Eintritt frei – auch das sind die Jazz Open
„16 Konzerte, vier Bühnen, null Euro“ – so lautet das Motto der „Open Stages“, des kostenlosen Festivalprogramms.
Von Uwe Bogen
Stuttgart - Bei den Jazz Open, sagen die, die seit 30 Jahren dabei sind, ist schon immer gute Musik gespielt worden. Das Programm sei seit Beginn „über jeden Zweifel“ erhaben gewesen, so steht’s im dicken Buch, das farbenprächtig zum Jubiläum erschienen ist. Lange Zeit habe aber die Anerkennung gefehlt. Selbst in Stuttgart, in der eigenen Stadt, hätten nur Insider gewusst, was für ein Festival das ist, das Enthusiasten mit viel Leidenschaft organisieren und dabei oft mit der Hand in den Mund lebten.
Die Suche nach der Identität ist vielleicht 2011 entscheidend vorangekommen, als der Umzug auf den Schlossplatz, an die wohl schönste Konzertstätte der Stadt, gelungen ist. Eine höchst emotionale Beziehung ist entstanden. Hochkarätige Künstlerinnen und Künstler haben immer auch über den Zaun hinaus gewirkt. Zum Konzept gehört, dass ein Miteinander im Zauber der Musik entsteht, die ganze Stadt das „Jazz-Open-Gefühl“ erlebt.
Zum 30. Geburtstag beschenkt das Festival sein Publikum mit so vielen Gratis-Konzerten wie nie zuvor. Die Open Stages, die kostenlosen Angebote also, haben sich verdreifacht. Bisher haben Stadt und Land die Bands finanziert, die ohne Eintritt spielen – auch diese Auftritte gehören zum guten Ton der Jazz Open. Für die Bezahlkonzerte bekommt das private Festival keinen Cent von der öffentlicher Hand, sondern nur für die Nachwuchsförderung und die Belebung der City. Erstmals steigen die Hauptsponsoren bei den kostenlosen Programmen mit ein.
Im Musikpavillon der Königstraße sind klassische Jazz- und Swingbands zu hören, die Avantgarde trifft sich im Stadtpalais. Mit dem Programm Mastercard Artist Accelerator (dient der „Beschleunigung“ von Künstlern) erhalten „Talente von morgen“ eine Bühne. Motto: „Music meets future“. Gefeiert werden am Samstagabend Ambre Vallet, Janayah und Elif. In Workshops haben sie zuvor mit Technologien wie Web 3 und KI experimentiert. Erlebt das begeisterte Publikum bei freiem Eintritt die Stars von morgen?
Die Jazz Open wollen mithelfen, dass musikalisch immer was Neues entsteht. „Wir haben in Stuttgart und in der Region tolle Musikerinnen und Musiker“, sagt Promoter Jürgen Schlensog. Die will er in den Fokus stellen. Das Festival feiert die Urbanität – die Bühnen befinden sich auch dort, wo man sie vielleicht nicht vermutet. Free Jazz ist das nicht unbedingt, aber Jazz für free allemal.
Beispiele der Open Stages: Die israelische Schlagzeugerin und Sängerin Roni Kaspi tritt mit ihrem Trio am 23. Juli, 22 Uhr, im Stadtpalais auf. Sie steht für eine eigenwillige Mischung aus Jazz und Pop. Im Kunstmuseum tritt am 28. Juli, 12 Uhr, die deutsch-koreanische Jazz- und Klassik-Pianistin Younee auf. In der Domkirche St. Eberhard spielt am 24. Juli, 16 Uhr, der Pianist Marco Mezquida, der in der spanischen Jazzszene als eine der lebhaftesten Figuren gilt.
Bis Montag genießt das Publikum der Jazz Open das Ambiente im Alten Schloss. Am Mittwoch geht’s auf den Schlossplatz. Den Auftakt dort machen Herbert Grönemeyer und die Stuttgarter Philharmoniker.