen beim Wassersparen?
Durchschnittlich fast 40 Liter, also rund 30 Prozent des täglichen Trinkwasserverbrauchs, entfallen in Deutschland pro Bürger auf die Toilettenspülung. Viele Toiletten haben inzwischen Spartasten. Statt mit acht spülen sie dann mit rund 4,5 Litern Wasser. Das Spülwasser hilft dabei, den Dreck zum nächsten Pumpwerk zu befördern.
Es müsse immer mal wieder nachgespült werden, sagt ein Experte. Das sei auch deshalb wichtig, weil insgesamt immer weniger Wasser benutzt werde, gleichzeitig aber viele Dinge im Klo landeten, die dort nicht hingehören. Unangenehme Folge zu geringen Spülens können demnach Verstopfungen und Fettablagerungen in den Abwasserleitungen sein.
Was sollte nicht im Klo entsorgt werden?
Essensreste, Medikamente, Tampons, Kondome, Slipeinlagen, Zigarettenkippen, Feuchttücher, Wattepads, Lösungsmittel, Farb- und Lackreste: All das hat nichts in der Toilette zu suchen. Derlei Dinge können für Verstopfungen und aufwendige Entsorgungsmaßnahmen sorgen sowie Schäden an den Pumpwerken bewirken. Im Klo entsorgte Essensreste locken Ratten an.
Wie viele waschen sich danach nicht die Hände?
Eine repräsentative Befragung der Hochschule Stiftung Rehabilitation Heidelberg ergab, dass sich 7 Prozent der Menschen nicht die Hände waschen, wenn sie von der Toilette kommen. 27 Prozent waschen sich die Hände nur mit Wasser, 58 Prozent nehmen Seife dazu.
Acht Prozent der Befragten waschen sich die Hände wie von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfohlen: 20 Sekunden lang mit Wasser und Seife und auch zwischen den Fingern.
Macht es Sinn, Kinder schon mit einem Jahr zum Toilettengang zu drängen?
Kinder gewöhnen sich in ganz unterschiedlichem Tempo an die Toilette. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung macht es keinen Sinn, sie dazu zu zwingen. Im Gegenteil: Bei vielen Kindern kann das Stress und Angst auslösen.

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Das Tier im Mann: Die Vorliebe von Männern fürs Stehpinkeln lässt sich auch mit archaischen Verhaltensmustern erklären. Seit Urzeiten ist Man(n) immer auf dem Sprung und hat sich einen ausgefeilten Fluchtreflex angewöhnt. Wer zu viel hockt, den bestraft das Leben.

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Haltung: Experten empfehlen eine schwebende Haltung über dem WC-Sitz als Alternative zum Stehpinkeln. Natürlich ist das nur dann eine Lösung, wenn Man(n) trainiert ist und gleichzeitig über die für die Halbhocklage notwendige Beinmuskulatur verfügt.

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Ästhetik: Öffentliche Toiletten sind selten ein Augenschmaus. Das Ekelgefühl führt dazu, dass Man(n) die Blase nicht mehr so unter Kontrolle hat wie Man(n) will. Aber unästhetisch heißt nicht zwingend unhygienisch und infektiös. Es kann genauso umgekehrt sein.

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Hände waschen: Man(n) kann pinkeln, wie, wo und wann Man(n) will. Letztendlich besteht die größte Gefahr einer Infektion durch unausgereiftes Händewaschen und anschließendes Berühren von Augen, Mund oder anderen Körperöffnungen.

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Gefahren: Die wirkliche Gefahr lauert nicht auf öffentlichen Klobrillen, sondern in der Luft. WC-Spülungen katapultieren pro Spülgang schätzungsweise 25 000 Viren und 600 000 Bakterien durch Mikro-Wassertropfen in die Luft. Nicht spülen ist aber auch nicht die Lösung.

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Spülung: Man(n) meidet Toiletten, die nicht richtig spülen. Wenn diverse Körperausscheidungen in der Toilettenschale aufsteigen, ist tatsächlich eine ästhetisch-olfaktorische Grenze erreicht. In solchen Fällen (siehe Foto) ist es auch notorischen Hockern erlaubt zu stehen.

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Schnell weg: Stehpinkler gehören nicht zwangsläufig zum Prekariat. Man(n) hat gute Gründe öffentliche Toiletten schnell wieder zu verlassen. In der Luft schwebende Partikel enthalten Keime, die jeden nach ein paar Minuten umhauen. Also: Deckel zu und nix wie weg.

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Keine Panik: Wenn Man(n) eine öffentliche Toilette betritt, hat Man(n) schon verloren. Klopapier, Spülknopf, Atemluft, Wände, Boden – alles Zeug ist verseucht. Aber irgendwann muss Man(n) mal müssen. Also Nase zusammenkneifen und die Sache schnell hinter sich bringen.

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Nichts anpacken: Wenn Stehpinkler in Sachen Hygiene nachlässig sind und danach Lebensmittel anfassen, können sie sich genauso wie Sitzpinkler Typhus, Cholera, Salmonellen, Enteritis, Hepatitis A, Wurmerkrankungen und Chlamydien en masse einhandeln.

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Harndrang: Nicht immer ist ein nettes Klohäuschen in greifbarer Nähe. Was macht Man(n), wenn der Harndrang zu groß wird und nirgends Rettung in Sicht ist? Wenn alles im Leben den Bach runtergeht, sollte Man(n) zumindest beim WC-Gang die Dinge fest im Griff haben.